Syrische Flüchtlinge brauchen Hilfe im Winter

LWF/Thomas Ekelund
Die junge Mutter Arnal muss im Flüchtlingscamp Za'atri in Jordanien überwintern.
Syrische Flüchtlinge brauchen Hilfe im Winter
Die meisten Flüchtlinge aus Syrien nimmt Jordanien auf, gefolgt von der Türkei und dem Libanon. Bis Ende des Jahres, schätzt die jordanische Regierung, werden 180.000 Syrer nach Jordanien geflohen sein. Der anstehende Winter setzt die Hilfsorganisationen unter Druck. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat kürzlich ein Nothilfeprogramm im Flüchtlingslager Za'atri ins Leben gerufen.
05.10.2012
LWI
Thomas Ekelund

"Alles was wir besitzen, sind die Kleider, die wir bei unserer Flucht am Leib hatten", erzählt Mashur, der besorgt seine beiden Söhne betrachtet. "Ich habe nichts, das ich meinen Kindern geben kann, wenn es hier kalt wird." Der Zimmermann aus dem südlichen Syrien war vor eineinhalb Monaten in das Flüchtlingslager Za'atri im Norden Jordaniens geflohen. Es liegt 70 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Er war geflohen, nachdem das Militär gedroht hatte, ihn zu töten. "Wir mussten alles zurücklassen, wir haben nichts mehr."

Nabeel, eine kleine Bewohnerin des Flüchtlingscamps Za'atri, braucht medizinische Hilfe. Foto: LWF/Thomas Ekelund

Zwischen den Reihen schwerer LKW, die jeden Tag eine Million Liter Wasser in das Flüchtlingslager bringen, stehen Hunderte von Zelten, Containern, die als Wohnraum genutzt werden können, und Maschinen; einige Kinder versuchen, Fussball zu spielen. Die meisten von ihnen sind leicht bekleidet, nur wenige tragen Schuhe. Es gibt nicht sehr viel, womit sie sich beschäftigen können, und die Langeweile mündet oftmals in Streit.

Warme Kleidung für 10.000 Kinder

Der Lutherische Weltbund (LWB), ein Gründungsmitglied des ACT-Bündnisses, hat kürzlich ein Nothilfeprogramm in Za’atri ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, die Kinder mit Kleidung und einem Dach über dem Kopf zu versorgen, bevor der Winter anbricht. 52 Prozent der Flüchtlinge in dem Lager sind jünger als 18 Jahre.

###mehr-artikel###

Die jordanische Regierung hat die "Jordan Hashemite Charity Organization" (JHCO), die größte Nichtregierungsorganisation des Landes, mit der Verwaltung des Flüchtlingslagers beauftragt. Das ist eine schwierige Aufgabe, die laut der JHCO nicht ohne internationale Unterstützung zu bewältigen sei.

Gemäss einer Vereinbarung mit der JHCO soll der LWB die Flüchtlinge mit winterfesten Zelten, Containern, die als Wohnraum genutzt werden können, und warmer Kleidung für 10.000 Kinder versorgen. Der Schwerpunkt der Hilfe soll in den kommenden Monaten erweitert werden, um die Flüchtlinge bei der Gründung von gemeinschaftsbezogenen Gruppen im Flüchtlingslager zu unterstützen.

"Den Flüchtlingen nicht ihre Menschenwürde nehmen"

Eine LWB-Delegation, zu der LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekretär Pfarrer Martin Junge gehörten, besuchte das Flüchtlingslager in Za’atri Ende September, um sich persönlich ein Bild von der Situation und der humanitären Hilfe, die die lutherische Gemeinschaft hier leistet, zu machen.

"Wir haben es hier mit einer Notlage zu tun und stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Ich habe hier traumatisierte Menschen gesehen, die vor Gewalt flüchten mussten, und ich habe gesehen, wie diese Gewalt bestimmt, wie die Menschen mit der Situation umgehen. 52 Prozent der Menschen hier sind Kinder, denen ein kalter, regnerischer Winter bevorsteht", sagte Pfarrer Martin Junge. "Wir müssen unsere Hilfsmassnahmen gemeinsam ausweiten, damit den Flüchtlingen nicht ihre grundlegende Menschenwürde genommen wird."

Der LWB verfügt über langjährige Erfahrungen mit Flüchtlingen und anderen Einsätzen in der Region. Ende 1951 war das Jerusalem-Programm mit über 400 Mitarbeitenden einer der grössten Arbeitgeber im Haschemitischen Königreich Jordanien, direkt nach dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und der Regierung selbst.

Hilfsgelder der UN und des LWB

Als die Region zwischen 1958 und 1962 mit einer Dürre zu kämpfen hatte, verteilte der LWB, Lebensmittel, vor allem Mehl, an die vom Hungertod bedrohten Beduinengemeinschaften. In drei Jahren wurden rund fünf Millionen Pfund Mehl an über 179.000 Menschen verteilt.

Bis Ende 2012 plant die UN, bis zu 700.000 syrischen Flüchtlingen mit insgesamt 488 Millionen USD zu helfen. 950.000 USD davon trägt der LWB in Jordanien dazu bei. Schätzungen zufolge wird Jordanien bis zum Ende des Jahres 250.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen. Die Regierung gibt die derzeitige Zahl mit 180.000 an. Nicht alle davon seien jedoch schutzbedürftig.