Die Kirchen haben an Ostern zu Frieden, Versöhnung und Gottvertrauen aufgerufen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte, kein Augenblick sei ohne die Möglichkeit, dass es durch Gottes Kraft anders wird. Das sei in den aktuellen Zeiten ganz besonders wichtig.
Die westfälische Präses erwähnte in ihrer Predigt am Ostersonntag im Berliner Dom beispielhaft die Not der Menschen im Iran, in Syrien und in der Ukraine. Sie müssten Unvorstellbares aushalten.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte die Verbundenheit von Christinnen und Christen in aller Welt. "Wir haben die gleiche Herkunft: Wir sind getauft im Namen Jesu Christi. Wir haben die gleiche Abstammung: Wir nennen Gott unseren Vater", sagte Meister in seiner Festpredigt in der hannoverschen Marktkirche. Das oft gebrauchte Wort von der christlichen Geschwisterlichkeit habe für ihn durch einen Besuch im ukrainischen Odessa tiefere Bedeutung gewonnen.
Vor zwei Wochen habe er dort mit einer kleinen lutherischen Gemeinde einen Gottesdienst gefeiert, berichtete Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dabei habe er intensive Nähe zu den Menschen in der vom Krieg erschütterten Stadt gespürt. "Ich wollte ihnen in die Augen sehen, wollte ihre Stimme hören, in ihre Dörfer gehen und von ihrem Schicksal einen Eindruck bekommen." Diese Begegnung sei für ihn wichtiger gewesen, "als manches wohlfeile Gerede in unserem Land über Waffenlieferungen oder Frieden um jeden Preis".
Menschen in der Ukraine zuhören
Meister betonte, wie wichtig es sei, den Menschen in der Ukraine zuzuhören. In Begegnungen habe er gespürt, wie groß der Wunsch sei, dass ihr Leid, aber auch ihre Hoffnungen bezeugt und erinnert werden. "Nicht nur Gutes, auch das Böse muss erinnert werden, damit Gerechtigkeit geschaffen wird", betonte der Landesbischof.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing rief dazu auf, trotz aller Krisen und Unsicherheiten nicht den Mut zu verlieren. Die Auferstehung Jesu setze der Eskalation der Krisen und der Gewalt die "Eskalation des Lebens und der Liebe" entgegen, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
An diesem Osterfest erblühe die Hoffnung auf Frieden und Leben wider alle Hoffnung, weil die Lebensmacht des auferstandenen Herrn den grausamen Realitäten von Kriegen und menschlichem Leid ein Schwergewicht entgegensetze, sagte er am Sonntag im Limburger Dom.
Papst Franziskus spendet "Urbi et Orbi"
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte, der christliche Glaube helfe, mit den Schrecken der Welt fertig zu werden: "Allein schon dieser furchtbare Krieg in der Ukraine, der jetzt schon seit 410 Tagen tobt, gehört zum Dunkelsten unserer sogenannten modernen Zivilisationsgeschichte." Er bringe brutale Zerstörung und Tod sowie ungezähltes Leid und Tränen für Millionen Menschen, sagte Woelki im Kölner Dom.
Papst Franziskus feierte am Sonntag vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz die Ostermesse. Im Anschluss spendete er den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). In seiner Osterbotschaft lenkte er den Blick auf eine Vielzahl von Konflikt- und Krisenregionen weltweit.
Besorgt äußerte sich der Papst unter anderem über die jüngsten Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Jerusalem. Die Betroffenen der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien erwähnte der Papst ebenso wie jene, die in afrikanischen, asiatischen und mittelamerikanischen Ländern unter Konflikten und Ungerechtigkeiten leiden.
Auch den Krieg in der Ukraine sprach der Pontifex an. "Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk", heißt es in der von der Deutschen Bischofskonferenz verbreiteten deutschen Übersetzung der päpstlichen Osterbotschaft.
Der 86 Jahre alte Papst Franziskus ist gesundheitlich angeschlagen, wurde Ende März wegen einer Bronchitis im Krankenhaus behandelt. Kurzfristig hatte er an Karfreitag seine Teilnahme am Kreuzweg abgesagt, der Vatikan begründete das mit dem kalten Wetter. Wie geplant stand Franziskus aber der Feier zur Osternacht im Petersdom und der Messe am Sonntagmorgen auf dem Petersplatz vor.
Ostern ist das älteste und wichtigste Fest des Christentums. In aller Welt erinnern Gläubige an diesem Tag an die Auferstehung Jesu Christi nach dessen Tod am Kreuz. Nach drei Jahren teils massiver Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie konnten in den Kirchengemeinden in Deutschland und im Vatikan die Feierlichkeiten in diesem Jahr wieder ohne Auflagen stattfinden.