So funktioniert "Mahl ganz anders"

Startaufstellung bei Gründonnerstagsaktion
Matthias Binder
Der Übersichtsartikel der Grünndonnerstags Straßentheater Aktion "Mahl ganz anders" erklärt von der Planung bis zur Ausführung.
Performance am Gründonnerstag
So funktioniert "Mahl ganz anders"
Das Straßentheater zu Leonardo da Vincis Gemälde
Seit zehn Jahren inszeniert evangelisch.de das Straßentheater "Mahl ganz anders" zu Gründonnerstag in verschiedenen Städten. Das findet immer mehr Anklang. Wer die Aktion nachmachen möchte, findet hier die Anleitung dafür.

Vorbemerkung: Die Idee, das berühmte Fresco von Leonardo da Vinci mit Menschen darzustellen ist nicht neu. Sein Bild vom letzten Abendmahl ist quer durch die Pop-Kultur immer wieder von Menschengruppen nachgestellt worden. Das Projekt "Mahl ganz anders" unterscheidet sich lediglich dadurch, dass es als Inszenierung im öffentlichen Raum für den Gründonnerstag entwickelt wurde, um auf diesen Tag und die beginnenden Osterfeiertage hinzuweisen. Wir laden ausdrücklich dazu ein, dieses kleine Straßentheater nachzumachen und auch abzuwandeln, wenn es geboten erscheint.

Was wird dargestellt?

Mit Gründonnerstag beginnen die Osterfeiertage. An diesem Abend wird der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus gedacht. Damit verbunden ist, dass Jesus während des Mahls ankündigt, dass Judas ihn ausliefern wird. Diese Szene wird in den Evangelien sehr ähnlich beschrieben:

Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s? (Markus 14,18-19)
Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s? (Matthäus 26,21-22) Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird! Und sie fingen an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde. (Lukas 22,21-23)

Es ist diese Szene, die da Vinci in seinem Gemälde darstellt. Jesus hat eben verkündigt, dass einer seiner Jünger ihn ausliefern wird, und die Jünger reagieren darauf.

Wer das Bild nachspielen möchte, sollte sich darum bemühen, diese sehr besondere Situation zu erfassen. Sie enthält eine Menge Spannung, die man den Personen auf dem Gemälde ansehen kann. Diese Spannung soll auch im Spiel deutlich werden. Darum ist "Mahl ganz anders" nicht lediglich ein Standbild, sondern es hat eine Choreografie.

Material

  • 2 Tapeziertische (3 Meter Länge)
  • 13 Klappstühle
  • Eine lange Tischdecke (7 Meter mal 1 Meter)
  • 13 Teller
  • 13 Gläser
  • 2 verschließbare Wasserflaschen
  • Trauben oder etwas anderes, das sich gut teilen und essen lässt.
  • 4 Körbchen dafür
  • Ein Brot
  • Ein möglichst gut sichtbarer (Abendmahls)Kelch
  • Ein Seil (8 Meter lang, möglichst dick und gut sichtbar)
  • 2 Marktroller oder Bollerwagen oder ähnliches zum Transport von Ort zu Ort
  • Polstermaterial für die Teller zum Stapeln
  • Postkarten oder anderes Informationsmaterial, das während der Performance verteilt werden kann. Am besten mit einer Abbildung des da Vinci-Bildes.
  • Mehrere Kopien des Bildes von Leonardo (einige Exemplare am besten spiegelverkehrt ausgedruckt)
  • Lose für die Rollen
  • Beschreibungen der einzelnen Jünger und Jesu auf dem Bild (z.B. von der Wikipedia-Seite)

Die Mitwirkenden

Es sollten mindestens 14 Personen mitmachen, 13 Spielende, eine Person, die die "Bühne bereitet" und für den Kontakt mit den umstehenden Zuschauenden sorgt. Mehr Leute für diese Aufgabe machen die Aktion wirksamer.

Zunächst werden die Rollen vergeben. Es hat sich bewährt, sie auszulosen. Es gibt zwei herausgehobene Rollen in dem kleinen Spiel: Jesus und Judas. Sie sind die einzigen, die von den Zuschauenden in ihren Rollen erkannt werden. Das Losverfahren stellt sicher, dass diese beiden Rollen nicht noch wichtiger gemacht werden. Es geht letztlich um die Darstellung des einen Bildes, der einen Szene. Trotzdem sollte es möglich sein, nach der Verlosung der Rollen noch zu tauschen, wenn sich jemand mit dem eigenen Los unwohl fühlt.
Nach der Verlosung machen sich die Darstellenden mit ihren Rollen vertraut. Es hilft, sich hier gleich in der Reihenfolge nebeneinanderzusetzen, die das Bild vorgibt.

