Wie Jugendliche Glauben erspüren und in Worte fassen

Jens Krieger-Juhnke, Hanna Kruse und Anneke Pollmann und Charlotte Schlieker
Jens Schulze/EMA
Bei der Preisverleihung zum Jugendandachtspreis 2024 am 25.08.2024 in der St.-Michaelis-Kirche Hildesheim wurden Jens Krieger-Juhnke, Hanna Kruse und Anneke Pollmann und Charlotte Schlieker und Tasja Herda (nicht im Bild) ausgezeichnet.
Geistlich Gedanken sammeln
Wie Jugendliche Glauben erspüren und in Worte fassen
Kurz, bildgewaltig und mit bewegenden Einblicken in die eigene Glaubenstiefe: So lassen sich die eingesendeten Andachten aller Beteiligten anlässlich des Jugendandachtspreises der Landeskirche Hannover beschreiben. Dabei geht es auch darum, Seesterne zurück ins Meer zu werfen.

Jens Krieger-Juhnke, aus der Kirchengemeinde An Aue und Fuhse in Uetze, ist Gewinner des ersten Preises in der Kategorie "face to face". Zu verdanken hat er den Sieg gewissermaßen seiner Religionslehrerin. "Als ich eine Religionsklausur zurückbekommen habe, stand da drunter ‚Text für den Jugendandachtspreis‘.

Das habe ich dann als Anlass genommen, den Text als Grundlage für eine Andacht auf einer Fahrt des Kirchenkreises Burgdorfs zu benutzen." Seine Geschichte von einem Jungen, der am Strand angespülte Seesterne zurück ins Meer wirft, habe die Jury tief berührt, sagte Landesjugendpastorin Miriam Heuermann in ihrer Laudatio. "Du hast es geschafft, eine einfache, aber kraftvolle Botschaft zu vermitteln: Dass unser Handeln, auch wenn es noch so klein erscheint, große Auswirkungen haben kann. Du hast uns daran erinnert, dass es nicht die Größe unserer Taten ist, die zählt, sondern die Liebe und die Hingabe, mit der wir sie ausführen."

Vorgegeben war für alle Einsendungen, dass sie sich mit dem Bibelvers auseinandersetzen, dem sowohl die Jahreslosung für 2024 als auch das Motto des Kirchentages in Hannover 2025 entnommen ist: "Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark! Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!" (1. Korinther 16,13-14). In zwei Kategorien wurden Preise vergeben: für "face to face"-Andachten in Jugendgruppen oder auf Freizeiten sowie für Instagram-Videos.

Auch die zweite Preisträgerin, Charlotte Sophie Schlieker, von der Ricarda-Huch-Schule in Hannover, wurde zur Teilnahme am Wettbewerb von ihrer besten Freundin ermuntert. Die beiden gestalteten seit Beginn der Corona-Pandemie Andachten in ihrer Gemeinde. Zudem habe sie der Bibelvers zur näheren Auseinandersetzung gereizt: "Mich hat die Jahreslosung dieses Jahr gleich begeistert, da sie für mich vor vier Jahren in der engen Auswahl für meinen Konfirmationsspruch stand." Die Jury war vor allem von ihrer Sprachbegabung beeindruckt: "Fast wie auf einer Leinwand malt Charlotte Sophie Schlieker mit Worten den behüteten Anfang der Erde und den späteren Selbstzweifel gleich daneben." Laudatorin Friederike Fendler, Studentin und Mitglied der Landesjugendkammer, lobt die Botschaft der "wundervoll geschriebenen" Andacht: "Makel sind ein Teil von uns, wir müssen nicht perfekt sein – trotzdem sind wir genug."

Instagram, ein Ort um Glauben zu teilen

Hanna Kruse und Anneke Pollmann, aus der Evangelische Jugend Aurich, haben bereits zum zweiten Mal am Jugendandachtspreis teilgenommen. Gewonnen haben sie zusammen als erste Preisträgerinnen in der Kategorie "instAndacht". "Dieses Mal war es eher eine spontane Idee. Nicht ohne Grund haben wir unsere Andacht erst am letzten Tag abgegeben." In ihrer ehrenamtlichen Arbeit haben Andachten einen festen Platz. "Wir können damit wichtige Werte vermitteln oder vermittelt bekommen, die auch in der evangelischen Jugend ein Begleiter sind." Das Verfassen der Texte nehmen sie entsprechend ernst: "Ich erinnere mich an einige Nachtschichten, bei denen wir mit Snacks in der Küche gesessen und nach den richtigen Worten gesucht haben", sagt Hanna Kruse. "Es ist unsere Möglichkeit, den Teilnehmenden ein Stück aus unserem Denken mitzugeben." Dies sei auf beeindruckende Weise geglückt, sagt Laudatorin Ina Jäckel. Die Pastorin aus Leer ist selbst als dingens.von.kirchen auf Instagram aktiv und regelmäßig im NDR-Fernsehen zu sehen. Instagram sei oft sehr oberflächlich, "aber euch ist eine bewegende und tiefgründige Andacht gelungen".

Tiefgründige Gedanken kurz gefasst

Tasja Herda, aus der Kirchengemeinde Schladen der Landeskirche Braunschweig, freut sich über den zweiten Preis in der Insta-Kategorie. Sie hat bei ihrer Instagram-Andacht ebenfalls die Herausforderung gereizt, tiefgründige Gedanken kurz zu fassen. "Nachdem ich den vorgegebenen Bibelvers mit einem Kinderlied in Verbindung gebracht habe, das ich mag, hat er mich nicht mehr losgelassen. Ich wollte unbedingt meine Gedanken dazu teilen." Laudator Andreas Behr, landeskirchlicher Beauftragter für den Kirchentag 2025, hebt hervor, dass Tasja Herda Instagram nutze, ohne sich dem sozialen Medium anzubiedern oder die Inszenierung zu übertreiben. "Letztlich ist Deine Andacht einfach Kommunikation, die funktioniert", so der Pastor. "Mutig sind dabei Deine klaren, persönlichen Worte, die mich aber nicht vereinnahmen, sondern mir etwas Neues öffnen."

