Bei einem "Friedensfest" hat die evangelische Kirche in Wittenberg gemeinsam mit den LutherMuseen und weiteren Akteuren an ein historisches Datum erinnert. Vor 40 Jahren begann im Lutherhof die Schmiedeaktion "Schwerter zu Pflugscharen", die zum Slogan der DDR-Friedensbewegung wurde. "Ich bin mir nach wie vor sicher, dass das Zeichen, das Friedrich Schorlemmer an diesem Ort 1983 gesetzt hat, eines der bedeutsamsten Symbole für alles bleibt, was danach passiert ist", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstagabend in Wittenberg.
Er sei damals von den Ereignissen tief bewegt gewesen und sei es in gewisser Weise bis heute, sagte der Landesregierungschef. Ausgangspunkt der damaligen Aktion sei gewesen, dass die atheistische Sowjetunion das biblische Wort von "Schwerter zu Pflugscharen" in Form einer Skulptur aufgegriffen habe, die sie 1959 den Vereinten Nationen geschenkt habe. Die kirchliche Friedensbewegung in der DDR habe sich dann dieses Bibelworts bedient und die DDR-Oberen in die Situation gebracht, gegen Aufnäher mit diesem Symbol vorgehen zu müssen, so Haseloff.
Der Ministerpräsident, der selbst katholisch ist, erinnerte an aus seiner Sicht zwei bedeutsame Wendepunkte für den damaligen Ostblock: Die Wahl des polnischen Papstes Johannes Paul II. (1920-2005) im Jahr 1978 und die Aktion "Schwerter zu Pflugscharen". Am 24. September 1983 hatten sich im Wittenberger Lutherhof rund 600 Menschen versammelt und dabei zugeschaut, wie auf Initiative des Wittenberger Theologen und Pfarrers Friedrich Schorlemmer der Kunstschmied Stefan Nau ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedete. Mit dem symbolischen Akt sollte der Wunsch nach Frieden ausgedrückt werden.
Kramer lehnt Waffenlieferungen ab
Schorlemmer wurde später zu einem bedeutenden Akteur der Wendezeit ab 1989. Der 1944 in Brandenburg geborene Theologe war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA) und wechselte dann 1990 in die SPD. Während des "Friedensfests" wurden Filmausschnitte eingespielt, in denen Schorlemmer zu Wort kam. Mit der Schmiedeaktion sei eine Bewegung gewachsen, die dazu beigetragen habe, dass das DDR-Regime im Herbst 1989 friedlich und ohne Waffen zusammengebrochen sei, betonte Haseloff.
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, erinnerte an den Weltfriedenstag der Vereinten Nationen, der am selben Tag begangen wurde. Kramer, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, bekräftigte bei einer Podiumsdiskussion seine Ablehnung von deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie seien nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems, sagte er. Dem widersprach Haseloff: "Wir sind aus der Geschichte schlauer geworden, dass man dem Bösen nicht den freien Lauf lassen darf", sagte er unter Anspielung auf die NS-Zeit.
Im Hinblick auf die Polarisierung politischer Debatten erinnerte Kristin Jahn, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, daran, dass die evangelische Kirche immer auch ein Raum für gesellschaftliche Dialoge gewesen sei. "Wir sollten nicht zu schnell von politischer Färbung geprägte Statements setzen", mahnte Jahn.