Die Opferzahlen dürften weiter steigen, da noch nicht alle betroffenen Gebiete erreicht werden. Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 6,8 lag in der Region von El Haouz, im Atlasgebirge südöstlich der Stadt Marrakesch.
Mehrere Staaten boten dem nordafrikanischen Land Hilfe an. "Die EU steht bereit, um Marokko die gewünschte Unterstützung zukommen zu lassen", erklärte etwa der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Samstag.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerten ihr Mitgefühl. "Unsere Gedanken sind bei ihnen und all denen, die in diesen Stunden nach Verschütteten suchen und um das Leben der vielen Verletzten kämpfen", erklärte Baerbock.
Bilder in sozialen Netzwerken zeigen eingestürzte Gebäude, Verletzte und Menschen in Panik. In Marrakesch stürzte ein Teil eines Minaretts auf den bekannten Platz Jemaa El Fna in der historischen Altstadt. Auch in den Städten Ouarzazate und Agadir wurden viele Tote und große Schäden verzeichnet. Viele Menschen verbrachten die Nacht aus Angst vor Nachbeben unter freiem Himmel.
Das Beben von Freitagnacht sei das stärkste seit einem Jahrhundert, zitiert die staatliche marokkanische Nachrichtenagentur MAP den Leiter des Geophysischen Instituts, Nasr Jabour. Die Erschütterungen seien in einem Umkreis von rund 400 Kilometern zu spüren gewesen sein.
Marokko wurde in der Vergangenheit mehrfach von starken Erdbeben erschüttert. Bei einem Beben in der Provinz El Hoceima waren 2004 ebenfalls mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. 1960 zerstörte ein Beben die Stadt Agadir fast komplett. Das Epizentrum lag damals direkt unter dem Ort. Schätzungen zufolge starben damals mindestens 13.000 Menschen, rund ein Drittel der Einwohner der Stadt.