"Wir feiern ein Goldenes Jubiläum"

EKHN-Präsident Volker Jung
© EKHN/Peter Bongard
EKHN-Präsident Volker Jung ist außerdem der Vorsitzende im Aufsichtsrat des GEP.
Aufsichtsratsvorsitzender Volker Jung
"Wir feiern ein Goldenes Jubiläum"
Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) feiert am 4. Oktober mit einer Festveranstaltung sein 50-jähriges Bestehen. Als Festredner hielt Aufsichtratsvorsitzender Volker Jung eine Ansprache, in der betonte, warum die Verleihung des Robert Geisendörfer Preises und die Jubiläumsfeier fest zusammengehören. Seine Rede im Wortlaut:

Wir feiern ein Goldenes Jubiläum – 50 Jahre Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik - und wir verleihen zum 39. Mal den Robert Geisendörfer Preis. Ich freue mich sehr, dass Sie dem GEP die Ehre geben und heute Abend hier sind. Ein besonderer Dank geht gleich zu Beginn an unseren Gastgeber, den Hessischen Rundfunk, namentlich an den Intendanten: Florian Hager. Lieber Herr Hager, vielen Dank und Ihnen herzlich willkommen im eigenen Haus! 

Ein besonderer Willkommensgruß geht an diejenigen, die nach mir in Festreden zu uns sprechen werden. Ich begrüße die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und in ökumenischer Verbundenheit den Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur Dr. Bernward Loheide. 

Unter uns sind viele Menschen aus Sendern und Verlagshäusern, Mitglieder des GEP-Aufsichtsrates, Mitglieder der Geisendörfer Preis-Jury und die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. In unserer großen Festversammlung sind Mitarbeitende des Gemeinschaftswerkes und des Medienhauses der EKHN, Mitglieder des Evangelischen Medienverbandes in Deutschland, viele, die im weiten Feld der Publizistik aktiv sind, und viele Gäste. Ja und dann haben wir noch unsere wunderbare musikalische Begleitung – die Band Swinging Soul. Ihnen allen sage ich: Herzlich willkommen. Es ist großartig, dass Sie alle da sind! 

Mit der Festveranstaltung 50 Jahre GEP und der Verleihung des Robert Geisendörfer Preises haben wir ein gefülltes Programm. Ich hoffe, Sie haben sich ein wenig gestärkt. Bis zur Eröffnung des Buffets liegt eine ordentliche Wegstrecke vor Ihnen. 

Geisendörfers Lebenswerk: visionäre Glanzleistung

Das hängt mit dem Namensgeber unseres Preises zusammen. Aus gutem Grund heißt der Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland Robert Geisendörfer Preis. Alle Jahre wieder erinnern wir mit der Preisverleihung an Robert Geisendörfer. Der bayerische Pfarrer war Fernsehbeauftragter der EKD und zugleich Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik. Die Gründung des GEP, für die Geisendörfer über Jahre hinweg gearbeitet und gekämpft hat, war ein wesentlicher Teil seines Lebenswerkes. 50 Jahre später bewerten wir diese Tat als eine visionäre Glanzleistung.

Geisendörfer war überzeugt, dass mit gebündelten Kräften auf dem Medienmarkt mehr zu erreichen sei als allein im Einzelkämpfermodus oder gar in Konkurrenz zueinander. Das war weit vorausschauend und hat im Laufe der Jahrzehnte immer mehr an Überzeugungskraft gewonnen. Vielleicht mehr, als er damals selbst geahnt hat. Denn heute, in der Medienwelt des 21. Jahrhunderts, sind Konzentration und Größe – und damit verbunden Stärke und Flexibilität – wichtig, um auf den Medienmärkten bestehen zu können. Dabei geht es mir im Zusammenhang mit der evangelischen Publizistik vor allem um die Chance, gesehen, gehört, gelesen und im Netz gefunden zu werden. 

Konzentration und Größe: Im säkularen Bereich haben sich bereits viele Verlagshäuser und Redaktionen zusammengetan - mit Folgen für nicht wenige der bisherigen Printtitel. Viele in der Medienbranche bedauern das. Aber in modernen Medienzeiten müssen wir zur Kenntnis nehmen: Kleine Verlagshäuser, kleinere Hörfunk- und Fernsehsender und sogar die größeren privaten Hörfunk- und Fernsehunternehmen haben es zunehmend mit ihren linearen Programmen schwer. Alle müssen in digitale Transformationsprozesse investieren, alle fragen sich: Woher soll die Investitionskraft kommen? Eine entscheidende Antwort: Durch Bündelung der Kräfte. 

Die Frage nach der Bündelung der Kräfte, nach Konzentration und Größe, bestimmt sogar weite Teile der intensiven Debatte um Wert, Erhalt und Entwicklungschancen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in unserem Land. Die Debatte wird nicht nur manchmal aufgeregt geführt, sie ist auch von ideologischem Meinungsstreit überlagert. Für die evangelische Kirche kann ich jedenfalls feststellen: Wir wünschen uns den Bestand und Erhalt eines leistungsstarken öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und danken sehr herzlich für die jahrzehntelange gute Partnerschaft. 

