Jasminka Petrovi?: Der Sommer, als ich fliegen lernte
In diesem Sommer mit Oma und Nona Luce erfährt Sofija vieles über ihre Familie und sich selbst.
Mit Ihrer Oma reist Sofija aus Belgrad in deren Heimatort Stari Grad, wo Oma das erste Mal seit dem Zerfall Jugoslawiens ihre Schwester wieder trifft. Eigentlich wäre sie lieber mit ihrem Bruder, Freunden und Schwarm Marco campen gefahren. Jetzt findet sie sich in einem kleinen langweiligen Ort in Kroatien wieder, ohne stabiles Internet, nur in Gesellschaft von Oma und Nona Luce – das kann nur schrecklich werden. Und der einzige Junge in ihrem Alter ist furchtbar eingebildet. Nein, danke!
Die 13-jährige Sofija fühlt sich fremd. Fremd unter den Menschen, die merkwürdige Begriffe verwenden und sie auch noch komisch ansehen und auch fremd in sich selbst. Doch der Sommer verändert sie. Ihre Großtante redet ganz anders mit ihr, als wäre sie erwachsen. Ein Notfall bringt Unerwartetes über die Familie ans Licht.
Die Autorin erzählt vom Erwachsenwerden eines jungen, fantasiebegabten Mädchens. Sie benutzt dafür eine mäandernde Sprache, die Sofias Unsicherheit und Suche nach sich selbst abbildet.
Eine flirrende Sommergeschichte vor dem Hintergrund der Nachwirkungen des Balkankrieges für Mädchen ab 12 Jahren. 2023 soll die Verfilmung in die dt. Kinos kommen. Birgit Schönfeld
Petrovi?, Jasminka: Der Sommer, als ich fliegen lernte. Jasminka Petrovi?. Dt. von Marie Alpermann. München: Tulipan 2023. 191 S. Aus d. Serb. ISBN 978-3-86429-561-4, geb.: 16,00 €
Annika Büsing: Koller
Liebe, Selbstbestimmung und die Macht von Begegnungen
Chris und Koller begegnen sich im Park und fühlen sich sofort voneinander angezogen. Schnell beschließen sie, gemeinsam in einem alten Polo ans Meer zu fahren, doch die Fahrt entwickelt sich völlig anders als gedacht und wird zu einem abenteuerlichen Roadtrip. Erst besuchen die beiden gegensätzlichen jungen Männer Kollers Schwester Birte in Ludwigsburg, dann verschlägt es sie ins Ahrtal, wo gerade die Flutwelle alles zerstört hat. Doch endlich erreichen sie auch ihr eigentliches Ziel Klütz.
Wie die Schöpfungsgeschichte ist Annika Büsings zweiter Roman aufgebaut: Er spielt an sieben aufeinander folgenden Tagen. Neben der Liebesgeschichte von Koller und Chris spielen die Natur und das Klima mit seiner Veränderung eine große Rolle. Während Koller extrovertiert seinen Gefühlen freien Lauf lässt, ist Chris reflektiert und zurückhaltend. Mit tiefen Einblicken in die Herkunft der Freunde, schöner klarer Sprache und viele klugen Gedanken besticht der Roman und endet mit den Worten "Und siehe, es ist alles sehr gut".
Nach dem aufsehenerregenden Debüt "Nordstadt" legt Büsing einen weiteren äußerst lesenswerten Roman voller Emotionen und überraschenden Ereignissen vor. Stefanie Drüsedau
Büsing, Annika: Koller. Roman. Göttingen: Steidl 2023. 174 S. ISBN 978-3-96999-196-1, geb.: 20,00 €
Meer Morde - Kriminelle Geschichten im und am Wasser
Eine Sammlung von Kurzkrimis im und am Wasser
Urlaub am Meer kann so wunderbar entspannend sein – das glitzernde Wasser, die Möwen, der weiße Strand. Das Meer kann aber auch zum Schauplatz dubioser Unfälle und schauriger Morde werden, wie viele bekannte Kriminalautoren immer wieder eindrucksvoll beschreiben. Rotraut Schöberl hat eine Auswahl ihrer Geschichten zusammengestellt, darunter einige Auszüge aus Kriminalromanen von Jean-Luc Bannalec, Patricia Highsmith, P. D. James, Petros Makaris, Fred Vargas, Martin Walker und Klaus-Peter Wolf. Viele der 23 Kurzkrimis wurden aber extra für diese Anthologie verfasst und bieten beste, oft heitere Unterhaltung.
Das Buch ist auch optisch ein Genuss mit seinen kunstvollen Illustrationen und dem maritim gestalteten Hardcover-Einband. Quellennachweise und Kurzbiographien der Autorinnen und Autoren runden die Krimisammlung ab. Für Krimifans im Strandurlaub sehr zu empfehlen! Claudia Puschmann
Meer Morde. Kriminelle Geschichten im und am Wasser. Hg. von Rotraut Schöberl. Ill. von Hanna Zeckau. Salzburg: Residenz 2023. 287 S. ISBN 978-3-7017-1771-2, geb.: 25,00 €