Den Holzhammer aus Paris hat Staatssekretär Jochen Flasbarth in seinem Büro in der Berliner Stresemannstraße immer im Blick - eine Erinnerung daran, was in der Klimadiplomatie möglich ist. 2015 besiegelte der damalige französische Außenminister Laurent Fabius damit am Ende der Pariser Klimakonferenz das bis heute wegweisende Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Flasbarth wirkte an den Verhandlungen mit, damals noch als Staatssekretär im Bundesumweltministerium unter der SPD-Politikerin Barbara Hendricks. Als Dank schenkte ihm Fabius ein Replikat des alles entscheidenden Hammers. "Ich habe ihn in meinem Büro immer im Blick", sagt Flasbarth. "Wenn ich irgendwie denke, die Zeiten sind schwierig, dann gucke ich ihn an und denke: Aber am Ende wird es doch gut."
Schwierige Zeiten hat der 1962 in Nordrhein-Westfalen geborene Diplom-Volkswirt in der Klimadiplomatie zur Genüge erlebt. 2009 etwa, als in Kopenhagen sechs Jahre vor Paris die Verhandlungen über ein verbindliches Klimaschutzabkommen scheiterten. Flasbarth wurde in diesem Jahr Präsident des Umweltbundesamtes. Zuvor war er Abteilungsleiter im Umweltministerium - in das er 2013 als Staatssekretär zurückkehrte.
Komplizierte Verhandlungen stehen auch in wenigen Tagen in Dubai an. Ab dem 30. November streiten Delegierte aus mehr als 190 Ländern hier bei der 28. Weltklimakonferenz über einen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle, einen Ausbau erneuerbarer Energien und Klima-Hilfen für arme Länder. Flasbarth ist Teil von "Team Deutschland", das unter Federführung des Auswärtigen Amtes und der Sonderbeauftragten für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, um einen internationalen Konsens ringt.
Morgan und Flasbarth sind seit Jahren befreundet. Dabei verbindet sie auch ihre aktivistische Vergangenheit. Vor seinem ersten Wechsel ins Umweltministerium begleitete Flasbarth die Klimadiplomatie fast zehn Jahre als Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Die 1966 im US-Bundesstaat New Jersey geborene Morgan hingegen war Geschäftsführerin von Greenpeace International, bevor sie 2022 von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) als Staatssekretärin eingestellt wurde. Dafür nahm sie sogar die deutsche Staatsbürgerschaft an.
Umweltverbände sind konstruktiv unterwegs
In dem Rollenwechsel sehen beide keinen großen Widerspruch. Die Umweltverbände seien auf den internationalen Konferenzen "immer schon ziemlich konstruktiv unterwegs" gewesen, sagt Flasbarth. Morgan wiederum bezeichnet sich selbst auch als "Aktivistin in der Klima-Diplomatie".
Früher machte sie als solche Druck auf die Regierung, in Dubai wird die gebürtige US-Amerikanerin bei den Verhandlungen die Stellung halten, wenn ihre Chefin Baerbock nicht da ist. Beim Klimagipfel im vergangenen Jahr in Ägypten trug sie federführend zur Einigung auf den sogenannten "Loss and Damage"-Fonds bei, der arme Länder bei klimabedingten Schäden unterstützen soll. In Dubai soll das Finanzinstrument, das Entwicklungsländer lange gefordert hatten, eingerichtet werden.
Bereits vor ihrem Wechsel von Greenpeace ins Auswärtige Amt war Morgan nah dran an deutschen Regierungsstellen. Über ein Stipendium der Robert Bosch Stiftung arbeitete sie in den 90er Jahren im Bundesumweltministerium und schrieb unter anderem Reden für die damalige Ministerin Angela Merkel (CDU). Später wurde sie als Expertin in den wissenschaftlichen Beirat des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und des Rats für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung berufen.
Morgan und Flasbarth haben an fast allen bisherigen COPs teilgenommen, wie die UN-Klimagipfel im Fachjargon genannt werden. Flasbarth ist als Staatssekretär unter Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) heute zuständig für den Bereich Klimafinanzierung, also Hilfen für arme Staaten für Klimaschutz und Anpassung an die Erderwärmung.
Mit welchen Erinnerungen Morgan und Flasbarth aus Dubai zurückkehren, wird sich zeigen. Vor allem die Verhandlungen über einen Ausstieg aus den Fossilen - ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum 1,5-Grad-Ziel - dürften schwierig werden. Immerhin wartet auf Flasbarth in Berlin dann der Hammer aus Paris. Als Glücksbringer hat er ihn nicht im Gepäck.