Buchtipps zu Krieg, Frieden und Kirche 

Frau mit Blume im Fuß liegt lesend im Gras
© Getty Images/iStockphoto/Penelope Graßhoff
In den Buchtipps geht es um die großen Themen Krieg und Frieden, um Friedensethik und Pazifismus.
Blick in die Literatur
Buchtipps zu Krieg, Frieden und Kirche 
Wie kann Krieg beendet und Frieden wiederhergestellt werden? Diese Frage diskutiert spätestens seit Beginn des Kriegs in der Ukraine ganz Deutschland, die Positionen gehen auseinander. Das Evangelische Literaturportal stellt drei Titel vor, die sich mit Friedensethik beschäftigen.

M. Käßmann/K. Wecker (Hg.): Entrüstet euch! 

Gesammelte Texte von Margot Käßmann und Konstantin Wecker, um die Stimme des Pazifismus überzeugend zu Gehör zu bringen. 

Das Buch hat vier Teile: Im ersten Teil werden Käßmann und Wecker interviewt. Die Selbstwahrnehmung des Pazifismus schwankt zwischen dem Gefühl, von der Mehrzahl der Menschen getragen zu sein, aber auch dem Eindruck, Objekt des Spotts und der Verachtung zu sein. Dem folgen klassische Texte zum Frieden. Stark sind M. L. King, E. Lasker-Schüler und W. Borchert. Vier Liedtexte Weckers sind abgedruckt.

Aus dem letzten Teil "Neue Texte zum Frieden" sind besonders hervorzuheben: Drewermann, der eine eigene gedankliche Wucht hat, Wischnath/Kreck, die mit einfachen Mitteln überzeugen, und Zink, der gedanklich differenziert eine Praxis der Feindesliebe entwickelt. Das Antikriegsmanifest von Wecker und Backmund beschließt das Kapitel.

Käßmann weiß, dass man als Pazifist und als Befürworter militärischer Gewalt schuldig werden kann. Beide Positionen sind im öffentlichen Gespräch über die Vision, wie Menschen in dieser Welt leben wollen, notwendig. Der Pazifismus hat - das vermittelt das Buch - das überzeugendere Verständnis der Zukunft der Menschheit.     Martin Schulz 

Käßmann, Margot/Wecker, Konstantin (Hg.): Entrüstet euch! Von der bleibenden Kraft des Pazifismus. München: bene! 2022. 205 S. ISBN 978-3-96340-249-4, geb.: 19,00 €

 

Daniela Dahn: Im Krieg verlieren auch die Sieger

Essays zum Ukrainekrieg und seiner Vorgeschichte, der als Folge der NATO-Osterweiterung gesehen wird.

Der Band versammelt Essays der Publizistin und DDR-Bürgerrechtlerin Dahn zum Thema Krieg und Frieden, zumeist aus den Jahren 2020 bis 2022, wobei sich der erste Teil mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der Vorgeschichte beschäftigt, den sie - entgegen der von ihr heftig kritisierten "Selbstgleichschaltung der großen Medien" - als mittelbare Folge der NATO-Osterweiterung seit 1999 sieht, die den russischen Sicherheitsinteressen entgegensteht. Die Ukraine sei von den westlichen Mächten gedrängt worden, Friedensverhandlungen abzulehnen und viele Medien würden die Position der NATO ungeprüft übernehmen.

Angesichts der Wahl zwischen Waffenlieferungen und Friedensverhandlungen plädiert sie dafür, die Sicht und die Interessen der russischen Seite zumindest zur Kenntnis zu nehmen. Die Beiträge in Teil zwei gehen der Frage nach, wie Frieden grundsätzlich gewonnen werden kann. Eine alternative Sichtweise zur derzeitigen Berichterstattung, die aber in ihren politischen Bewertungen, etwa des Jugoslawien-Krieges und des Massakers von Srebrenica, nicht von vielen geteilt werden wird.     Wolfgang Vetter 

Dahn, Daniela: Im Krieg verlieren auch die Sieger. Nur der Frieden kann gewonnen werden. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2022. 221 S. ISBN 978-3-499-01174-0, kt.: 16,00 €

 

Franz Alt: Frieden ist noch immer möglich

Der Journalist Franz Alt aktualisiert nach 40 Jahren sein 1983 erschienenes Buch "Frieden ist möglich".

"Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten." Davon ist Alt überzeugt. Die Bergpredigt Jesu ist ihm Provokation und Kraftquelle. Der griechische Text der Bergpredigt ist in das Aramäische rückübersetzt und ins Deutsche übersetzt abgedruckt - schwierig. Was inspiriert Alt an Jesus? Es gibt nur Menschen. - Der Feind ist Mensch wie du. - Das Böse steckt auch in mir. - Einer muss anfangen und den ersten Schritt wagen. - Es braucht Geduld. -

Der Dialog ist das Medium, um Frieden zu bereiten. Ethik hat Vorrang vor Religion. Alts "Realpazifismus" ist situationsabhängig. Im Fall der russischen Aggression gegen die Ukraine gesteht er zu, dass sich dort Frieden nicht ohne Waffen wird herstellen lassen. Die Atomkriegsgefahr geißelt er deutlich. Frieden schließt Frieden mit der Natur ein.

Zeugen für Frieden sind der Dalai Lama und Michael Gorbatschow, mit denen er schöne Erinnerungen verbindet. Alt legt mit der intuitiv überzeugenden Goldenen Regel und einer Vision friedlichen Zusammenlebens Lesern einen Stein des Anstoßes vor die Füße, um die eigene Friedensverantwortung wahrzunehmen.      Martin Schulz 

Alt, Franz: Frieden ist noch immer möglich. Die Kraft der Bergpredigt. Franz Alt. Freiburg: Herder 2022. 159 S. ISBN 978-3-451-03424-4, geb.: 16,00 €