Menschenrechtler: Steigender Druck auf Regierungskritiker im Südsudan

Menschenrechtler: Steigender Druck auf Regierungskritiker im Südsudan

Nairobi (epd). Regierungskritiker stehen im Südsudan nach Angaben von Menschenrechtlern immer mehr unter Druck. Seit Beginn des Jahres seien deutlich mehr Oppositionelle willkürlich verhaftet worden, teilte Human Rights Watch (HRW) am Dienstag mit. Mehrere Fälle in jüngster Zeit zeigten, dass die Regierung versuche, auf diese Weise Proteste zu unterdrücken.

So sei der Journalist Aleu Anyieth vergangene Woche verschleppt worden, nachdem er an Protesten teilgenommen hatte. Noch immer fehle von ihm jede Spur, erklärte die Menschenrechtsorganisation und forderte seine sofortige Freilassung. Medienberichten zufolge hätten ihn Geheimdienstagenten aus seinem Haus in Bor, der Hauptstadt des Bundesstaates Jonglei mitgenommen.

Auch der Menschenrechtsaktivist Bol Deng Bol berichtete demnach von Verfolgung durch den Geheimdienst, nachdem er an den gleichen Protesten teilgenommen habe wie Aleu Anyieth. Er habe wiederholt Drohungen durch mutmaßliche Agenten erhalten.

Trotz seines immensen Rohstoffreichtums gehört der Südsudan gehört zu den ärmsten Ländern weltweit. Der Krieg im benachbarten Sudan hat die Lage der Bevölkerung weiter verschlechtert. Laut den Vereinten Nationen hungern im Südsudan sieben Millionen Menschen.

Die Bevölkerung macht die Regierung für ihre Armut, die angespannte wirtschaftliche und politische Lage, massive Korruption und eine zunehmende Ungleichheit verantwortlich. Das Land erlangte erst 2011 nach einem blutigen Krieg seine Unabhängigkeit vom Sudan. 2013 eskalierten Konflikte zu einem Bürgerkrieg, der 2020 mit einem Friedensabkommen endete, das jedoch brüchig ist.