Ein Leben ohne Hund, wusste schon Loriot, ist möglich, aber sinnlos. Der Humorist bezog seine Erkenntnis zwar auf den Mops, doch sie gilt selbstredend auch für all’ die anderen Arten, die ihr Dasein seit 35.000 Jahren mit dem Menschen teilen. Anders als Katzen sind Hunde bedingungslos loyal und im Fall der Fälle sogar Lebensretter: Wenn’s brennt, warnt ihr Gebell vor dem Feuer, während sich Felix catus durch die Hintertür davon macht.
Kein Wunder, dass Hundemänner und Katzenfrauen nicht kompatibel sind, selbst wenn es gelegentliche Ausnahmen geben mag. Eine davon sorgt für eine verblüffende Schlusspointe dieses Films mit dem etwas einfallslosen Titel "Wuff – Folge dem Hund" (der Arbeitstitel "Alles Wuff" war auch nicht besser).
Andrea Willson und Koautor Detlev Buck (auch Regie) erzählen in der heiteren und dank diverser Gastauftritte beeindruckend prominent besetzten Komödie lose miteinander verbundene Geschichten von Berlinerinnen und Berlinern, die zum Teil unfreiwillig auf den Hund gekommen sind. Da ist zum Beispiel Olli (Frederick Lau), ehemals erfolgloser Fußballprofi, der sich um das Schoßtier seiner maladen Nachbarin (Katharina Thalbach) kümmern soll. Als er Elfriede in einer Hundeschule abgeben will, ist er zunächst schockiert von den Pensionspreisen, die Silke (Marie Burchard) verlangt, doch dann denkt er sich "Das kann ich auch", lässt einen Minivan zum Hundemobil mit Nase, Schwanz und Hechelzunge umbauen und wird zum "Dogsitter". Der unerwartete Geldsegen kommt ihm gerade recht, um seine Pokerschulden zurückzuzahlen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Der zweite zentrale Erzählstrang begleitet eine Magazinjournalistin, die kurz hintereinander zwei Tiefschläge verdauen muss: Ella (Emily Cox) hat fest damit gerechnet, Chefredakteurin zu werden, doch erst schnappt ihr ausgerechnet Lebensgefährte Oscar (Holger Stockhaus) den Job vor der Nase weg, weil er beizeiten beim Verlagsleiter (Harald Martenstein) intrigiert hat; und dann beendet er auch noch die Beziehung. Ella, die mit Oscar eigentlich eine Familie gründen wollte, tröstet sich mit dem traurigsten Mischling, den das Tierheim zu bieten hat; die Anregung hat sie den Tarotkarten ihrer Freundin Lulu (Maite Kelly) zu verdanken.
Bozer ist allerdings ein Tier mit eigenwilligem Charakter und haut gern mal ab. Auf diese Weise lernt sie den recht adretten Daniel (Kostja Ullmann) kennen. Der Förster hält jedoch gar nichts von Städterinnen, die ihren Hunden im Naturschutzgebiet freien Lauf lassen. Trotzdem kommen sich die beiden näher; bis Daniel ihr ein Detail gesteht, dass sich mit ihrem Lebensentwurf nicht vereinbaren lässt.
Für die Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen sorgen die regelmäßigen Treffen der Freundinnen Ella, Silke und Lulu. Zu diesem Bunde gehört auch Cécile (Johanna Wokalek). Fünftes Mitglied ihrer Familie neben Ehemann Max und zwei Kindern ist der Berner Sennenhund Simpson, der seit einiger Zeit offenbar ein Problem mit ihrem Gatten hat: Jedes Mal, wenn Max (Urs Jucker) nach Hause kommt, bellt und springt Simpson ihn an, was schließlich zum Zerwürfnis führt, als Max feststellt, dass das Eigenheim zu klein für sie beide ist.
Weil der Hund das wichtigste Bezugswesen des kleinen Sohns mit Down-Syndrom ist, muss der Vater weichen; bis sich schließlich rausstellt, dass Simpsons seltsames Verhalten rein gar nichts damit zu tun hat, dass er Max plötzlich nicht mehr mag, im Gegenteil.
Viele kleine Begebenheiten am Rande bescheren dem Film weitere Kurzweil ; Autorin Willson, zuvor als Produzentin tätig (darunter auch für Bucks Travestiekomödie "Rubbeldiekatz", 2011), hat zuvor unter anderem das Drehbuch für Karoline Herfurths sympathisches Regiedebüt "SMS für Dich" (2016) geschrieben. "Wuff" ist ursprünglich fürs Kino entstanden, lief dort jedoch nur mit äußerst überschaubarem Erfolg, obwohl der erfahrene Regisseur die Geschichte gemeinsam mit Kameramann Marc Achenbach ansprechend und in hochwertige Bilder umgesetzt hat.
Im Fernsehen ist der knapp zwei Stunden lange Film jedoch auch gut aufgehoben. Zu den weiteren Mitwirkenden in zum Teil winzigen Rollen zählen Kida Khodr Ramadan, Lorna Ishema, Jaecki Schwarz, Milan Peschel und Buck selbst. Witzigste Nebenfigur ist jedoch der von Bastian Reiber mit viel Selbstironie verkörperte Professor Doktor Seligmann, der der Reihe nach nahezu alle Frauen anbaggert, die seinen Weg kreuzen, um am Ende für gleich zwei rührend romantische Überraschungen zu sorgen. Die wohl wichtigste Person der Produktion ist jedoch Carola Conrad: Sie hat die vierbeinigen Stars perfekt auf die Dreharbeiten vorbereitet.