Das im kirchlichen Raum bislang einmalige Magazin "Demokratie-Kurier" biete auf 16 Seiten Informationen und Positionen mit klaren Aussagen gegen die Gefahr von Rechtsaußen, sagt der Geraer Superintendent Hendrik Mattenklodt. Die Gesamtauflage des Heftes betrage 140.000 Exemplare und werde bis Samstag in jeden Briefkasten in den Kirchenkreisen Gera, Altenburg und Greiz gesteckt. Die Kosten der Aktion betragen den Angaben zufolge rund 25.000 Euro. Das Motto der Aktion laute: "Ihre Stimme ist extrem wichtig. Wählen Sie am 1. September. Aber nicht extrem!"
"Wir machen uns Sorgen", sagt der Superintendent des Kirchenkreises Greiz, Tobias Steinke. Deshalb sei nach intensiven Beratungen dieser neue Weg gewählt worden. "Wir müssen aufzeigen, wo die Grenzen sind", sagt er.
Nach Aussage der drei Kirchenleitenden diffamierten rechtsextreme Parteien wie die AfD, die "Heimat" oder der "Dritte Weg" Gruppen von Personen wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe und ihrer Religion. Sie grenzten Menschen aus und würdigten sie herab. Das alles sei unverträglich mit den Werten, die das christliche Abendland geprägt haben und zusammenhalten.
Die Superintendentin des Kirchenkreises Altenburg, Annette von Biela, betont, mit der Broschüre stelle sich die evangelische Kirche nicht gegen die Wähler der AfD, sondern gegen die Partei. "Es geht uns bei diesem Heft nicht um Parteipolitik. Aber wir wollen, dass politische Dialoge angstfrei von allen Menschen geführt werden können", sagt von Biela. So heiße es bereits im Einleitungstext des Heftes, dass die Welt selbstverständlich nicht perfekt sei, vieles sei ärgerlich und rege auf. Doch die Demokratie mache allen ein Angebot.
Es sei möglich, miteinander zu reden und zu streiten. Jeder könne die eigene Meinung äußern und wählen gehen. Um die Dinge zu verbessern, brauche es Mut statt Angst, Fantasie statt Starrsinn, Zusammenhalt statt Ausgrenzung.
Alle drei Superintendenten rechnen nach eigenen Angaben mit unmittelbaren Reaktionen aus der Bevölkerung. Vielleicht erwachse daraus sogar noch vor der Wahl ein konstruktiver und respektvoller Dialog über den Wert der Demokratie, hieß es. Die Kirche zeige sich für solche Gespräche offen.
Auf jeweils einer Seite des "Demokratie-Kuriers" setzen sich neben Pfarrern etwa Ärzte, Kulturschaffende und Abiturienten mit dem Thema Demokratie auseinander. Den Initiatoren war es nach eigener Aussage wichtig, regionale Autoren für das Magazin zu gewinnen. Die Regionalität des Heftes sei auch der Grund für die Beschränkung auf Ostthüringen. Laut einem Sprecher der mitteldeutschen Landeskirche ist es nicht ausgeschlossen, dass das Projekt, sollte es erfolgreich sein, auch auf andere Regionen Thüringens ausgeweitet wird.