Die starken Wahlergebnisse der AfD in Thüringen und Sachsen sind ein deutliches Signal. Die Wahlbeteiligung war historisch hoch. Die Ergebnisse fordern uns auf, innezuhalten und nachzudenken. Woher kommt diese Spaltung? Wie können wir darauf reagieren? Es ist zu leicht, sich jetzt von Angst und Sorge überwältigen zu lassen, aber unser Glaube ruft uns vielmehr dazu auf, Hoffnung zu säen, auch auf hartem und unfruchtbarem Boden.
Die Enttäuschung vieler Menschen, insbesondere in Ostdeutschland, ist inzwischen unübersehbar. Wirtschaftliche Unsicherheit und ungelöste soziale Probleme lassen das Vertrauen in die etablierten Parteien zunehmend schwinden. Der Zustand unseres gesellschaftlichen Diskurses ist besorgniserregend. Soziale Medien, ursprünglich als Plattformen der Verständigung gedacht, tragen heute vielfach zur Spaltung bei. Extreme Meinungen werden gestärkt, die Gräben zwischen den Menschen vertiefen sich. In diesem Vakuum hat es die AfD geschickt verstanden, sich als Stimme der Unzufriedenen zu präsentieren. Gerade in dieser Situation muss die evangelische Kirche zeigen, dass wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht aufgeben dürfen.
Gerade als Protestanten müssen wir für einen von Respekt und Nächstenliebe getragenen Dialog eintreten. Wie also kommen wir wieder ins Gespräch? Es geht darum, wieder echte Gespräche zu führen und um offenes Zuhören, auch wenn die Positionen gegensätzlich sind. Dabei dürfen wir aber niemals unsere Grundwerte aufgeben: Menschenwürde und Freiheit sind für mich nicht verhandelbar. Unser christlicher Glaube bietet uns ein wirklich solides Fundament, auf dem wir einen Dialog aufbauen können, der von Respekt und Nächstenliebe geprägt ist, auch wenn er anstrengend ist.
Wir müssen also als Christen und als christliche Gemeinschaft wieder lernen, sprachfähig zu werden. Das bedeutet für mich, klar und verständlich über unsere Ängste, Hoffnungen und Visionen zu sprechen. Das ist kein leichter Weg, aber er ist nötig, um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu kräftigen. Unsere christliche Hoffnung mahnt uns, keine Angst zu haben. Angst führt zu Hass und Hass führt zu Leid.
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen zeigen uns, dass wir nicht müde werden dürfen, die Werte der Demokratie zu verteidigen. Auch in düsteren Zeiten gibt es Grund zur Hoffnung. Entscheidend ist, wie wir jetzt handeln. Wenn wir die Werte des Evangeliums - für mich sind das Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden - in unseren Alltag integrieren, können wir dazu beitragen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Würde und Respekt an erster Stelle stehen. Das ist für mich unser gemeinsamer Auftrag als Christinnen und Christen. Lasst uns zuhören, miteinander reden, einander helfen und Brücken bauen. Damit aus Angst nicht Panik, sondern Hoffnung wird.