Wenn sich ein Paar zu Beginn eines Films trennt und es sich bei der Geschichte zweifelsfrei um eine romantische Komödie handelt, werden sich die beiden einem ungeschriebenen Gesetz zufolge am Schluss wieder in den Armen liegen. Autor David Ungureit hat für Peter und Nina jedoch ein anderes Ende vorgesehen, und das ist nicht die einzige Überraschung dieses Films. Ungureit hat neben einigen Serienfolgen bislang vor allem fürs Kinderfernsehen gearbeitet und gerade im Rahmen der ARD-Weihnachtsmärchen viele wunderbare Drehbücher geschrieben, die den vermeintlich sattsam bekannten Vorlagen der Brüder Grimm ganz neue Seiten abgewinnen ("Aschenputtel", "Die Bremer Stadtmusikanten"). Zuletzt war er auch im Rahmen der von Marc Terjung kreierten Sat.1-Serie "Danni Lowinski" aktiv, der wiederum an "Der Klügere zieht aus" beteiligt war.
Umzug ins Gartenhaus
Wer auch immer welchen Anteil hatte: Beiden ist ein Drehbuch gelungen, dessen flotte Umsetzung auch gut zu Sat.1 passen würde, und das nicht nur, weil die Hauptfiguren für ZDF-Verhältnisse relativ jung sind: Peter und Nina (Matthias Koeberlin und Julia Richter) aus Wuppertal, beide um die vierzig und Eltern zweier Kinder, beschließen, sich möglichst harmonisch zu trennen. Allerdings zieht Peter erst mal nur ins Gartenhaus, weshalb er ständig und selbstredend unangekündigt auftaucht, weil ihm zum Beispiel mal wieder der Kaffee ausgegangen ist. Er ist ohnehin überzeugt, dass es sich nur um eine Trennung auf Zeit handelt, weshalb er auch Thorben (Simon Böer) bloß für eine vorübergehende Irritation hält.
Ninas neuer Freund ist Zahnarzt, sieht gut aus und ist im Gegensatz zu Computerspielprogrammierer Peter, der lieber dem Kind im Manne frönt, ernsthaft und erwachsen. Prompt revanchiert sich Peter mit der sehr jungen und sehr blonden Hundefriseurin Nadine (Lena Amende). Als er Julia (Julia Koschitz), die Mathematiklehrerin seiner Kinder, kennen lernt, beginnt auch er die Trennung als Chance für einen neuen Anfang zu begreifen. Aber dann wachen er und Nina nach einem feuchtfröhlichen Abend gemeinsam im Gartenhaus auf.
Vergnügliche Komödie
"Der Klügere zieht aus" ist dank diverser fröhlicher Zwischenspiele eine äußerst vergnügliche Komödie, aber kein Lustspiel; es gibt zwar eine Vielzahl komischer Situationen, aber durchaus auch nachdenkliche Momente. Vor allem aber ist dieser Film, dessen liebevoll gestalteter Vorspann schon den passenden Vorgeschmack gibt, großartig gespielt. Koeberlin ist eine treffliche Besetzung für den Kindskopf, der plötzlich mit dem Ernst des Lebens konfrontiert wird und sich zunächst ganz einfach weigert, mit der Herausforderung zu wachsen. Julia Richter ist schon allein wegen ihrer mitunter waffenscheinpflichtigen Blicke sehenswert. Perfekte Ergänzung zu den beiden sind Tim Seyfi und Christina Große als beste Freunde von Peter und Nina, die mit großer Hingabe an der Erfüllung ihres Kinderwunsches arbeiten und sich ständig versichern, neutral zu bleiben, um dann trotzdem hemmungslos geschichtliche Solidarität zeigen.
Sehr schön eingefädelt ist auch die erste Begegnung zwischen Peter und Julia, zumal Julia Koschitz der Lehrerin und damit auch dem Film ganz viel vom gewissen Etwas mitgibt. Regisseur Christoph Schnee, dank komischer Serien wie "Berlin, Berlin", "Nikola" oder "Mord mit Aussicht" ohnehin perfekt geschult im Inszenieren pointenreicher Dialoge und situationskomischer Szenen, führt auch die beiden Kinder ganz ausgezeichnet; gerade Alina Ben Larbi macht ihre Sache richtig gut. Und selbst wenn die Wuppertaler Schwebebahn dramaturgisch keine Rolle spielt, wird sie dennoch ausgiebig in Szene gesetzt.