Aber unverkennbar ist: Wir leben in bewegten Zeiten, auch und gerade im Diskurs um das Wohl und Wehe einer funktionierenden, für den Erhalt des demokratischen Systems unverzichtbaren Medienvielfalt. Angesichts dieser Rahmenbedingungen klingt der von Robert Geisendörfer überlieferte Satz geradezu harmlos: "Lass uns das, was sinnvoll ist, lieber zusammen machen." Harmlos, fast ein wenig naiv! Und doch ist es ein weitsichtiger Satz, der nach wie vor leitend sein kann – auch und vor allem für die Zusammenarbeit der Gliedkirchen in der EKD. Geisendörfer und mit ihm auch anderen verdanken wir die Gründung des Gemeinschaftswerks. Darüber hinaus hat er aber auch die inhaltliche Mission evangelischer Publizistik so treffend auf den Punkt gebracht, dass wir es immer wieder zitieren: "Was evangelische Publizistik kann: Etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln, Stimmlosen eine Stimme verleihen." 

Ein besonderer Blick auf diese Welt

Auch wenn wir dies heute programmatisch sicher weniger paternalistisch formulieren würden, ist die Ausrichtung deutlich und orientierend. Evangelische Publizistik ist darin begründet, dass das Evangelium, die Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen, einen besonderen Blick auf diese Welt und in diese Welt öffnet. Es ist ein Blick von unten her, der von der Würde jedes einzelnen Menschen geleitet ist. Diesen Blick hat sicher nicht nur die evangelische Publizistik. Sie steht aber programmatisch dafür. Zum Verständnis des Evangeliums gehört, dass es eine gesellschaftsgestaltende Kraft hat. Die hat auch die Publizistik – für die Weltwahrnehmung, für die Gestaltung von Gesellschaften und vor allem für die Demokratie. Und weil dies so ist, ist es gut und wichtig, dass Kirche sich publizistisch engagiert. Evangelische Publizistik ist ein evangelischer Beitrag zur Gestaltung einer demokratischen, gerechten, nachhaltigen und friedlichen Gesellschaft. 

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik trägt diese Aufgabe im Namen. Das GEP war organisatorischer Schlusspunkt und gleichzeitig neuer struktureller Ausgangspunkt für eine evangelische Publizistik, die schon lange vorher segensreich gewirkt hat. Nur zwei Beispiele: Gründungsdatum für den epd ist 1910, das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt kam 1948 das erste Mal zu den Leserinnen und Lesern. Die Geschichte des Sonntagsblatts endete vor 23 Jahren mit einem neuen Anfang. Das evangelische Magazin chrismon schreibt seitdem eine Fortsetzungsgeschichte. Das Sonntagsblatt war in den 1960er Jahren immerhin mal so auflagen- und leserstark wie Die Zeit. An der Geschichte des Sonntagsblatts lässt sich exemplarisch ablesen, wie zwar die Mission evangelischer Publizistik unverändert bleibt, sich aber Strukturen, Produkte und Dienstleistungen ständig an den Wandel der Zeiten anpassen mussten und immer wieder neu müssen.

Herausforderung digitale Transformation

Aus dem Sonntagsblatt wurde chrismon, aus dem Briefdienst mit Namen epd von 1910 wurde eine hochmoderne Nachrichtenagentur. Mit evangelisch.de, yeet, ein-jahr-freiwillig.de, religionen-entdecken.de, Basis:Kirche, indeon und vielen weiteren Produkten und Dienstleistungen mehr bedient die evangelische Publizistik den medialen Veränderungsdruck des 21. Jahrhunderts in immer kürzer werdenden Zeitabschnitten. Die digitale Transformation ist für die evangelische Publizistik – wie für die Kirchen überhaupt – eine riesige Herausforderung, insbesondere angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen und damit verbunden geringer werdenden finanziellen Ressourcen. 

Das GEP hat in den letzten Jahren konsequent daran gearbeitet, den von der EKD gesteckten Finanzrahmen optimal zu nutzen und neue Produkte zu entwickeln und Geschäftsfelder zu erschließen. Das ging auch mit schmerzlichen Veränderungen einher. Die Evangelische Journalistenschule wurde geschlossen. Trotzdem bleibt das GEP über Volontariatsstellen in der Ausbildung engagiert. Strategisch wird das GEP als Dienstleister für die EKD und die Gliedkirchen weiterentwickelt. Ein bedeutender Schritt auf diesem Weg ist die Verbindung des Medienhauses der EKHN mit dem GEP, durch den erstmals ein landeskirchliches Medienhaus dem GEP angegliedert wurde.

 

"Lass uns das, was sinnvoll ist, gemeinsam machen." Diesen Satz Geisendörfers habe ich bereits zitiert und tue es zum Ende meiner Ansprache noch einmal. In der noch stärkeren Vernetzung, orientiert am Grundauftrag der Evangelischen Publizistik, liegt Potential für die Zukunft. Das GEP hat hier eine zentrale Aufgabe und feiert mit dieser Perspektive gerne den 50. Geburtstag. Und so schließe ich mit einem herzlichen Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gemeinschaftswerks sowie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der evangelischen Publizistik. Sie leisten hervorragende, sie leisten wichtige Arbeit. 

Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Geburtstag, liebes GEP!