Mehr als 11.000 bunt bemalte Eier schmücken den Osterbrunnen in Bieberbach in der Fränkischen Schweiz. Zwei Einträge ins Guinness-Buch der Rekorde hat das dem kleinen oberfränkischen Kirchdorf schon eingebracht. Seit 43 Jahren kümmert sich der Heimatverein darum, dass in der Woche vor Palmsonntag beim Aufbau alles reibungslos funktioniert. Schon seit Wochen laufen die Vorbereitungen. Ähnlich sieht es in vielen anderen Orten in der Region aus. Egal, wie groß oder klein sie sind: Ein Osterbrunnen gehört einfach dazu.
Auch im Nachbarort Kleingesee ist am Wochenende vor Ostern viel los. Rund 20 Helferinnen und Helfer bringen frisches Grün am Brunnen an und dekorieren ihn mit rund 1.200 Eiern. Seit 1987 gibt es die Tradition, seit 2010 bekommt der Osterbrunnen jedes Jahr ein neues Motto. "Wir hatten damals Fußball spielende Osterhasen zur WM, aber auch schon einen Waldbrunnen und einen Brunnen rund ums Bier", erzählt Mitorganisatorin Diana Eckert. In diesem Jahr ist das Thema die Fränkische Schweiz. Dazu hat die Gruppe aus sechs Frauen Wappen und Logos aus vielen verschiedenen Gemeinden gesammelt und auf die Eier gemalt.
Der Osterbrunnen in Kleingesee ist eine Hommage an seinen Ursprung, auch wenn sich die Tradition inzwischen in anderen Teilen Süddeutschlands verbreitet hat. "Wir sind hier in einem hoch gelegenen Gebiet mit Kalkuntergrund. Dort hält sich kein Wasser, auch das Regenwasser versickert im Gestein", erzählt Kreis-Heimatpflegerin Annette Schäfer. Vor mehr als 100 Jahren habe man das Wasser in der Fränkischen Schweiz daher oft mühsam in die Orte tragen oder es in Hülen - künstlich angelegten Teichen - auffangen müssen. "Der Dank für die Versorgung mit Wasser und das Erwachen der Natur im Frühling kommt in den Osterbrunnen zum Ausdruck."
Dorfgemeinschaft kümmert sich um Gestaltung
Seitdem habe sich dieser Brauch verselbständigt. "Wir nennen das in der Volkskunde Brauch ohne Glaube", erklärt Schäfer. "Inzwischen gibt es auch an Orten Osterbrunnen, wo es nie Probleme mit der Wasserversorgung gab, weil die Menschen sie einfach schön finden." Auch die Eier gehörten ursprünglich nicht zur Dekoration dazu. Sie hätten erst in der Nachkriegszeit Eingang in die Tradition gefunden, wohl auch, um mehr Touristen anzulocken.
"Das Wichtigste am Brunnen ist natürlich das Ei und die Eier kommen aus dem Ort", erzählt Barbara Pickelmann, die die Arbeiten in Bieberbach koordiniert. Rund 1.000 Eier werden für den Osterbrunnen jedes Jahr erneuert - weil sie kaputtgegangen sind oder es eine neue Gestaltungsidee gibt. Rund 25 Leute sind jedes Jahr schon im Winter damit beschäftigt, Eier auszublasen, zu reinigen und zu bemalen. "Die Eier werden erst grundiert, dann mit Details bemalt und dann mit Klarlack versiegelt, um sie bruchsicherer und widerstandsfähiger gegen die Witterung zu machen."
Wenn Ostern näher rückt, steuern die Dorfbewohner Grün aus ihren Gärten bei, das zu Girlanden an Eisengerüste gebunden wird, um die Eier dort zu befestigen. "Es ist ganz charakteristisch, dass sich um das Gestalten des Osterbrunnens die Dorfgemeinschaft kümmert", weiß Annette Schäfer. Oft gebe es einen Verein, manchmal komme das Engagement auch aus dem kirchlichen Umfeld. Eine Anbindung an die Kirche müsse aber nicht vorhanden sein. "Für uns ist das Geselligkeit", sagt Diana Eckert aus Kleingesee. "Wir treffen uns nach den Wintermonaten zum Planen, wir essen, wir reden, wir trinken - schnäpseln natürlich auch ein bisschen - und tauschen uns aus."
In den meisten Orten bleiben die Osterbrunnen bis zwei Wochen nach Ostern geschmückt. Sie sind Touristenmagnete und ziehen nicht nur Menschen aus der näheren Umgebung an. Ganze Bustouren bieten Reiseveranstalter durch die Fränkische Schweiz an, um die vielen verschiedenen Osterbrunnen zu besichtigen.