User:innen-Kommentare zu AfD und Ehrenamt

Ein Mann mit einem T-Shirt mit AfD-Logo sitzt in einer Stuhlreihe
© Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Sollen AfD-Mitglieder kirchliche Ehrenämter einnehmen können? Schließen sich Christ sein und die rechtsextreme Ziele der AfD nicht aus? Darüber diskutieren auch unsere User:innen. (Symbolbild)
Social-Media-Debatte
User:innen-Kommentare zu AfD und Ehrenamt
Spätestens seitdem ein Verbot der AfD zur Debatte steht, wird auch die Frage nach AfD-Mitgliedern in kirchlichen Ämtern diskutiert. In der evangelisch.de Kolumne "evangelisch kontrovers" fragte Alexander Massmann diese Woche, ob Kirchen AfD-Mitgliedern Ehrenämter verweigern sollten. Dieselbe Frage stellten wir auch auf unseren sozialen Kanälen. Hier haben wir einige Eurer Argumente noch einmal zusammengefasst.

Einige Nutzende haben sich beispielsweise dafür ausgesprochen, nicht auf die Parteizugehörigkeit sondern auf das Handeln und den Wertekompass jedes Einzelnen zu achten. So schrieb @jorgbilert: "Teilnahme und Teilhabe sollten nicht von Symbolen oder formalen Gruppenzugehörigkeiten abhängen. Es zählt der Mensch und sein Wirken. Wenn ein AfD-Mitglied in der Gemeinde unchristlich redet und handelt, dann muss seine Teilnahme überdacht werden. Solange problematische Gesinnungen aber nicht sichtbar werden, sollte eine Mitwirkung nicht ausgeschlossen sein. Wie man als aktives AfD-Mitglied nicht in Konflikt mit der Gemeinde kommen sollte ist mir zwar schleierhaft, aber es ist eben nicht auszuschließen."

@Atelier_weigel_bilder_vom_meer stütze sich auf ähnliche Argumente, kam jedoch zu einem anderen Schluss: "Parteifarbe sollten in der Kirche keine Rolle spielen, es geht um Inhalte. Früher ist die Kirche für Frieden und für christliche Werte eingetreten, das würde ich mir wieder wünschen!"

Andere User:innen haben sich an das Wirken von Jesus Christus erinnert und sein Handeln als Argumentationsgrundlage genutzt. Beispielsweise kommentierte @K_ristina3: "Jesus saß mit den Sündern am Tisch. So konnte er zumindest einige zur Umkehr bewegen. Eine Aussage von Jesus ist auch, dass er für die Kranken gekommen ist, denn Gesunde bedürfen des Arztes nicht."
Und auch Brigitte Porstmann schrieb: "Hat Jesus jemals jemanden ausgeschlossen? Er hat sich sogar mit Zöllnern, die damals sehr verachtet waren, an einen Tisch gesetzt. Jeder Mensch sollte eine Chance bekommen, der Christ ist. Man kann doch nicht über einen Menschen urteilen, wenn man ihn gar nicht persönlich kennt. Ich finde die Diskussion schlimm, weil wieder manche glauben, sie seien etwas besseres."

Der Account @Il_kommentatore sah das jedoch gänzlich anders und schrieb:
"Man kann kein Christ sein und gleichzeitig die rechtsextremen Ziele der AfD unterstützten. Das schließt sich naturgemäß aus. Du hast leider das Thema nicht verstanden. Zöllner waren schlicht und einfach damals Geldeintreiber der Obrigkeit gewesen. Teils durchaus mit wenig netten Methoden. Die hatten aber nichts mit einer politisch extremen Ideologie zu tun. Auch heute kann man Finanzbeamter und Christ sein."

Klare Positionen beziehen

Ein weiteres Jesuswort, das zu lesen war, lautete "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!" Unter anderem gepostet von @Jensphilipp8.

Andere Leser:innen fanden klare Worte gegen AfD-Mitglieder in kirchlichen Ehrenämtern. So unter anderem @derhundkanngarnichtsprechen: "Wer Mitglied im einer radikalen, nationalistischen, homophonen und in deutlichen Teilen neonazistischen Partei ist, kann doch selbst kein wirkliches Interesse haben an einem Amt in einer Gemeinschaft, die Menschen bedingungslos achtet und akzeptiert, sich sozial engagiert und Menschenwürde als Gottebenbildlichkeit lebt." @Noraism_tm schloss sich an: "Eine Mitgliedschaft in der AfD ist mit christlichem Glaube unvereinbar. Aber das Problem endet ja nicht bei Menschen, die sich - wie zahlreich hier in den Kommentaren geschehen - offen zu ihren rechten, demokratiefeindlichen Ansichten bekennen. Vorurteile und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit reichen tief in die Mitte unserer Gesellschaft. Und genau deshalb muss Kirche klare Positionen beziehen. Jemand mit solchen Ansichten und Werten darf gar nicht erst auf die Idee kommen, in einem kirchlichen Amt am richtigen Ort zu sein."