"Jugendliche erleben Glauben anders als wir. Diesen Glauben hebt der Preis auf die Bühne unserer Kirche", sagt Pastor Michael Grimmsmann, der die theologische Nachwuchsförderung der Landeskirche Hannovers und auch den Jugendandachtspreis verantwortet. "Die 65 Bewerbungen spiegeln die Breite wider, mit der Jugendliche ihren Glauben in die Gesellschaft tragen. Genau dies möchte die Nachwuchsarbeit der Landeskirche fördern und würdigen."

"Wir brauchen mutige Menschen wie euch, die auf den Punkt bringen, was wichtig ist. Die sagen, woran sie glauben." 

Landesbischof Ralf Meister, der die Gewinnerinnen und Gewinner auszeichnete, formuliert es ähnlich: "Wir brauchen mutige Menschen wie euch, die auf den Punkt bringen, was wichtig ist. Die sagen, woran sie glauben." Die Einsendungen hätten in ihrer Kürze und Bildsprache überzeugt. Rund 180 Gäste waren zur Preisverleihung in der Hildesheimer Michaeliskirche gekommen. Das musikalische Programm gestalteten die Deutschpop-Newcomerin Jana Breman aus Wilsum (Grafschaft Bentheim) und ihr Pianist Daniel van Faassen.

Für ihre Mühe erhalten die Preisträger:innen auch eine finanzielle Anerkennung. Die jeweils ersten Preise sind mit 500 Euro dotiert, die zweiten Plätze erhalten 250 Euro. Zusätzlich bekommen die Erstplatzierten Jens Krieger-Juhnke sowie Hanna Kruse und Anneke Pollmann jeweils 3.000 Euro für Projekte ihrer Jugendgruppe.

Zum vierten Mal hatte die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers am Sonntag (25. August 2024) in der Hildesheimer Michaeliskirche besonders gelungene Andachten ausgezeichnet. Neben den vier Hauptpreisen wurden für einzelne Kriterien wie Songauswahl, bester Einstieg oder Atmosphäre insgesamt 25 Sonderpreise vergeben. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind außerdem zu einem Coaching-Seminar mit Schreibwerkstatt und Workshops eingeladen.

 

Sonderpreise:
•    Dialog mit Songs: Han Wang (JuKi Paulus, Bad Lauterberg)
•    Interaktiv: Iana Söder (Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck)
•    Gottesdienst: Maximilian Homann, Jonas Wanek, Luisa Wanek, Meike Denecke, Henrike Schütte, Pauline Heimerl (Sankt-Martini-Kirchengemeinde Stöckheim, Northeim)
•    be nice challenge: Merle Meyer, Emily Schlegel (Kirchengemeinde Friesoythe/Bösel/Sedelsberg, Kirche in Oldenburg)
•    Slam: Pauline Wrocklage (Kirchengemeinde St. Johannis, Bramsche)
•    Atmosphäre: Leonie Werner (Kirchenregion Söhlde)
•    Predigen mit einem Popsong: Charlotte Bernau, Hannah Schön, Lea Marie Grote, Hetti Albrecht, Emma Luisa Bernau (Kirchenkreisjugenddienst Holzminden-Bodenwerder)
•    Methode Traumreise: Arica Velte, Linus Schmidt (Kirchengemeinde St. Marien, Himmelpforten)
•    Öffentlicher Ort: Catalina Fiesinger (Lemgo)
•    Roter Faden: Melina Beyer (Kirchengemeinde St. Petri Geestland)
•    Videocollage: Lara Hoppe, Emma Uetrecht (Kirchengemeinde Lemförde)
•    Symbol: Anna Brandt (Kirchenkreisjugenddienst Celle)
•    Persönlich predigen: Moritz Witt (JuKi Paulus, Bad Lauterberg)
•    Sprache: Katharina Wulfert (Lister Kirchengemeinde, Hannover)
•    Zielgruppenorientiert: Ida Zapf (Stamm Brüder Grimm, Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands, Göttingen)
•    Emotionen: Mareile Winkler (Ernst-Reuter-Schule Pattensen)
•    Auf den Punkt: Carolin Wagener (Gesamtkirchengemeinde Lehrte)
•    Komposition: Marisa Berg, Jannika Schmidt, Stella Kasper, Lasse Schulz, Hannah Vandreike, Tim Schrieber (Kirchengemeinde Munster)
•    Theologischer Aufschlag: Colja Busch (Kirchenkreisjugenddienst Nienburg)
•    Politische Wachsamkeit: Marie Werner, Matti Schoss (Kirchenkreisjugenddienst Nienburg)
•    Bester Predigteinstieg: Tristan Lippold (Jesus-Christus-Kirchengemeinde Bad Rothenfelde)
•    Verwurzelt: Lotta Caroline Egbert (Evangelische Jugend Bramsche)
•    Drehbuch: Maja Walter, Leona Kolkmeyer, Lena Heuer, Frida Boymann (Gymnasium Bad Iburg)
•    Bekenntnis: Johanna Sommer (Evangelische Jugend Bramsche)
•    Bibelauslegung: Melissa Hartmann (Christusgemeinde Egestorf)