"Wir bitten die politischen Führer und Behörden inständig, in einen aufrichtigen Dialog einzutreten und nach dauerhaften Lösungen zu suchen, die Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung für die Menschen in diesem Land fördern, die schon viel zu lange die Last des Konflikts ertragen müssen", heißt es in einer Erklärung, die der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Montag in Genf verbreitete. Die blutige Auseinandersetzung sei auf den anhaltenden politischen Konflikt und das beklagenswerte Fehlen von Gerechtigkeit und Achtung der Menschenrechte zurückzuführen.
In der Erklärung werden alle Handlungen verurteilt, die sich gegen Zivilisten richten, ungeachtet ihrer Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Glaubens. Die Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem, hätten immer wieder dazu aufgerufen, den historischen und rechtlichen Status Quo der heiligen Stätten zu respektieren.
Die Erklärung erschien bereits am Samstag auf der Internetseite des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem. Extremisten der palästinensischen Hamas waren am Samstag aus Gaza in Israel eingedrungen. Sie töteten und entführten Hunderte Menschen. Daraufhin startete die israelische Armee Vergeltungsschläge gegen die Palästinenser.
Kirchenpräsident Jung verurteilt "terroristischen Angriff" der Hamas
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat zu einem Ende der Gewalt im Nahen Osten aufgerufen. In dem "entsetzlichen militärischen und terroristischen Angriff der Hamas auf Israel" sehe Jung eine "hochgefährliche Eskalation", teilte die EKHN am Montag in Darmstadt mit. Er sei "erschüttert, sehr aufgewühlt und voller Trauer über die vielen Opfer".
Jung schloss sich einer Erklärung der "Rabbis for Human Rights" an, die den Angriff der Hamas verurteilt. Diese beklagten "das unermessliche Leid so vieler israelischer und palästinensischer Menschen". Der Kirchenpräsident sagte, der Zirkel der Gewalt müsse durchbrochen werden. "Dafür bete ich auch."
Lutheraner zutiefst besorgt über Konflikt in Nahost
Auch der Lutherische Weltbund ist zutiefst besorgt über die neue Welle der Gewalt im Nahen Osten. Nach den blutigen Attacken der palästinensischen Hamas auf Städte und Zivilbevölkerung in Israel und den folgenden Aktionen der israelischen Armee müsse die Eskalation stoppen, erklärte der LWB am Sonntag in Genf.
"Beide Parteien müssen Zurückhaltung üben, die Sicherheit der Zivilbevölkerung gewährleisten und dringend auf friedliche Lösungen hinarbeiten", sagte LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt. Die internationale Gemeinschaft solle sofort handeln, um zur Entschärfung des Konflikts beizutragen.
Das humanitäre Völkerrecht müsse von beiden Seiten in diesem Konflikt respektiert werden. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land ist Mitglied im LWB. Der LWB hat 150 Mitgliedskirchen mit mehr als 77 Millionen Gläubigen.
Der Weltkirchenrat appellierte an die politischen Akteure, in einen aufrichtigen Dialog einzutreten und nach dauerhaften Lösungen zu suchen, die Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung für die Menschen in der Region förderten, "die schon viel zu lange die Last des Konflikts ertragen müssen". In der Erklärung werden alle Handlungen verurteilt, die sich gegen Zivilisten richten, ungeachtet ihrer Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Glaubens.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, appellierte an die arabischen Staaten wie Saudi-Arabien, die sich in einem Annäherungsprozess mit Israel befinden, diesen gerade jetzt fortzusetzen. "Frieden ist nur möglich, wenn Menschen und Staaten der Logik der Verachtung, der Verfeindung und Vernichtung die Logik der ausgestreckten Hände entgegensetzen", sagte Stetter-Karp. Sie hoffe auf eine Friedensmission von Papst Franziskus. "Einen Brückenbauer braucht es gerade jetzt, mitten im Krieg, mitten in diesem brutalen Konflikt."
Das katholische Kirchenoberhaupt hatte bereits am Sonntag zu Frieden aufgerufen. "Die Angriffe und Waffen mögen anhalten, bitte! Und alle mögen einsehen, dass Terrorismus und Krieg zu keiner Lösung führen", schrieb Papst Franziskus auf X, vormals Twitter.
In Deutschland sei es wichtig, ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu richten, sagte Stetter-Karp. Die anti-israelischen Demonstrationen am Wochenende, etwa in Berlin, beunruhigten sie.