"Theologisch, politisch und menschlich ist das völlig unverantwortlich", sagte Burghardt dem Evangelischen Pressedienst kurz vor Beginn der LWB-Vollversammlung im polnischen Krakau. Auf die Frage nach den Auswirkungen der russisch-orthodoxen Unterstützung für den Krieg sagte Burghardt, dass das Ansehen des Moskauer Patriarchates international und vor allem in Osteuropa gelitten habe. Die lutherische Theologin aus Estland rief die Führung der russisch-orthodoxen Kirche um den Moskauer Patriarch Kyrill zum Umdenken auf.
Die russisch-orthodoxe Hilfe für Putin beschädige aber nicht die Reputation der Kirchen im Allgemeinen, sagte die Theologin, die an der Universität Nürnberg-Erlangen promoviert hat: "Nein, diese Gefahr sehe ich nicht."
Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche werden laut Burghardt bei der 13. LWB-Vollversammlung in Krakau nicht anwesend sein. "Unser Ansprechpartner bei den orthodoxen Kirchen ist das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel", erklärte die LWB-Generalsekretärin. Die Estin betonte, dass die Lutheraner nach einem Ende des Krieges in der Ukraine zu einer Versöhnungspolitik beitragen sollten.
Die LWB-Mitgliedskirchen in Russland und in der Ukraine könnten helfen, die Gräben zu überwinden. Die LWB-Mitgliedskirche in Russland habe den Krieg nicht öffentlich unterstützt. Bei der Versöhnung zu helfen, entspreche dem Selbstbild und dem Anspruch des LWB: "Wir sind eine globale Kirchengemeinschaft in lutherischer Tradition, die gemeinsam für eine gerechte, friedliche und versöhnte Welt lebt und arbeitet", sagte die Pfarrerin.
Die Generalsekretärin verwies darauf, dass der bewaffnete Konflikt in dem polnischen Nachbarland auch ganz praktische Auswirkungen auf die Vollversammlung habe: "Viele Teilnehmer haben uns gefragt, ob eine Reise nach Krakau und der Aufenthalt überhaupt sicher sei."
Die LWB-Vollversammlung unter dem Motto "Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung" findet vom 13. bis 19. September 2023 statt. Gastgeberin ist die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen. Der Lutherische Weltbund umfasst 150 Mitgliedskirchen mit 77 Millionen Gläubigen.