Scholz und Papst sprechen über Kriege und Migration

Papst Franziskus empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz
dpa
Der Papst übergibt Scholz Bände der päpstlichen Dokumente und diesjährige Botschaft für den Frieden.
Heiliger Stuhl und Deutschland
Scholz und Papst sprechen über Kriege und Migration
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war zum ersten Mal zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus im Vatikan. Neben den Krisenherden der Welt seien auch Fragen über Migration und Gerechtigkeit seien zur Sprache gekommen.

Papst Franziskus hat am Samstagvormittag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Privataudienz im Vatikan empfangen. In dem Gespräch sei es vor allem um die Konflikte in der Ukraine sowie in Israel und Palästina gegangen, hieß es danach in einer Mitteilung des Vatikans in Rom. Nach dem 35-minütigen Treffen mit Papst Franziskus kam Scholz auch zu Gesprächen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen.

"Wir haben uns über den Krieg im Nahen Osten unterhalten und darüber diskutiert, wie wir Frieden und Sicherheit in unserer Welt besser gewährleisten können", sagte Bundeskanzler Scholz vor Journalisten in Rom über sein Treffen mit dem Papst. Er sei sehr dankbar für das ausführliche Gespräch, das er mit Franziskus habe führen können. Neben dem Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine hätten in dem Gespräch auch "andere große Fragen eine Rolle gespielt, die für uns wichtig sind, etwa das Thema der Migration und Fragen der Gerechtigkeit im Zusammenleben", sagte Scholz.

Von vatikanischer Seite wurden die Gespräche als "herzlich" beschrieben. Man habe die Zufriedenheit über die "guten Beziehungen und die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland" zum Ausdruck gebracht und die Bedeutung des christlichen Glaubens in der deutschen Gesellschaft hervorgehoben. Als Gastgeschenk brachte Scholz Franziskus neben einem weißen Porzellan-Bären, dem Wappentier der deutschen Hauptstadt Berlin, den offiziellen Ball der Fußball-Europameisterschaft mit. Diese wird im Juni und Juli in Deutschland ausgetragen.

Auch für ihn persönlich sei es "ein wichtiges, bedeutendes Gespräch" gewesen, sagte Scholz. Für den deutschen Kanzler war dies die erste Privataudienz bei Papst Franziskus. Scholz ist konfessionslos, nachdem er vor einigen Jahren aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist. Die beiden waren sich bereits bei der Beerdigung von Papst Benedikt XVI. Anfang 2023 im Vatikan begegnet. Auch Telefonate hat es schon gegeben, beispielsweise nach dem Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren. Seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) hatte Papst Franziskus fünfmal im Rahmen einer Privataudienz im Vatikan getroffen.

Scholz ist seit Freitag in Italien und traf außer dem Papst auch Staatspräsident Sergio Mattarella. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni ist aktuell zu Besuch in den USA, weshalb ein Treffen mit ihr nicht zustande kam. Am Samstagnachmittag stand für Scholz noch der Kongress der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) in Rom auf dem Plan, die dort den Luxemburger Nicolas Schmit zu ihrem Spitzenkandidaten für die anstehende Europawahl gekürt hat.

Papst Franziskus leidet seit rund einer Woche an einer "leichte Grippe", wie es in Mitteilungen des Vatikans bezeichnet wird. Einige Termine waren in den vergangenen Tagen vorsorglich abgesagt worden, am Mittwoch hatte sich der Papst zu Untersuchungen kurzzeitig in ein Krankenhaus begeben. Der 87-Jährige hatte in den vergangenen Monaten immer wieder gesundheitliche Probleme.