Die Darstellung des Bildes üben

Anhand des Bildes und der kurzen Beschreibungen (beides bei Wikipedia) üben die Teilnehmenden jeweils zu dritt die Haltung, die sie in dem Bild einnehmen. (Das Bild ist in Dreiergruppen gestaffelt. Jesus übt zunächst allein). Dabei hilft es, wenn die Vorlage spiegelverkehrt ausgedruckt wurde.

Schließlich stellen alle gemeinsam das Bild dar und üben bereits, diese Stellung möglichst lange zu halten. Die Regie schaut dabei zu und fotografiert immer wieder, damit die Darstellenden sich selbst kontrollieren können.

Der Ablauf

Wenn die Gruppe im Gänsemarsch einen Aufführungsort erreicht, ist der Ablauf wie folgt:

  • Die Gruppe bleibt in einer Reihe stehen.
  • Die Spielleitung legt mit einem Seil den "Bühnenrand" aus.

Das Seit markiert den "Bühnenrand".
  • Die Darstellenden setzen sich mit dem Gesicht zum "Bühnenrand" auf ihre Stühle.
  • Von nun an sitzen die Darstellenden und stehen dann auf, wenn ihre Aufgabe an der Reihe ist.
  • Die Tapeziertische werden aufgebaut (4 Personen! - Achtung – mehrfach üben!)

Tapeziertische aufbauen.
  •  2 andere Personen decken die Tischdecke (Achtung – befestigen, wegen eventuellem Wind!)
  • 4 Personen decken die Teller auf.

Teller werden gedeckt.
  • Zwei Personen decken die Gläser und die Wasserflaschen

Gläser und Flaschen kommen dazu.
  • Zwei Personen decken die Körbe mit dem Essen
  • Jesus tischt das Brot auf und stellt den Kelch hin.

Brot und Kelch.
  • Dann setzt Jesus sich mit seinem Stuhl als Erster an den Tisch.
  • Es beginnt eine gewöhnliche Essens-Szene. Die darstellenden reden miteinander reichen einander Speisen, prosten einander zu, und so weiter. (Üben!)
  • Auf ein verabredetes Zeichen friert die Szene ein. Alle halten inne in der Haltung, die sie gerade eingenommen haben.

Die Szene friert ein.
  • Auf ein weiteres Zeichen verwandelt sich die Szene. In einer flüssigen Bewegung (circa 5 Sekunden) nehmen alle die Haltung ein, die sie im Bild von Leonardo haben.

... und verwandelt sich.
  •  Das Bild wird möglichst lange gehalten. Dann schwillt ein Ton an, den alle mit-tönen. Er soll die Spannung der Szene verdeutlichen und die Fragen der Jünger illustrieren: "Herr bin ich’s?" Der Ton wird immer lauter. Es empfiehlt sich, hier wirklich bis in ein Schreien überzugehen.
  • Dann löst Judas die Szene auf. Er ist derjenige, den Jesus meinte, als er sagte: "Einer von euch!" Er steht ruckartig auf, nimmt seinen Stuhl und wendet sich ab von der Szene.
  • Die anderen Jünger schauen ihn erschrocken an und stehen dann ebenfalls auf, wenden sich mit ihren Stühlen um und Jesus bleibt allein zurück.

Das Schlussbild.
  •  Jesus steht schließlich ebenfalls auf, packt Brot und Kelch ein und dreht sich ebenfalls um.
  • Dann drehen sich alle wieder zum Publikum und setzen sich wieder in einer Reihe hin.
  • In umgekehrter Reihenfolge wird der Tisch nun abgedeckt, dabei behalten alle die Aufgaben, die sie auch beim Aufdecken hatten.
  • Zum Schluss stehen alle wieder auf, nehmen ihre Materialien und ziehen zur nächsten Station weiter, wo das Spiel aufs Neue beginnt.
  • Auch das Gehen im Gänsemarsch mit Stühlen und Tischen und Geschirr will geübt sein.

Die Aufführung im öffentlichen Raum

Wie erwähnt sollte mindestens eine weitere Person sich um die Kontakte mit dem Publikum kümmern, denn die Schauspielenden sollen möglichst die ganze Zeit über in ihren Rollen bleiben.
Zur Kontaktaufnahme eignen sich besonders gut Postkarten mit dem Bild von Leonardo und einem kurzen erklärenden Text zur Aktion.

Postkarten für die Umstehenden.

Die Aufführungsorte sollten möglichst belebt sein. Eventuell müssen Genehmigungen für die Aufführungen eingeholt werden.

Wenn Sie eine Durchführung von "Mahl ganz anders" bei sich planen, würde sich die Redaktion von evangelisch.de sehr über Informationen darüber freuen. Gern veröffentlichen wir Ihre Gründonnerstags-Performance auf unserer Seite.