Sexuelle Übergriffe unter KiTa-Kindern?

In einer Puppenstube ist ein kleine Bett mit Puppen drauf und andere kleine Spielzeuge zu sehen.
epd-bild/Heike Lyding
Beschäftige in Kindertagesstätten müssten für sexuelle Übergriffe unter Kindern mehr sensibilisiert werden, sagt der Leiter des Landesverbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Carsten Schlepper.
Evangelische Kita in Bremen
Sexuelle Übergriffe unter KiTa-Kindern?
In einer evangelischen Kita im Bremer Westen ist es offenbar zu sexuellen Übergriffen unter Kindern gekommen, die weit über sogenannte Doktorspiele hinausgehen. "Wir müssen davon ausgehen, dass so etwas passiert ist", sagte der Leiter des Landesverbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Bremen, Carsten Schlepper, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst.

Die Vorfälle hätte sich im vergangenen Sommer bis Herbst zugetragen. Zuerst hatte der Bremer Weser-Kurier darüber berichtet. Problematisch sei, dass Mitarbeitende anfänglich ausweichend auf Elternberichte reagiert hätten, räumte Schlepper ein. Die Mitarbeitenden seien verunsichert gewesen, zumal die Leitungsstelle damals vakant gewesen sei und eine adäquate Ansprechperson gefehlt habe. In der Nachschau sei deutlich geworden, dass die Beschäftigen in allen Kitas dafür sensibilisiert werden müssten, auch kleinste Anzeichen wahrzunehmen.

Schlepper betonte, dass alle Vorfälle mit der Elternvertretung und dem Landesjugendamt aufgearbeitet worden seien. Die Behörde habe bescheinigt, dass sich die Mitarbeitenden insgesamt richtig verhalten hätten. Bei den Eltern sei jedoch Vertrauen verloren gegangen. "Wir wollen dieses Vertrauen zusammen mit der Fachberatung wieder aufbauen."

Eine Lehre sei, dass das Thema Umgang mit Körperlichkeit präventiv im Alltag der Kitas mit den Mitarbeitenden und den Eltern bearbeitet werden müsse, sagte Schlepper weiter. Zwar habe jede der 65 evangelischen Kitas in Bremen längst entsprechende Gewaltschutzkonzepte, doch müssten diese deutlicher auch mit den Eltern besprochen werden. Dabei gehe es auch um die Frage, was noch "normale Doktorspiele" seien. Bei einem Elternabend in der kommenden Woche solle das Konzept in der betroffenen Kita vorgestellt werden.

 

Einer der übergriffig gewordenen Jungen sei mittlerweile in einer anderen Kita untergebracht. Außerdem habe er eine persönliche Assistenz erhalten. Laut Schlepper gebe es einen steigenden Bedarf für solche Assistenzen, da immer mehr Kinder sozial auffällig seien und Schwierigkeiten hätten, sich in einer Gruppe einzuordnen. "Es gibt Kinder, die ohne persönliche Assistenz keinen Tag in der Kita bewältigen können."

An die Eltern appellierte Schlepper, sich frühzeitig zu melden, wenn Kinder merkwürdige Geschichten aus der Kita berichten oder sich anders als sonst verhalten. Dass Kinder auf diese Weise übergriffig werden, komme vor, doch seien es Einzelfälle.