Wie Geldgeber:innen "Amal" und Journalismus ermöglichen

Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP)
© epd-bild/Heike Lyding
Jörg Bollmann gibt einen Einblick in die Nachrichtenplattform Amal und erklärt, wie sie neuankommenden Menschen in Deutschland beim Ankommen hilft.
Christliche Publizistik
Wie Geldgeber:innen "Amal" und Journalismus ermöglichen
Erfahren Sie im Interview mit Jörg Bollmann, Geschäftsführer vom GEP, wie Geldgeber:innen die Qualität und Reichweite der Nachrichtenplattform Amal stärken und dazu beitragen, Brücken zu bauen und Geschichten zu erzählen, um neuankommenden Menschen in Deutschland ihr Einleben zu erleichtern.

Können Sie uns sagen, wie die Unterstützung der Geldgeber:innen dazu beigetragen hat, die Qualität der Berichterstattung und die Sichtbarkeit von "Amal" in der Öffentlichkeit zu verbessern?

Jörg Bollmann: Amal gibt es seit 2016, als viele Menschen neu nach Deutschland kamen. In einem Workshop mit geflüchteten Journalistinnen und Journalisten hat ein Team von freien Journalistinnen mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) die Idee für diese Nachrichtenplattform entwickelt. Dabei war für uns ein Gedanke von Anfang an zentral: Wie kommen Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, in dem Land, das sie aufgenommen hat und in der Stadt, in der sie Platz gefunden haben, an Informationen, was an dem Ort, an dem sie zurzeit leben, um sie herum geschieht? Und wie kann gewährleistet werden, dass es sich um wertfreie Informationen handelt, die nicht durch Ideologie oder Polemik gefärbt sind?

Damals hat das GEP zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen schnellen und unbürokratischen Start ermöglicht. Denn evangelische Publizistik kümmert sich um diejenigen, die Stimme, Fürsorge und Barmherzigkeit benötigen. Auf unserem weiteren Weg haben wir dann immer wieder Menschen und Stiftungen gefunden, die Zielsetzung, Methodik und Format von Amal teilen und unterstützen wollen. Ohne die Spenden von diesen Institutionen würde es Amal nicht geben.

Wie können Menschen oder Organisationen, die ebenfalls an der Arbeit von "Amal" interessiert sind, dazu beitragen, das Projekt zu unterstützen und seine Botschaft zu verbreiten?

Bollmann: Wir würden uns freuen, wenn jemand bei uns anruft und sagt: Wir möchten Euch unterstützen. So wie 2018, als die Körber-Stiftung uns fragte, ob wir in Hamburg eine Lokalredaktion aufmachen könnten. Im April 2019 ging dann "Amal, Hamburg!" online. 2022 machte die Crespo Foundation "Amal, Frankfurt!" möglich. Amal ist heute zu einem kleinen Teil noch von evangelischen Landeskirchen und der EKD finanziert, den größten Teil der Finanzierung trägt eine Gruppe von Stiftungen und anderen Institutionen. Um die Arbeit auch in den nächsten Jahren fortsetzen zu können, hoffen wir auf weitere finanzielle Unterstützung von Menschen, die sich für Amal stark machen.

Die Nachrichtenplattform ändert sich – zum Beispiel, weil Übersetzungstools im Internet immer besser werden. Aber Amal hat sich als zielgruppenspezifisches Medium etabliert, weil hier zu erfahren ist, was sich nicht nur in deutschen Medien sondern auch in den Communities findet: Wo das nächste große Oud-Konzert stattfindet oder was in der Flüchtlingsunterkunft gerade diskutiert wird. Amal spricht Menschen an, die von deutschen Medien nicht erreicht werden.
 
Gibt es ein Projekt, eine Geschichte oder eine Initiative, die durch die finanzielle Unterstützung der Förderer ermöglicht wurde?

Bollmann: Immer wieder entwickelt Amal auch besondere Projekte, die über die Alltags-Berichterstattung hinausgehen und für die wir jeweils eine zusätzliche Finanzierung eingeworben haben. Wir haben zum Beispiel gemeinsam mit der Hannoverschen Landeskirche die Idee einer Amal-on-Tour durch Niedersachsen entwickelt. Zwei Wochen lang ist das Team von Amal mit einem VW-Bus durch ländliche Gebiete in Niedersachsen gereist. Die Redakteurinnen und Redakteure haben Integrationsprojekte, kirchliche Einrichtungen und geflüchtete Familien besucht, um jeweils der Frage nachzugehen: "Wie leben Geflüchtete im ländlichen Raum? Welche Vorteile und welche Nachteile hat das Leben auf dem Land für Neuangekommene?". Die Tour war ein so großer Erfolg, dass wir das im kleineren Rahmen im Rhein-Main-Gebiet wiederholt haben. Die Tour durch Hessen wurde von der Stiftung der EKHN finanziert.

Welche langfristigen Träume und Ziele hat "Amal" für die Zukunft und wie tragen die Geldgeber:innen dazu bei, diese Wirklichkeit werden zu lassen?

Bollmann: Während viele Integrationsprojekte, die 2015/16 entstanden sind, inzwischen ihre Arbeit eingestellt haben, sind wir noch weiter tätig. Wie lange wir dazu die Kraft haben werden, hängt stark davon ab, inwieweit es uns Jahr für Jahr gelingt, die Finanzierung per Spenden sicherzustellen. Wenn wir die Budgetkraft haben, wäre es unser Ziel, die Arbeit der Nachrichtenplattform weiterzuentwickeln, neuankommenden Menschen das Ankommen und Einleben in Deutschland zu erleichtern und zugleich zur Pluralität der deutschen Medienlandschaft beizutragen.

Das wind wir: Amal, Frankfurt!

Die Weiterentwicklung der Nachrichtenplattform muss sein, denn auch die digitalen Medien entwickeln sich ständig weiter und im Gleichschritt auch die Ansprüche der Userinnen und User.

Es geht unter anderem um neue Formate, neue Standorte und die Wahrnehmung neuer Bedürfnisse der Leserinnen und Leser. Viele Menschen, die Amal regelmäßig nutzen, haben übrigens inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft und informieren sich auch gern auf Deutsch. 

Gibt es eine besondere Botschaft oder einen Wunsch, den Sie den Geldgeber:innen übermitteln möchten, um Ihre Dankbarkeit und Wertschätzung auszudrücken?

Bollmann: Ja natürlich. Wir sind allen Institutionen und Menschen, die uns unterstützt haben und dies auch noch weiterhin tun, zu großem Dank verpflichtet. Deshalb nutzen wir gern die Gelegenheit: Ein herzliches Dankeschön an alle Stiftungen und Einzelpersonen, die uns über die Jahre hinweg finanziell getragen haben.

Es wäre so schön, wenn wir auch in den Folgejahren genügend Unterstützung dafür bekommen könnten, diese wichtige Arbeit fortsetzen zu können.

Amal ist eine Internetplattform mit lokalen Nachrichten auf Arabisch, Ukrainisch und Farsi/Dari. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP) ist das zentrale Medienunternehmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Gliedkirchen, Werke und Einrichtungen. Neben den Digitalangeboten (evangelisch.de, religionen-entdecken.de, ein-jahr-freiwillig.de, gemeindebrief.de, yeet und Amal) trägt es die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie die Redaktion des evangelischen Magazins chrismon und organisiert die Rundfunkarbeit der EKD