"Ohne Vergleich, ohne Wettstreit kein Fortschritt", ist Präses Dr. Thorsten Latzel überzeugt. "Das gilt für uns als Einzelne wie als Gesellschaft." Der Gottesdienst der deutschsprachigen Christuskirchen-Gemeinde wird heute seit 10:30 Uhr gefeiert.
In seiner Predigt, stellt der EKD-Sportbeauftragte das olympische Motto "Höher, schneller, weiter." in den Mittelpunkt. Für viele Athlet:innen sei es der Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere, auf den sie jahrelang hingearbeitet haben, sagt Latzel und wünscht ihnen laut Redemanuskript: "Gebe Gott, dass die Sportler:innen ihre Leistung zeigen können, dass sie sich nicht verletzen und dass es faire, friedvolle, gesegnete Spiele sind."
Er ergänzt aber laut Manuskript weiter: "Doch die Bibel erzählt eben auch von den Schattenseiten, vom Fluch des ständigen Sich-vergleichen-Müssens. Er ist so alt wie die Menschheit selbst."
Präses Latzel zitiert auch den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard: "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Gottes Schöpfung wisse ein Lied davon zu singen, wie die Menschen maßlos über Grenzen gingen und auf Kosten anderer Geschöpfe lebten, so der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Höher bauen, schneller konsumieren, weiter reisen. Nur – mit mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde und unserem Lebensstil funktioniert das nicht."
Zwischen Bescheidenheit und Ambition
Auf der Basis eines Paulus-Textes aus dem 1. Korintherbrief (1. Kor 9,24-27) entfaltet Latzel dazu fünf Gedanken:
• "Es braucht beides: Bescheidenheit und sportliche Ambition."
• "Als Kirche wie als Gesellschaft tut es uns gut, wenn wir das ,Höher, schneller, weiter‘ auf Glaube, Liebe und Hoffnung beziehen."
• "Die Pointe bei Paulus liegt darin, dass er den Gedanken sportlicher Ambition und sportlichen Ehrgeizes kritisch gegen sich selbst wendet."
• "Gerade bei sportlichen Großveranstaltungen ist es wichtig, dass sie nicht zulasten von sozial Schwächeren gehen."
• "Am Ende des Lebens geht es um das, was Paulus den ,unvergänglichen Siegeskranz‘ nennt. Einmal werden wir, werde ich im Licht der Liebe Gottes stehen."
Christuskirchen-Gemeinde in Paris
Durch den sich verstärkenden Nationalismus im 19. Jahrhundert kam es zum Auseinanderleben der französischsprachigen und deutschsprachigen Protestanten in Paris. Das führte zum Bau einer eigenen deutschen Kirche im Zentrum, die 1894 eingeweiht wurde und noch heute Sitz der Deutschen Evangelischen Gemeinde Paris ist. Seit 1954 ist die Gemeinde vertraglich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland verbunden.