Wie alt die kleine Kapelle in Seckendorf wirklich ist, ist nicht genau bekannt. Die Wandfresken mit Darstellungen aus der Passion und Christus auf dem Regenbogen als Weltenretter sollen aber nach einem entsprechenden Verweis an der Wand aus den Jahren 1467 und 1468 stammen. Auf der Südseite findet man die 14 Nothelfer mit der Heiligen Katharina in der Mitte.
Seit Herbst vergangenen muss das Kirchlein der evangelischen Kirchengemeinde saniert werden. Die Fresken sind bereits durch einen Restaurator gesichert. "Vorgabe des Denkmalschutzes ist es, durch möglichst wenige Eingriffe den Originalzustand der Kapelle im Inneren und Äußeren zu bewahren", erklärt Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst. Daher würden auch keine weiteren Arbeiten an den Fresken vorgenommen.
Hans Werner Kress hat diese - ebenso wie das gesamte Gebäude - schon mehrfach beschrieben. Der Regionalhistoriker veröffentlichte 2008 eine Chronik anlässlich des 400. Jubiläums der Pfarrei St. Katharina im nahen Seukendorf, von der aus die Burgkapelle mit versorgt wird. Er grub in Archiven und förderte dabei auch Anekdoten aus wenigstens 600 Jahren Kirchengeschichte ans Tageslicht. Zum Beispiel die aus dem Jahr 1540: Die Bewohner des Dorfes beschwerten sich bei den Augustiner-Chorherren aus dem nahen Langenzenn, sie hätten schon seit acht Wochen keinen Priester mehr gesehen.
Großen Aufruhr muss es 1808 gegeben haben, als die Kapelle verkauft werden sollte. Tatsächlich wurde sie im Jahr 1810 an einen Landwirt versteigert, der Glocke und Uhr der "königlichen Oberadministration" gnädigerweise überließ, aber in das Gebäude Wohnungen einbaute. Später sollte die Kapelle sogar von der Feuerwehr genutzt werden. Am 20. August 1972 wurde nach vielen Jahrzehnten hier wieder ein evangelischer Gottesdienst gehalten. Im Zuge der Gebietsreform kam die kleine Kirche 1979 schließlich zur Marktgemeinde Cadolzburg, die sie in den Jahren 1983/84 instand setzte.
Wo allerdings der Ursprung des schlichten Sandsteinbaus mit Satteldach und Dachreiter liegt, darüber herrscht Unklarheit. "Es gibt einfach keine sichtbaren Reste einer Burg hier, die darauf schließen können", verweist Kress auf ein Fehlen jeglicher Überreste, die das Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals erwähnte, fränkische Adelsgeschlecht der Herren von Seckendorff hinterlassen haben könnte.
Ein alter Wegweiser verweise sogar auf eine "Schlosskapelle". "Vielleicht war auch der Wunsch nach einer Burg der Vater dieses Gedanken", sagt der Historiker. Wahrscheinlicher sei, dass die Kapelle auf eine Stiftung zurückgeht. Schließlich befinde sich Seckendorf auf der Route des "Roten Weges" (Via Alpina) zwischen Regensburg und Frankfurt - einer alten Route zwischen den acht Alpenstaaten.
Verbauter Glockenturm bringt Gebäude zu sehr ins Schwingen
Neben der Krypta in Roßtal und der Burg Cadolzburg ist die Kapelle eines der ältesten Bauwerke weit und breit. Auch Bürgermeister Obst, dessen Gemeinde die veranschlagten rund 620.000 Euro für die Sanierung tragen muss, meint, "es sind nicht immer nur die großen Baudenkmale wie unsere Cadolzburg, die ein Bild der Vergangenheit zeichnen, sondern die vielen kleinen wie hier die Seckendorfer Kapelle, die das Bild vergangener Zeiten erst abrunden".
Wegen der Vorgaben des Denkmalschutzes sei schwer einschätzbar, wie lange die Baumaßnahmen dauern würden. Eine "Bau-Überraschung" sei bereits gewesen, dass der verbaute Glockenturm das Gebäude zu sehr ins Schwingen bringt. Dennoch sei man zuversichtlich, die ursprünglich geplanten zwölf Monate Bauzeit mit nur wenigen Monaten zu überschreiten.
Pfarrerin Natascha Kreß freut sich jedenfalls jetzt schon, wenn der Kunstschatz, der derzeit unter Schutznetzen verborgen liegt, wieder zur Geltung kommt.