Experten und Besserwisser sprechen lieber von der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), aber der Laie nennt den Vorgang schlicht Idiotentest: Menschen, denen der Führerschein abgenommen worden ist, müssen ihre Fahreignung begutachten lassen.
Bei einem entsprechenden Vorbereitungsseminar lernen sich drei Frauen kennen, die auf den ersten Blick nicht mehr gemeinsam haben als den Entzug der Fahrerlaubnis: Altenpflegerin Katja (Mariele Millowitsch) hadert mit dem Alter und neigt nach der Scheidung vom betrügerischen Gatten (Michael Greiling) zu Sarkasmus und Pessimismus; Annette (Susanna Simon) gaukelt sich mit Hilfe von viel Alkohol eine heile Welt vor und nimmt sich fest vor, nie so enden zu wollen wie Katja. Einzig die Dritte im Bunde, Isabel (Henriette Richter-Röhl), scheint mit sich und ihrem Leben im Reinen. Einig sind sich alle drei in ihrer Schwärmerei für Seminarteilnehmer Erik (Nicki von Tempelhoff) und ihrer Abneigung für den gehässigen Seminarleiter Marius (Kai Lentrodt). Trotzdem sorgt ausgerechnet Marius dafür, dass die drei Frauen am Ende ihr Leben ändern.
Die Farce
"Idiotentest" zeigt vor allem, dass Frauen nicht fünfzig werden müssen, um ein Dasein am Rande des Nervenzusammenbruchs zu erleben. Geschickt baut Stefan Rogall zunächst drei scheinbar intakte Fassaden auf, um sie dann umso hingebungsvoller einzureißen. Bissige Dialoge sind ohnehin eine Spezialität des Autors ("Der Stinkstiefel"); gerade Kai Lentrodt darf saftige Bosheiten von sich geben. Trotzdem hätte die Geschichte ruhig noch ein bisschen zugespitzter sein können, aber dann zeigt sich, dass Rogall die Komödie nutzt, um ein Drama zu erzählen.
Was anfangs witzig wirkt, ist bei näherem Hinschauen gar nicht mehr komisch. Im Grunde stellen die drei Frauen fest, dass ihr Dasein in den letzten Jahren eine Farce war, weil sie die Zeichen an der Wand ignoriert haben: Isabels Freund ist ein Hohlkopf, Annettes Mann hat keineswegs die vermutete Affäre, sondern versucht, sein Möbelgeschäft zu retten, und Katja ist hinter ihrer Kratzbürstigkeit kreuzunglücklich.
Mitunter hätte die Inszenierung von Thomas Nennstiel noch zwingender, zupackender und pointierter ausfallen können; gerade in den emotionalen Szenen sind die drei Hauptdarstellerinnen nicht immer überzeugend; und die Begeisterung der Damen für den allenfalls durchschnittlich attraktiven Erik kann man auch nur bedingt nachvollziehen. Sehenswert aber ist der Film nicht zuletzt wegen der diversen überraschenden Handlungswendungen in jedem Fall.