Pfingsten lässt an Wunder glauben

Kirchenfenster
epd-bild/Heike Lyding
Die Predigten an Pfingstsonntag gingen auf die verändernde Kraft des Heiligen Geistes ein.
Predigten zu Pfingsten
Pfingsten lässt an Wunder glauben
In den Predigten am Pfingstsonntag haben die Geistlichen unter anderem über die verändernde Kraft des Heiligen Geistes gesprochen und die Vielfalt und Suche nach der Wahrheit hervorgehoben. evangelisch.de fasst für Sie die Predigten leitender Geistlicher zu Pfingsten zusammen.

"Das Pfingstfest hilft mir, an Wunder zu glauben. Das Wunder, dass unsere Welt anders werden kann", sagte Thorsten Latzel am Pfingstsonntag in der evangelischen Stadtkirche in Waldbröl. Pfingsten sei ein Powerfest, "Pfingsten - das ist Inspiration, Geisteskraft, Empowerment, Leidenschaft, Aufbruch, Energie, Trotzkraft, Hoffnung, Zuversicht", so der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Bei der Auferstehung gehe es gedanklich meist um die Zeit nach dem Tod, darum, dass dieser nicht das letzte Wort behalte, sagte Latzel weiter. "Oft fällt es dagegen viel schwerer, an die Auferstehung im Hier und Jetzt zu glauben, in meinem Leben, in unserer Gesellschaft." Genau dieser Glaube sei aber an Pfingsten zentral: "Dass es Hoffnung gibt wider all meine Hoffnungslosigkeit. Dass Gott in uns ist und uns mit all unserem Schlamassel nicht alleinlässt."

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat bei einem Gottesdienst am Pfingstsonntag in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi zu Gemeinsinn und Zusammenhalt aufgerufen. Es bewege sie, dass an Pfingsten ein Geist der Zuneigung und Verständigung als einigendes Band der Verschiedenen gegenwärtig sein wolle. "Ein Verständigungsort - das trifft den Nerv der Zeit", befand Fehrs, denn aktuell stehe es um die Friedfertigkeit in der Diskurskultur nicht gut.

"Die Sprache gerät an ihre Grenze, und Kompromisse rücken in weite Ferne." Stattdessen seien Angriffe auf demokratische Politiker zu erleben, und Hass auf Andersdenkende breche sich Bahn. Die Bischöfin rief dazu auf, "Europa die Stimme zu geben" und es so zu stärken. In den kommenden Jahren seien viele Krisen zu bewältigen, dafür brauche es ein handlungsfähiges Europa. Das sei nur gemeinsam möglich, "mit der Liebe zur Verschiedenheit".

Bischof Meister: Pfingstgeist durchbricht Stillstand

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat zu Pfingsten die Kraft von neuen Anfängen betont. "Ein Wind weht durch den Stillstand und ein neuer Geist in die Leere. Das ist Pfingsten", schreibt Meister in einer online abrufbaren Andacht. "Gut, dass es diesen Geist gibt. Ich brauche ihn. Wir brauchen ihn wohl alle hin und wieder, wenn die Dinge ins Stocken kommen." Aus diesem Geist entstehe die Kirche und sie brauche diesen Geist immer wieder. "Wo er weht, kommt Lebendigkeit auf."

In der Pfingstgeschichte hätten die Jünger gewartet, ohne zu wissen worauf, schreibt Meister. Sie seien beisammen, aber wüssten nichts anzufangen. "Alles ist zum Erliegen gekommen. Doch dann geschieht es. Als eben noch alle zu Boden starren, sagt der eine: Hej, ich weiß was. Und der nächste: Ich hab’ ne Idee. Und der dritte: Kommt, wir versuchen was. Und der vierte: Los, wir gehen raus!"

Kopp: Vielfalt ist auch in der Kirche nötig

In seiner Predigt in der Münchner St. Matthäuskirche hat der bayerische Landesbischof Christian Kopp über die verändernde Kraft des Heiligen Geistes gesprochen. Im Blick auf die bevorstehende Europawahl sagte Kopp, dass es den europäischen Staatenbund und die Demokratie "dringend" brauche. "Niemals dürfen wir das aufgeben, es ist die beste Regierungsform, die es je gab in der Geschichte". Die Europäische Union sichere den Frieden jeden Tag – "für die Menschen an der Cote d Azur, in Polen, auf Sizilien, in Bayern und in Westfalen".

Die Vielfalt von Menschen und Sprachen in Europa mache das Leben interessant und herausfordernd. Vielfalt sei auch in der Kirche gefordert, denn die Menschen in der Kirche seien unterschiedlich, so Kopp. Der Geist Gottes sei "ein frischer und manchmal ungemütlicher Wind", der Erstarrtes aufwirbelt. Doch die Suche nach der Wahrheit müsse "bei mir selbst" beginnen. "Neuwerden beginnt bei mir selbst. Ich kann nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag darauf warten, dass andere sich ändern", sagte Kopp.

Meyns: Nicht Angst folgen und Hoffnung aufgeben

Zu Pfingsten hat Landesbischof Dr. Christoph Meyns an den Geist Gottes erinnert, der Kraft gebe zu Frieden, Freiheit und Versöhnung. Vieles sei gegenwärtig schwierig, sagte er in seiner Predigt am 19. Mai im Braunschweiger Dom, und könne uns niederdrücken. Der Krieg in der Ukraine zum Beispiel oder der Klimawandel. Außerdem gebe es politische Strömungen, die das ausnutzen "mit hasserfüllten, rückwärtsgewandten Parolen, mit der Suche nach Sündenböcken, mit der Abwertung und Ausgrenzung von Minderheiten".

Doch es gebe in der Geschichte immer wieder Beispiele, wie Menschen in der Hoffnung auf Gottes Geist die Welt zum Besseren verändert haben. Deswegen, so der Landesbischof, sollten wir nicht der Angst folgen und nicht die Hoffnung aufgeben: "Lasst uns vielmehr Gott um seinen Geist bitten, um Lebensfreunde und Lebendigkeit, Zuversicht und Kraft bei der Gestaltung unseres Lebens, um einen weiten Blick für unsere Mitmenschen, um Trost und Zuversicht in schwierigen Zeiten."

Bischöfin Beate Hofmann hat bei einem Ordinationsgottesdienst am Pfingstsonntag in der Kasseler Martinskirche 18 Theologinnen und Theologen für den Pfarrdienst in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) eingesegnet. In ihr neues Amt gingen sie "begleitet von Gottes Wort und ermutigt durch Gottes Geist", sagte Hofmann und nahm Bezug auf Pfingsten: "Heute feiern wir Gottes Geisteskraft, die müden Herzen und niedergeschlagenen, mutlosen Jüngerinnen und Jüngern neue Energie gibt, sie begeistert und inspiriert." 

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber nannte Rückzug und Frust angesichts von Krisen verständlich. Doch angesichts vieler Konfliktsituationen komme es auf eine "Unterscheidung der Geister" in der Frage an, welchen Weg man einschlägt: Abschottung, Frust und Rückzug oder den einer "Offenheit dafür, dass der Herr mich und uns in eine neue Dynamik des Miteinanders führen wird."

Christenmenschen seien keine Schwärmer, die "rosarote Girlanden um einen tristen Alltag" malen, sagte Regionalbischöfin Gabriele Wulz im Pfingstgottesdienst, in dem auch die neue Ladenkirche in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis) eingeweiht hat. Denn sie wüssten um die "Abgründe des Lebens und die Macht der Finsternis". Aber dennoch setzten sie aus ihrem christlichen Glauben heraus Hoffnungszeichen in dieser Welt.