In und um die EKD: Was sagen wir zur Wahl?

Pressekonferenz in der AfD
Bernd von Jutrczenka/dpa
Der Wahlerfolg der AfD bei den Landtagswahlen überrascht nicht wirklich. Wir haben Stimmen in und um die EKD gesammelt.
Konstruktiv und hoffnungsvoll
In und um die EKD: Was sagen wir zur Wahl?
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Ostdeutschland sind düster. Die AFD marschiert nach vorne. Das Echo aus Politik und Medien ist besorgt. Die evangelische Kirche Deutschland (EKD) und die katholische Kirche beziehen jetzt klar Stellung und bleiben konstruktiv. Auch in den Sozialen Medien hören wir vieles, das Mut macht.

"Die Wahlergebnisse erfordern verantwortungsbewussten Dialog", heißt es von Landesbischof Tobias Bilz (Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens) und Bischof Heinrich Timmerevers (Bistum Dresden-Meißen) in einem gemeinsamen Presse-Statement.

"Gestern haben Wahlen zum Sächsischen Landtag stattgefunden. Die Wahlbeteiligung war außerordentlich hoch", so die Bischöfe. "Das zeigt das große Interesse an politischer Mitbestimmung und gesellschaftlicher Gestaltung. Die Wahlberechtigten haben mit ihrer Stimme Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft im Rahmen demokratischer Strukturen wahrgenommen." Hinter den Prozentsätzen stünden Hoffnungen von Menschen. "Hoffnungen, dass ihre Anliegen ernst genommen werden."

Der neu gewählte Landtag sei mit seinen sieben Parteien so bunt wie nie zuvor. Auch wenn die Ränder stärker geworden seien, spiegele er die Vielfalt der sächsischen Gesellschaft wider, so heißt es in der Pressemitteilung. Daher könne keine Partei allein für sich den Bürgerwillen in Anspruch nehmen, und die Abgeordneten bräuchten neben einer klaren Haltung auch eine hohe Gesprächs- und Kompromissbereitschaft. "Wir freuen uns, dass auch im neuen sächsischen Landtag viele Christinnen und Christen mit ihrem Mandat politische Verantwortung übernehmen werden", so die Bischöfe.

"Kirchen werden die sächsische Politik unterstützen"

"Als Bischöfe werben wir für einen neuen Umgang miteinander", so Bilz und Timmerevers unisono. "Sowohl in der Politik als auch in der Zivilgesellschaft ermutigen wir dazu, sich selbst einzubringen, unterschiedliche Positionen auszuhalten und konstruktive Lösungen zu suchen." Wenn Menschen Verantwortung für ein Gemeinwesen übernähmen und für viele entschieden, verdienten sie Respekt. "Wir Kirchen werden die sächsische Politik im Gebet und mit unseren Möglichkeiten unterstützen."

Weiter heißt es: "Gleichzeitig erneuern wir unseren Appell, Menschenfeindlichkeit sowie extremistischem und nationalistischem Gedankengut keinen Platz in unserem Land zu geben. Aus unserer Sicht muss der Geist der Nächstenliebe, der Schutz der Menschenwürde und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts die Richtschnur sein." 

Die Vorsitzende der Bezirksjugendkammer Leipzig, Johanna Kraft, sagt am Montag (2. September) zu evangelisch.de: "Es ist erschreckend." Immerhin ist sie froh, dass die AfD nachträglich die Sperrminorität verloren hat. Die Evangelische Jugend Leipzig hat nun vor allem Sorge, wie sich das Wahlergebnis auf ihre Arbeit und Finanzierung auswirken wird. "Wir wollen progressive Ideen verwirklichen." Johanna Kraft hofft nun, dass "die Brandmauer der CDU Sachsen das C in ihrem Namen nicht vergisst". Politische und vor allem gesellschaftliche Kräfte sollten sich nun endlich zeigen, fordert sie und sagt weiter: "Es bleibt spannend, was sich nun für uns alles ändert".

Kirchenpräsident Jung: besorgniserregend

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung meint, es wäre gefährlich, die Wahlen nur als Protestwahlen abzutun, sagte Jung am Montag. "Eine intensivere Auseinandersetzung mit den von der AfD vertretenen Positionen ist erforderlich, und zwar nicht so, dass andere Parteien diese in modifizierter Form übernehmen", sagte das Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Evangelische Kirche in Kurhessen-Waldeck (EKKW), die mit dem Kirchenkreis Schmalkalden in Thüringen vertreten ist, stellte sich jetzt hinter das "Wort zum Wahljahr" der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Darin heißt es, Christen glaubten an die Gleichwertigkeit aller Menschen und die unveräußerliche Würde jedes Menschen.

Die Gräben in unserer Gesellschaft sind tiefer geworden. Diese Entwicklung fordert uns als evangelische Christinnen und Christen in besonderer Weise heraus. Wir sind aufgerufen, Brückenbauer zu sein in einer Zeit des wachsenden Misstrauens und der Angst, kommentiert evangelisch.de-Portalleiter Markus Bechtold. Lest hier seinen ganzen Kommentar: Gefragt sind jetzt Brückenbauer

In den Sozialen Medien bleiben die Reaktionen von vielen gläubigen Influencern ebenfalls positiv. Der evangelische Pfarrer Quinton Ceasar aus Wiesmor, einer Stadt in Niedersachsen sagt auf Insta: "In herausfordernden Zeiten wie diesen möchte ich an die transformative Kraft einer solidarischen Gesellschaft glauben."

Die Theologin Sarah Vecera, ebenso wie Ceasar auf dem Evangelischen Netzwerk Yeet aktiv, meint: "Seid gut zueinander und nehmt euch und eure Gefühle ernst! Tut euch Gutes! Seid nicht leise! Liebe ist immer noch stärker und ich glaube immer noch an eine bessere Welt."

"Euch feier ich!"

Der als "Pop-Kantor" der Nordkirche bekannte Jan Simowitsch auf Instagram: "Ich bin nicht überrascht, ich bin erschüttert. Ich fühle mich seit langem im Westen wohnend noch immer dem Osten zugehörig."  Simowitsch schreibt weiter: "Um so größer ist mein Respekt für all die vielen Menschen, die auch jetzt nicht resignieren werden, weil es ihre Heimat ist. Die sich in diesen Stunden in den Armen liegen und weinen und trösten und morgen wieder aufstehen werden. (Bitte steht morgen oder spätestens übermorgen wieder auf!) Euch feier ich!"

Theresa Brückner,  Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum im Berliner Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, ist als Deutschlands erste Digitalpfarrerin bekannt und in den Sozialen Medien unter @theresaliebt zu finden. Sie schreibt auf Instagram:

"Im Osten geboren. Im Osten aufgewachsen. Im Osten zu Hause. Und trotzdem nicht rechtsextrem. Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen tun richtig weh. Die AfD hat in einigen Regionen große Erfolge erzielt und steht bei den Wahlergebnissen weit vorne, was tief besorgniserregend ist. " Und weiter: Es "fängt dabei an, dass wir aufhören müssen, 'den Osten' mit Rechtsextremismus und Populismus gleichzusetzen. Lasst uns zueinander stehen, nicht gegeneinander. Unterstützt Vereine, NGOs und Kirchengemeinden und Menschen, die sich in Ostdeutschland dafür einsetzen, dass Menschen vor Diskriminierung geschützt werden. Seid für Menschen da, die nach diesen Landtagswahlen verständlicherweise überlegen, aus ihrem Landkreis wegzuziehen. Wir brauchen das Miteinander." Das ist ein gutes Schlusswort.