Der frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler ist tot. Der lutherische Theologe starb am Dienstagabend im Alter von 89 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Loccum bei Nienburg, wie die Landeskirche am Mittwoch (09.08.2023) mitteilte. Vertreter aus Kirche und Politik würdigten Hirschler als humorvoll, menschennah und meinungsstark. Hirschler stand von 1988 bis 1999 an der Spitze der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, würdigte Hirschlers Menschennähe: "Er war bekannt als fesselnder Prediger, der packend und anrührend vom Evangelium erzählen konnte und dabei die Herzen der Menschen berührte", sagte die westfälische Präses. Diese Gabe habe eine "Ausstrahlung weit über die Grenzen unserer Kirche hinaus, in der Horst Hirschler so vieles maßgeblich mitgestaltet hat". Kurschus lobte zudem den Einsatz Hirschlers für den ökumenischen Dialog: "Beharrlich rang er darum, die trennenden Hindernisse im Miteinander der Konfessionen gemeinsam zu überwinden."
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte Hirschler als einen "der bedeutendsten Repräsentanten der evangelischen Kirche in Niedersachsen in den letzten Jahrzehnten". Mit seinem großen theologischen Wissen habe er "so manchen zum Glauben geführt oder darin bestärkt". Horst Hirschler hatte über eine unnachahmliche Art verfügt, anderen Menschen seinen Glauben sehr überzeugend in klaren Worten zu vermitteln.
Stimme des Wortes zum Sonntag
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Niedersächischen Landtag, Sebastian Lechner, nannte Hirschler einen Mann von "festem Glauben und universeller Bildung". Seine Stimme habe viele Menschen durch die ARD-Sendung "Das Wort zum Sonntag" erreicht. Zahlreiche Ehrungen zeugen von einer hohen Anerkennung, die ihm zuteil geworden sei. "Doch sein wahres Erbe besteht in den Herzen der Menschen, die er begleitete."
Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) nannte ihren früheren Leitenden Bischof "Mann des Worts und der entschiedenen Tat". Hirschler sei berühmt gewesen "für seine lebendigen Predigten und für seinen entschlossenen Gestaltungswillen. Wir haben ihm viel zu verdanken", erklärte der amtierende Leitende VELKD-Bischof und hannoversche Landesbischof Ralf Meister.
Stephan Schaede, Leiter des Amtsbereichs der VELKD, ergänzte: "Er war ein lutherischer Typ im besten Sinn. Er konnte jedes Gespräch mit einer treffenden Bemerkung zuspitzen und retten." Landesbischof Meister nannte Hirschler zudem einen "großen Erzähler des christlichen Glaubens". Er habe die Botschaft Christi "mit überzeugender Tat und klaren Worten" verkündigt, sei kämpferischem Streit nicht ausgewichen und habe lutherische Theologie anschaulich ausgelegt.
Engagiert für die EKD, auch im Ruhestand
Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hob Hirschlers Einsatz für die EKD hervor: "Horst Hirschler hat sich mit großer Leidenschaft für unsere Kirche eingesetzt. Er engagierte sich auf vielfältige Weise, und das weit über seinen Ruhestand hinaus. Seine Stimme wird uns als Kirche fehlen." Von 1991 bis 1997 gehörte Hirschler dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und war Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes. Zuvor war er von 1974 bis 1988 Mitglied der EKD-Synode.
Im Jahr 2000 wurde Hirschler Abt des Klosters Loccum bei Nienburg, wo heute angehende evangelische Pastorinnen und Pastoren ausgebildet werden. Dieses Ehrenamt hatte er bis 2020 inne. In seinen letzten Lebensjahren litt der Theologe an einer schweren Krebserkrankung.
Als Elektriker Theologie studiert
Horst Hirschler, geboren 1933 in Stuttgart, lernte zunächst in Hildesheim den Beruf des Elektrikers, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur machte und Theologie studierte. Nach Stationen als Jugendpastor in Hannover und als Gemeindepastor in Lüneburg wurde er 1970 Studiendirektor am Predigerseminar Loccum und sieben Jahre später Regionalbischof im Sprengel Göttingen.
Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin, Susanne Bei der Wieden aus Leer, betonte, sie habe Hirschler als einen Theologen kennengelernt, der nicht elitär wirken wollte. "Ihm gelang es, die Lebensleistung der Menschen zu sehen und zu würdigen, die für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten müssen." Das Land Niedersachsen ehrte ihn 2004 mit der Niedersächsischen Landesmedaille, der höchsten Auszeichnung des Bundeslandes.