Kirchliche Atomgegner feiern Gottesdienst

Getty Images/iStockphoto/scanrail
Kirchliche Gruppen setzen sich seit vielen Jahren für eine Abschaffung von Atomwaffen ein.
Friedensaktionstag in Büchel
Kirchliche Atomgegner feiern Gottesdienst
Am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel haben kirchliche Gruppen am Samstag (25. Mai) für eine Abschaffung von Atomwaffen demonstriert. Etwa hundert Menschen feierten vor dem Haupttor des Fliegerhorsts einen ökumenischen Gottesdienst.

Mit dem Läuten der Glocke auf der Friedenswiese um 11.58 Uhr hatte der Gottesdienst vor dem Haupttor begonnen. Mitwirkende waren neben dem EKD-Friedensbeauftragten Landesbischof Friedrich Kramer Kramer auch Diakon Horst-Peter Rauguth von pax christi, Gregor Rehm von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz sowie Pastoralreferentin Veronika Raß vom Pastoralen Raum Cochem-Zell im Bistum Trier.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, sagte in seiner Predigt, Atomwaffen dürften keinen Platz mehr in der Welt haben: "Sie dürfen kein Mittel der Politik mehr sein und man darf nicht mit ihnen drohen." Kramer beklagte einen Anstieg atomarer Rüstung. "Darum ist gerade jetzt ein Verzicht der NATO auf einen atomaren Erstschlag nötig und wichtig", sagte der mitteldeutsche Bischof. US-Atomwaffen dürften nicht weiter nach Osten verlagert werden, und aus Deutschland müssten alle Atomwaffen abgezogen werden.

In Büchel im rheinland-pfälzischen Landkreis Cochem-Zell werden die letzten US-Atomwaffen in Deutschland vermutet. Kramer forderte die Bundesregierung auf, zur weltweiten Ächtung von Atomwaffen beizutragen und dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten. Der Theologe kritisierte neue "Festungen" der Aufrüstung und Abschreckung. "Rache, Hass und Angst dürfen nicht das letzte Wort haben", sagte Kramer. Er wies darauf hin, dass Jesus selbst bis zu seiner Kreuzigung ein Mann der Gewaltfreiheit gewesen sei. "Das bleibt für uns eine Herausforderung, wenn wir in seine Fußstapfen treten." Christen müssten sich in diese Diskussion einmischen: "Wir sind Teil der Friedensbewegung Gottes."

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer.

Anschließend fand das Kulturprogramm mit einem Predigtnachgespräch mit Landesbischof Friedrich Kramer, mehreren musikalischen Beiträgen und einem Beitrag von Roland Blach von der Kampagne "Büchel ist überall. atomwaffenfrei.jetzt!" statt.

Jugendliche und ihre Perspektive auf den Frieden

Erstmals wurde im Vorfeld des Kirchlichen Aktionstages am Vortag in Cochem ein Workshop für junge Menschen ab 15 Jahren abgehalten, unter dem Motto "Frieden? Alles andere als einfach". In den Workshops im evangelischen Gemeindehaus in Cochem konnten die Teilnehmenden engagierte Menschen erleben, die berichteten, was sie antreibt, was ihre Motive für ihr Engagement sind und was ihnen dabei Hoffnung gibt. Dazu gehörte auch der Landesbischof. In den Workshops hatten die Jugendlichen auch die Gelegenheit, von ihren Perspektiven und Ideen für eine friedliche Welt erzählen und zu überlegen, was man dafür tun kann. 

Veranstaltet wurde der siebte Aktionstag von der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen", der Christinnen und Christen aus evangelischen Landeskirchen, dem Bistum Trier und der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, und der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann hatten zuvor erklärt, sie unterstützten die Forderung nach einer Abkehr von der Strategie der nuklearen Abschreckung. "Solange Atomwaffen existieren, bleiben sie ein großes Risiko", heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der beiden leitenden Theologen. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der russischen Drohungen eines Atomkriegs seien die Kirchen besorgt, "dass ein atomarer Schlag am Ende einer Eskalationsspirale stehen könnte".

Die seit Dezember 2017 bestehende Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen", der Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören, organisiert bereits seit 2018 diese Aktionstage. 2018 predigte der damalige EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms vor rund 500 Menschen am Haupttor, ein Jahr später kamen mehr als 1000 Christinnen und Christinnen zum Aktionstag, bei dem die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann im Gottesdienst die Predigt hielt.