In einem Streitgespräch zwischen der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Regionalbischöfin Hannovers, Petra Bahr, in der Wochenzeitung "Die Zeit" kritisierte Bahr Käßmanns Position. So furchtbar es sei, es brauche Waffen, damit Putin merke, dass er mehr zu verlieren habe, wenn er sich nicht aus der Ukraine zurückziehe, sagte Bahr.
Das "Manifest für den Frieden", das die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Publizistin Alice Schwarzer initiiert hatten und zu deren Erstunterzeichnerinnen Käßmann gehört, nannte Bahr ein "Manifest der Unterwerfung". Es gehe darin nur um deutsche Befindlichkeiten: "Der Aggressor wird gar nicht adressiert, Kriegsverbrechen und der Überlebenskampf der Ukrainer werden hintangestellt." Pazifismus finde sie zwar beeindruckend, sagte Bahr - als Haltung gegenüber selbst erlebter Gewalt. Man könne das aber nicht anderen auferlegen.
Käßmann entgegnete, es verstöre den Angreifer, wenn der Angegriffene die andere Wange hinhalte, weil er das nicht erwarte. So zwinge man den Aggressor, aus der Logik des Kriegs herauszutreten, nur so werde die Gewaltspirale unterbrochen. Gerade wegen der Brutalität des Kriegs in der Ukraine trete sie für Verhandlungen ein.
Bahr, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, wies darauf hin, dass bislang alle Verhandlungsansätze "an den neoimperialen Machtgelüsten Putins gescheitert" seien. Anerkennend äußerte sich die Regionalbischöfin zu Käßmanns Distanzierung von der Demonstration am 25. Februar, zu der unter anderen Wagenknecht aufgerufen hatte. Käßmann begründete ihre Entscheidung dazu nochmals im Streitgespräch: "Wer sich für Frieden einsetzt, muss sich klar von nationalistischen und menschenfeindlichen Personen und Gruppierungen abgrenzen."