Der Titel ist eine Spur zu reißerisch. Es gibt zwar in der Tat einen Mord, aber in erster Linie erzählt "Tödliches Comeback" die Geschichte eines Vaters, der sich nach vielen Jahren mit seinem Sohn versöhnen möchte. Weil das Drehbuch außerdem vom Duo Volker Einrauch und Lothar Kurzawa stammt und Hermine Huntgeburth die Inszenierung besorgt hat, ist der Film (TV-Premiere war 2019) eine fröhliche Komödie mit tragischen Untertönen.
Das liegt vor allem an der älteren der beiden Hauptfiguren, zumal Martin Brambach den alternden Musiker Roy Singer als Helden von trauriger Gestalt verkörpert. Einst hatte Roy mit seiner Band fast einen Hit; heute hangelt er sich mit seinem Partner Siggi (Matthias Bundschuh) von Auftritt zu Auftritt vor wenigen mäßig begeisterten Zuschauern. Eines Tages winkt Siggi und Roy die große Chance: Clubbesitzer Howard König (Thomas Kügel) lädt sie in seine Comeback-Show ein.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Dafür müssen allerdings zwei Hürden überwunden werden: Das Antrittsgeld beträgt 15.000 Euro; und das Angebot gilt nur für die einstige Band des Duos, Roy’s Four. Bassistin Inga (Jeanette Hain), früher Roys Freundin, heute mit König liiert, würde mitmachen, zumal der Sieger der Show einen Plattenvertrag erhält, aber der Vierte im Bunde, damals mit acht Jahren der Star der Band, hat ganz andere Pläne: Roys Sohn Bruno (Ben Münchow) ist mittlerweile bei der Kriminalpolizei und will unbedingt zur Mordkommission, weshalb ihm seine Chefin (Lina Beckmann) dringend rät, jeden Kontakt zum vorbestraften Vater zu meiden.
Damit hat Bruno kein Problem, die Verbindung ist ohnehin schon lange abgerissen, aber dann kommt seine Mutter (Margarita Broich) nach einem Autounfall mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Bruno informiert Roy und gerät prompt in einen kriminellen Strudel, der die Karriereambitionen ebenso zunichte macht wie seine Hoffnungen auf eine Beziehung mit der klugen Kollegin Kyra (Elisa Schlott).
Die Filme des Autoren- und Produzentenduos Einrauch und Kurzawa sind grundsätzlich sehenswert, erst recht, wenn sie von Einrauchs Frau Huntgeburth inszeniert werden; zum Beispiel "Eine Hand wäscht die andere" (2014), eine wunderbar doppelbödige Komödie mit Ulrich Noethen als Steuerprüfer. Die Geschichten des Trios haben fast immer einen melancholischen Kern, und auch "Tödliches Comeback" erzählt im Grunde die Geschichte von Verlierern.
Brunos Stiefvater (Michael Lott) hält den jungen Mann für einen Versager und mobbt ihn nach Strich und Faden; die Kollegen bei der Kripo sind nicht viel besser. Einziger Lichtblick in seinem Leben ist Kyra, aber die attraktive Kommissarin will grundsätzlich keine Beziehung mit einem Polizisten. Roys Perspektiven sind auch nicht besser, ganz gleich, wie sehr er sich mit sorgfältig gestutztem Oberlippenbärtchen und Toupet um Grandezza bemüht; jenseits der Bühne stehen ihm dafür regelmäßig die letzten verbliebenen Haare zu Berge.
Martin Brambach hat eine unverwechselbare Art, verkrachte Existenzen zu verkörpern, und Roy fügt sich prima in diese Riege ein. Dass der Gitarrist mal einen gewissen Ruf als Schürzenjäger und Schwerenöter hatte, lässt heute allein noch sein strahlendweißer Anzug erahnen. Ohnehin hatten Masken- und Kostümbild bestimmt großen Spaß, die Figuren aus dem Showbusiness herzurichten; Jeanette Hain wurde zur Femme fatale, Roeland Wiesnekker mit einer waghalsigen Elvis-Tolle versehen. Er spielt Roman Seidel, den betrügerischen früheren Manager der Band, aus dessen Safe Roy das Antrittsgeld für die Comeback-Show klaut. Bruno sorgt zwar dafür, dass der Mann sein Geld zurückbekommt, doch dann wird Seidel erschlagen. Die Beute ist weg, und natürlich muss der Polizist davon ausgehen, dass sein Vater auch diesmal dahintersteckt.
Die Geschichte bringt also alles mit, was eine gute Tragikomödie braucht, zumal das Drama stets immer nur einen kleinen Schritt entfernt ist; gerade für Bruno ist die Fallhöhe besonders tief, denn er hat sein Leben ja noch vor sich.
Huntgeburth, 2005 für die Knacki-Romanze "Der Boxer und die Friseuse" mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, inszeniert die Geschichte mit leichter Hand und tut gut daran, ihr vorzügliches Ensemble laufen zu lassen. Die Mitwirkenden können sich allerdings nicht nur sehen lassen, sie müssen ja auch singen, und gerade Ben Münchow, Sänger in der Hamburger Band Kollektiv 22, macht das ganz vortrefflich. Musik spielt naturgemäß ohnehin eine große Rolle in diesem Film, schließlich hat sie großen Anteil daran, dass sich Kyra doch noch in Bruno verliebt; ein Polizist mag als Partner nicht in Frage kommen, ein Popstar allerdings sehr wohl.