Die Reformation "allem Volke" nahebringen

Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Pfarrerin Margot Käßmann vor der Thesentür der Schlosskirche in Wittenberg.
Die Reformation "allem Volke" nahebringen
"Am Anfang war das Wort." Dieses dem Johannesevangelium entlehnte Zitat steht über der Marketingkampagne, mit der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), der Bund und die Länder die öffentliche Aufmerksamkeit auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 lenken wollen. "Am Anfang war das Wort" lautet auch das Schwerpunktthema für die Beratungen von EKD-Synode, lutherischer Generalsynode sowie Vollkonferenz der unierten Kirchen Anfang November in Timmendorfer Strand.
23.10.2012
epd
Rainer Clos

Die Präses des EKD-Kirchenparlaments, Katrin Göring-Eckardt, hebt hervor, dass die Debatten über Perspektiven für 2017 zur Halbzeit der Lutherdekade erfolgen. "Die EKD-Synode 2012 soll helfen, eine Positionsbestimmung für den weiteren Weg zum Jahr 2017 vorzunehmen", schreibt sie im Vorwort zum Vorbereitungsheft für die Synodalen, die ab dem 4. November an der Ostseeküste beraten.

Erste Umrisse für die Gestaltung des Jubiläums wurden bereits im Bericht des Rates der EKD für die Synode 2011 genannt: Demnach soll sich an die Eröffnung des Jubiläumsjahres am 31. Oktober 2016 ein "Stationenweg" von Berlin nach Wittenberg anschließen. Schlusspunkt soll im Mai/Anfang Juni 2017 sein. Damit sollen die verschiedenen Reformationsstädte in das Großereignis eingebunden werden. An diesen Stätten sollen die "Früchte der Reformation" sichtbar gemacht werden.

"EXPO 2017" des Protestantismus

Eine besonders große Gottesdienstversammlung in direkter Nähe zu Wittenberg soll nach den bisherigen Überlegungen auf den "Stationenweg" folgen. Dieser Gottesdienst soll wiederum Ausgangspunkt für eine "internationale Weltausstellung des Protestantismus" bilden. Unter diesem Arbeitstitel sollen in und um die Lutherstadt an 95 Ausstellungsorten die von der Reformation in Gang gesetzten Entwicklungen in Religion, Kultur und Gesellschaft thematisiert werden. Zu dieser "EXPO 2017" des Protestantismus sind unterschiedliche Kirchen und lutherische Organisationen eingeladen, ihr Verständnis der Reformation darzustellen und die internationale Dimension des reformatorischen Glaubens einzubringen.

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Seit April liegt überdies eine offizielle Einladung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz vor, gemeinsam den Kirchentag im Jubiläumsjahr 2017 auszurichten. Das Konzept der beiden Landeskirchen sieht einen Kirchentag in Berlin mit einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung in Wittenberg sowie einem sogenannten Themenzentrum in der Elbestadt vor. Die endgültige Entscheidung, ob der Deutsche Evangelische Kirchentag zum Reformationsjubiläum in Berlin-Wittenberg-Mitteldeutschland stattfinden wird, steht noch aus.

Im April wurde Margot Käßmann in das Amt einer EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum eingeführt. Ihre Aufgabe sei es, das Anliegen der Reformation "allem Volk" durch Predigten, Vorträge und Gottesdienste nahezubringen, wie Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider bei der Einführung sagte.

Der Stimme des Protestantismus in Europa Gehör verschaffen

Konsens unter den Beteiligten ist, dass das Reformationsjubiläum keine nationale Feier bleibt, sondern eine internationale und überkonfessionelle Dimension aufweist. Denn für die weltweit verzweigt reformatorische Tradition sind Martin Luthers Thesen zum Ablass von 1517 ein Symboldatum. Eine Koordinierungsfunktion kommt dabei der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) sowie dem Lutherischen Weltbund (LWB) zu. Die GEKE plant eigene Initiativen, um der gemeinsamen Stimme des Protestantismus in Europa Gehör zu verschaffen. Der Lutherische Weltbund hat mit der römisch-katholischen Kirche ein gemeinsames Wort zum Reformationsgedenken unter dem Titel "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" ausgearbeitet, das bisher noch nicht veröffentlicht ist.

Ob es 2017 auf Weltebene eine lutherisch-katholische Veranstaltung geben wird, steht bislang noch nicht fest, wie der im Vatikan für die Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch kürzlich sagte. Der Schweizer Theologe Koch wird vor der lutherischen Generalsynode, die verbunden mit der EKD-Synode stattfindet, zum Thema Reformation und Tradition referieren. Ein anderer Schweizer, der reformierte Theologe und ehemalige GEKE-Präsident Thomas Wipf, wird vor dem EKD-Kirchenparlament über die Perspektiven zum Reformationsjubiläum sprechen.