Praktisch nicht umsetzbar

Dazu hatte der Account @geliebt_und_gesegnet einen spannenden Ansatz:
"In unserer Gemeinde kommt kein AFDler auf die Idee, sich engagieren zu wollen. Wir sind sehr klar christlich ausgerichtet und das widerspricht allen Intentionen und Inhalten dieser Partei. Da wir unsere Haltung in allem, was wir tun, ausstrahlen, hat jemand, der so denkt, bei uns weder Interesse noch Nährboden. Jeder, der sich aber bekehrt zu einer wahren christlichen Haltung der Toleranz, Offenheit, des Friedens und der Nächstenliebe, der sozialen Gerechtigkeit und Fürsorge für die Schwachen, ist jederzeit willkommen."

Bezüglich der Praxis stellt sich @Eva_marie_su die Frage: "Wie könnte so etwas umgesetzt werden? Machbar wäre, im Rahmen von Präventionsprogrammen Straftaten zu berücksichtigen, die mit Menschenverachtung zu tun haben. Aber wie fragt man bei nicht Vorbestraften die politische Gesinnung ab, oder müsste dann jede Kirchengemeine bei all ihren Ehrenamtlichen die Parteizugehörigkeit prüfen? Und was wenn Herr Müller in der AFD ist und seine Frau für Gremien in der Kirche kandidiert? -> nicht so einfach." Ähnlich sieht das Christiane Siebold:
"Auch ich lehne die AfD ab. Ein Ausschluss von kirchlichen Ämtern von den Mitgliedern der Partei halte ich allerdings für praktisch nicht umsetzbar. Wie soll es auch gehen? Jeden Ehrenamtlichen nach dessen Parteimitgliedschaft befragen? Und wer entscheidet, was die korrekte Parteimitgliedschaft ist? […] Solange die AfD nicht seitens staatlicher Stellen verboten ist, müssen die Kirchen auch deren Mitglieder aushalten."

Christen "sind keine besseren Menschen"

Dagegen hat @Thomas.bernhard.129 aber ein Argument: "Och, zumindest auf dem Dorf sind die Leute nach einer Flasche Wein bekannt und der Pfarrer kennt die Pappenheimer ..." @seeteddi fragt sich: "Ist das rechtlich überhaupt zulässig, jemandem das Ehrenamt zu verweigern aufgrund politischer Einstellung?"

Weitere Nutzende sprachen sich stark gegen den Ausschluss von AfD-Mitgliedern von kirchlichen Ämtern aus. So unter anderem  @Piahw59:
"Die Kirche ist für alle da und ist Ansprechpartner. Und wenn AfD-Mitglieder ein Amt bekleiden möchten, dürfen sie das tun. Schon alleine die Diskussion ist fehl am Platz. Wir evangelischen Christen sind doch keine besseren Menschen."

Eine weitere Diskussion drehte sich um Pluralismus in der Kirche. @Arne_cz_fdp merkte an: "Nein, die Kirche sollte Pluralismus fördern, solange die Person keine Straftat begeht oder der Kirche aktiv schadet, sollte man sie nicht ablehnen. Ihr solltet individuell entscheiden, wem ihr ein Ehrenamt zusprechen wollt, dann könnt ihr Menschen, die ein Ehrenamt nicht verdienen, auf der Basis ihrer Eignung und ihres Charakters rausfiltern und im Zweifel ablehnen."

Doch @Shpirk89 widersprach ihm: "In der Kirche geht es nicht um Pluralismus oder das deutsche Strafrecht, sondern Richtschnur kann und muss das Evangelium sein. Menschen, die aktiv politische Interessen vertreten, welche Grundpfeilern des Evangeliums widersprechen, können nicht glaubwürdig als Vertreter der Kirche aktiv sein. Insofern stimme ich zu: Wer charakterlich ungeeignet ist, hat kein Ehrenamt in der Kirche verdient. AfD-Mitglieder sind aber schlicht charakterlich ungeeignet, die Werte des Evangeliums angemessen nach außen zu vertreten."

Wir bedanken uns für die rege Debatte und den konstruktiven Meinungsaustausch. Wer sich weiterhin an den Diskussionen beteiligen will, ist eingeladen unsere Facebook, X oder Instagram Seite zu besuchen. Zu finden sind wir unter @evangelisch.de oder @evangelisch_de