TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Wald steht schwarz und schweiget" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Wald steht schwarz und schweiget" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Wald steht schwarz und schweiget", 13. Mai, 20.15 Uhr im Ersten
Bei einem Einsatz im Pfälzerwald wird Lena Odenthal von fünf jungen Straftätern als Geisel genommen. Während Lena versucht, die Jugendlichen in Schach zu halten, versucht Mario Kopper den Aufenthaltsort seiner Kollegin zu finden.
13.05.2012
Tilmann P. Gangloff

Dieser Film ist ebenso ungewöhnlich wie sein Titel. Selbst wenn die Geschichte, wie es sich für einen "Tatort" gehört, mit einer Leiche beginnt: Danach ist alles anders. Daher ist "Der Wald steht schwarz und schweiget" auch kein Krimi im herkömmlichen Sinn, denn die Handlung beginnt mit dem letzten Akt und hat auch bloß diesen einen zu bieten: weil das Finale bereits nach wenigen Momenten einsetzt und achtzig Minuten dauert.

Lena Odenthal wird entführt

Dabei ist der Einstieg harmlos. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ist auf dem Heimweg und lässt sich vom Kollegen Kopper (Andreas Hoppe) zu einem Abstecher in den Pfälzerwald überreden: Eine Pilzsammlung hat am Fuß einer Klippe einen vermutlich toten Mann entdeckt. Als sich die Ermittlerin dem Fundort nähert, ist die Leiche verschwunden. Die schlagartige Erkenntnis, dass trotzdem irgendwas nicht stimmt, nützt ihr nichts mehr. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich in der Gewalt von fünf Jugendlichen, deren Vierschrötigkeit ebenso wenig Gutes verheißt wie ihr aggressives Auftreten. Das Quintett will nach Frankreich flüchten, die Kommissarin nehmen sie als Geisel mit.

Die Filmgeschichte ist reich genug an vielschichtigen Geschichten, deren Handlung sich dennoch auf einen Satz reduzieren ließ. Das gilt auch für das Drehbuch von Grimme-Preisträgerin Dorothee Schön ("Frau Böhm sagt nein"), weil hier schon allein die gruppendynamischen Prozesse äußerst komplex sind. Die fünf Jungs entpuppen sich als Teilnehmer als Resozialisierungsprojekts, das für jugendliche Straftäter die letzte Alternative zum Gefängnis darstellt; militärischer Drill soll sie auf den rechten Weg zurückführen.

Schweiß und Dreck sind wichtiger als die Ausleuchtung

Weil die fünf gegen die Regeln des Camps verstoßen haben, sollten sie sich gemäß der Devise "Azok" gemeinsam mit dem Lagerleiter durch die Wildnis schlagen. Azok steht für "Alle zusammen oder keiner", und dieser Maxime muss sich nun notgedrungen auch Lena Odenthal unterordnen. Dass sie dennoch versucht, die jungen Männer gegeneinander auszuspielen, versteht sich von selbst. Derweil mobilisiert Kopper alles, was Beine hat, um die Partnerin zu finden und zu befreien; und das im das größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands.

Der Film hebt sich schon deshalb wohltuend vom üblichen Sonntagskrimi ab, weil es hier keinerlei Vernehmungsszenen gibt, keine Frage, wo jemand gestern Abend um 20 Uhr gewesen sei; Der weitaus größte Teil der Handlung spielt sich in der Natur ab. Logistisch war das sicherlich eine Herausforderung. Andererseits ist man dank der Handkameraaufnahmen (Bildgestaltung: Andreas Schäfauer) immer mittendrin in der Gruppe und erlebt die permanente Gewaltbereitschaft der vorzüglich verkörperten Jungs (mit Frederick Lau als Anführer) quasi hautnah; Schweiß und Dreck sind in diesem "Tatort" wichtiger als die sonst übliche porentiefe Ausleuchtung, weshalb diverse Szenen konsequenterweise im Zwielicht spielen.

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Von der ungewöhnlichen Geschichte mit ihren Abenteuer- und Westernmotiven profitieren auch die beiden Hauptdarsteller: Folkerts, weil sie als Teil eines Ensembles ganz anders agieren kann und muss als sonst; und Hoppe, weil er sich gegen das etwas grobschlächtige Klischee seiner Figur als aktiver Macher profilieren kann. Entscheidender für die Qualität des Films aber ist Ed Herzogs Inszenierung, zumal es ihm gelingt, das Spannungsniveau nicht nur zu halten, sondern auch noch zu steigern. Dass am Ende nicht alle Fragen beantwortet sind, hat seinen Grund: Wer will, kann im Internet eine knappe Woche lang selbst Detektiv spielen.