TV-Tipp: "Auris: Die Frequenz des Todes"

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7. März., RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Auris: Die Frequenz des Todes"
Eine Frau wacht auf, stellt schockiert fest, dass ihr Baby entführt worden ist, und wählt die Notrufnummer, aber ihr Ehemann bringt sie mit Gewalt zum Schweigen und sperrt sie in den Keller, wo er bereits die Schwiegermutter gefangen hält: So beginnt "Die Frequenz des Todes".

Abgesehen vom Auftakt ist der zweite "Auris"-Film jedoch längst nicht mehr so fesselnd wie der erste, zumal der Überraschungseffekt fehlt. Die Figuren sind eingeführt, die eindrucksvolle Fähigkeit des forensischen Psychiaters Matthias Hegel (Juergen Maurer) ist bekannt: Der Mann hat ein derart feines Gehör, dass er akustische Signale vor seinem geistigen Auge dreidimensional visualisieren kann. Im zweiten Film erkennt er nur anhand der Stimme, dass LKA-Kommissar Holder (Andreas Schröders) seit zwei Monaten nicht mehr raucht.

Hegels Mit- und Gegenspielerin ist die junge Journalistin Jula (Janina Fautz), die ihn zwar für einen Mörder hält, aber dennoch mit ihm zusammenarbeiten muss, denn er ist der einzige, der die Wahrheit über das Schicksal ihres angeblich in Argentinien gestorbenen, in Wirklichkeit aber untergetauchten Bruders weiß.

Moritz repräsentiert die Verknüpfung der beiden Handlungsebenen: Er ist irgendwie in die Machenschaften einer weltweiten Organisation verstrickt, die sich Remus nennt. Neben Waffen und Drogen handelt sie auch mit Säuglingen; und so kommt der Psychologe Dorn (Kostja Ullmann) ins Spiel, dessen Baby entführt worden ist. 

Regisseur Gregor Schnitzler hat die Filme zur gleichen Zeit gedreht. Trotzdem wirkt "Die Frequenz des Todes" nicht mehr so dicht wie "Der Fall Hegel". Die Bildgestaltung ist hochwertig, aber weniger intensiv. Das gilt auch für die zentrale Rolle: Hegel ist nach wie vor faszinierend, zumal seine düstere Aura auch zu einem Mörder passen würde, und ob er tatsächlich seine Frau getötet hat, wie Jula vermutet, ist immer noch offen, aber die Figur ist in gewisser Weise entzaubert. Immerhin gelingt es Hegels Tochter, dem Vater ein Lächeln abzuringen; das Mädchen ist der Motor all’ seines Handelns und wird gegen Ende dafür sorgen, dass Jula ihrem Freundfeind nicht mehr so bedingungslos ausgeliefert ist wie zu Beginn. 

Im Vergleich zur Hintergrundhandlung ist die Episodengeschichte weit weniger überraschend, selbst wenn der Film zumindest eine Zeitlang von der Frage lebt, warum Dorn verhindern wollte, dass seine Frau (Hanna Hilsdorf) die Polizei alarmiert. Ein weiteres Detail ist nicht minder mysteriös: Das Mobiltelefon, mit dem sie angerufen hat, ist vor zehn Jahren verschwunden, als Holder auch dank der Unterstützung durch Hegel ganz nah an Remus dran war. Der Besitzer wollte gegen die Organisation aussagen, ist aber ermordet worden, weil es einen Maulwurf beim LKA gibt.

Das Smartphone enthält Informationen über die deutsche Remus-Zelle, aber weshalb befindet es sich im Besitz von Dorn? Und was hat Moritz mit der Organisation zu tun? Rätsel über Rätsel also (das Drehbuch stammt erneut von Stefanie Veith und Michael Comtesse), auch wenn es etwas unglaubwürdig ist, dass der Akku des Telefons nach zehn Jahren in der Schublade noch genug Saft für einen Notruf hat. Das ist jedoch eine Petitesse im Vergleich zu den Darbietungen mehrerer Mitwirkender, die gerade gemessen an Juergen Maurer ein bis zwei Ligen tiefer spielen; und das gilt diesmal nicht nur für die jugendlichen Nebendarsteller.

Für Nervenkitzel sorgt vor allem die elektronische Thriller-Musik (Dominik Giesriegl, Florian Riedl); selbst beim Finale, als sich rausstellt, dass Dorn tatsächlich, wie er zum Auftakt seiner Frau versichert, zum Wohl der Familie handelt, hält sich die Spannung in Grenzen. Eine Nebenebene mit einer drogensüchtigen Obdachlosen (Mathilde Bundschuh), ist zwar für die Episodenhandlung unverzichtbar, steht der eigentlichen Geschichte aber auch etwas im Weg.

"Die Frequenz des Todes" beantwortet einige Fragen aus dem ersten Film, wirft dafür aber neue auf und sorgt außerdem dafür, dass das Verhältnis zwischen Jula und Hegel ungeklärt bleibt. Der Psychiater bittet sie, seine "Hände, Augen und Ohren" zu sein, weil er zwar aus dem Gefängnis entlassen worden ist, aber wegen einer Fußfessel sein Haus nicht verlassen darf. Der sterbende Maulwurf beschwört die Journalistin jedoch, niemandem zu trauen; erst recht nicht Hegel.

Der Schluss weckt mit Erfolg die Neugier auf eine Fortsetzung. Vincent Kliesch hat auf Basis der "Auris"-Hörspiele von Sebastian Fitzek vier Romane über das Duo geschrieben. Ob die beiden anderen ebenfalls adaptiert werden, ist noch offen.