Santa Fe zählt mit rund 200 Galerien zu den bedeutendsten Orten der amerikanischen Kunstszene. Bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts erkannten die Stadtväter die Bedeutung der Bewahrung und Verschönerung des Stadtbilds. So wurde es vorgeschrieben, jeden Neubau in der Adobe-Bauweise, dem im traditionellen Pueblo-Baustil, zu errichten. Somit ist auch das heutige Stadtbild von Santa Fe noch geprägt von einzigartigen Adobe-Bauten. Adobe ist das spanische Wort für Lehmziegel.
Auch die älteste Kirche der Vereinigten Staaten, die katholische San-Miguel-Kapelle, wurde aus Lehmziegeln gebaut. Sie wird in den überlieferten schriftlichen Aufzeichnungen erstmals 1628 erwähnt. Mündlichen Überlieferungen zufolge könnte mit dem Bau 1610 begonnen worden sein, zeitgleich mit oder vor der offiziellen Gründung von Santa Fe. Nur wenige bezweifeln, dass die San-Miguel-Kapelle in Santa Fe die älteste Kirche der Vereinigten Staaten ist, aber viele fragen sich, wie alt sie ist.
Die Kapelle sollte einer kleinen Gemeinde von Soldaten, Arbeitern und Indigenen dienen und stand zunächst unter spanischer, dann unter mexikanischer und schließlich unter US-amerikanischer Herrschaft. Sie galt als Ort der Anbetung, als Krankenstation für Franziskanermissionare, als Militärkapelle, als einzigartiger Ort für Vorträge, Konzerte, Feiern und Zeremonien und als geweihter Raum für die Sonntagsmesse. Während des Pueblo-Aufstandes von 1680 wurde sie teilweise zerstört. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1710, hat jedoch in den letzten 400 Jahren einige bauliche Veränderungen erfahren.
Betritt man die San-Miguel-Kapelle versprüht sie gleich ihren eigenen Charme. Ein Oberlichtfenster über dem Altarraum und ein hohes Fenster in der Südwand versorgen den Innenraum der Kirche mit Licht. Die Kapelle besteht aus einem einzigen rechteckigen Kirchenschiff und einer trapezförmigen Apsis. Die Mauern sind etwa 1,5 m dick und halten den Kirchenraum angenehm kühl. Das Kircheninnere misst eine Länge von 21 Metern, eine Breite von rund 7 Metern und eine Höhe von 7,6 Metern. Die Frontseite der Kirche ist nach Westen ausgerichtet und hat einen zentralen Glockenturm mit einem einzigen kleinen Fenster und einem größeren offenen Raum über dem Haupteingang.
Hölzernes Altarbild und historische Glocke
Das hölzerne Altarbild, aus dem Jahr 1798, zieht schon bei Betreten des Kirchenraumes Blicke auf sich. Es soll das Werk eines ungenannten Kunsthandwerkers sein, der als "Laguna Santero" bekannt ist und zwischen 1796 und 1808 in New Mexico tätig gewesen sein soll. In einer Nische in der Mitte, des mit christlichen Gemälden geschmückten Altarbildes, befindet sich eine hölzerne Statue des Erzengels Michael, der ein Schwert schwingt.
Ein weiteres Highlight der San-Miguel-Kapelle ist die historische Glocke, die vor 1872 im Glockenturm hing. Derzeit ist sie noch immer im Inneren des Gebäudes zu sehen. Sie besteht größtenteils aus Kupfer und wiegt 350 Kilogramm. Ihre Inschrift lautet "San José ruega por nosotros, Agosto 9 de 1356", was auf Deutsch bedeutet "Der Heilige Josef bete für uns, 9. August 1356".
Das unwahrscheinliche Datum 1356 erregte die Aufmerksamkeit von Historikern. Die San-Miguel-Glocke und die ähnliche Maria-Josefa-Glocke, die auf das Jahr 1355 datiert ist, wurden als die ältesten Glocken in den Vereinigten Staaten bezeichnet. Dass die San-Miguel-Glocke eine der ältesten Glocken der USA ist, wurde 1914 widerlegt, als der Mann ausfindig gemacht wurde, der sich daran erinnerte, dass die Glocke in Santa Fe gegossen wurde. Er bestätigte, dass das richtige Datum 1856 und nicht 1356 war. Wahrscheinlich ist ein Gussfehler dafür verantwortlich, dass die Zahl 8 als 3 erscheint.
Zu Fuß zur Loretto-Kapelle
Neben der San-Miguel-Kapelle ist auch die Loretto-Kapelle mit ihrer spannenden Wendeltreppe, die ein Wunder der Handwerkskunst darstellt, einen Besuch wert. Sie gilt als Touristenattraktion, die von mehr als einer Viertelmillion Menschen pro Jahr besucht wird. Von der San-Miguel zur Loretto-Kapelle sind es gerade einmal drei Minuten zu Fuß.
Von Kunst und Galerien zum kulinarischen Genuss
Wer nach Santa Fe reist - und das ist wirklich sehr zu empfehlen - sollte auch Zeit einplanen, um sich durch die hübschen Straßen des Zentrums treiben zu lassen. Es gibt eine Vielzahl von Museen und pittoresken Plätzen. Kunst- und Galerielieberhaber:innen werden die malerische Canyon Road lieben. Auch Feinschmecker:innen kommen mit leckerem mexikanische Essen, das in den meisten Restaurants serviert wird, auf ihre Kosten. Ebenso wenig sollte man sich die sagenhafte Aussicht auf die Stadt vom "Cross of the Martyrs" entgehen lassen, die kurz vor Sonnenuntergang besonders schön ist.