Im Vorfeld des Zeremoniells erklärte Fehrs: "Das Zeichen der Versöhnung zwischen zwei ehemaligen Kriegsgegnern und das gemeinsame Gedenken an die Opfer sind ein wichtiges Signal in der heutigen Zeit." Krieg dürfe niemals das letzte Wort haben, sagte die Bischöfin mit Blick auf die zahlreichen militärischen Konflikte und auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Sie betonte das versöhnungs- und friedensstiftende Wirken der Kirchen in Großbritannien und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und nannte dabei die inzwischen weltumspannende Nagelkreuz-Gemeinschaft. Entstanden in der britischen Stadt Coventry nach deren Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg gehören ihr inzwischen weltweit 160 ökumenische Glaubensgemeinschaften an, in denen regelmäßig Versöhnungsgebete abgehalten werden, so Fehrs. Zu den 49 Städten der Nagelkreuz-Gemeinschaft gehört seit 1993 die Hamburger Gedenkstätte St. Nikolai.
"Mit der Bitte 'Vater vergib', die jeden Freitag um 12 Uhr weltweit an vielen Orten gesprochen wird, wollen wir uns vom Hass und vom Neid auf andere lossagen", erklärt Bischöfin Fehrs. "Damit zeigen Christen einen Weg auf, wie sich Gewalt überwinden lässt."
Die Gedenkzeremonie am Mahnmal bildet mit der Besichtigung des Denkmals "Kindertransport – Der letzte Abschied" den Auftakt des Hamburg-Besuches von König Charles III. und seiner Gemahlin Camilla. Sie wird mitgestaltet von Propst und Hauptpastor Dr. Martin Vetter und der Geschäftsführerin des Förderkreises Mahnmal St. Nikolai, Dr. Nele Fahnenkrug.
Mahnmal St. Nikolai
Die Ruine der Hauptkirche am Hamburger Hopfenmarkt ist als Mahnmal St. Nikolai "den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945" gewidmet. Die Kirche wurde 1195 begründet und letztlich 1874 fertiggestellt. Ihr 147,3 Meter hoher Turm war bis 1877 das höchste Bauwerk der Welt. Bei den Luftangriffen auf Hamburg während des Zweiten Weltkriegs diente der Turm der Nikolaikirche als Zielmarkierung für die britischen und amerikanischen Bomber. Am 25. Juli 1943 wurde die Kirche durch Fliegerbomben im Rahmen der "Operation Gomorrha" schwer beschädigt.
Nach dem weitgehenden Abriss der Kriegsruinen 1951 sind heute neben dem Turm noch ein Teil der südlichen Außenmauer und die Wände des Chors erhalten. Für eine Gedenkstätte wurden auf dem offenen Platz des ehemaligen Kirchenraums sowie in der unmittelbaren Umgebung Kunstwerke und Denkmale aufgestellt. Seit 1960 steht die Ruine unter Denkmalschutz. Die Hauptkirche St. Nikolai wurde 1962 als Neubau in den Stadtteil Harvestehude an den Klosterstern verlegt. Seit 1993 ist das Mahnmal St. Nikolai Mitglied der weltweiten Gemeinschaft von Nagelkreuzzentren.
Hier finden Sie die Versöhnungslitanei zum Download: