Gott im Wald finden

Wald, der von Sonnenstrahlen geflutet wird
© Patrick/patuphotos/Unsplash
Naturpädagogik kann ein Ansatz sein, um Gott zu erfahren. Sie soll zum Verständnis der Umwelt beitragen und zur Nachhaltigkeit aufrufen.
Christliche Naturpädagogik
Gott im Wald finden
Gott und die Natur hängen zusammen. Wenn wir von der Schöpfung sprechen, dann liegt der Gedanke an die mannigfaltige Diversität der Natur nahe. So kann auch die Naturpädagogik ein Ansatz sein, um Gott zu erfahren. evangelisch.de hat mit einem Dekanatsjugendreferenten und einer Studentin der Forstwirtschaft gesprochen, die beide naturpädagogische Angebote gestalten.

Natur- und in der Waldpädagogik ist Bildungsarbeit und soll zum Verständnis und zur Akzeptanz von der Umwelt beitragen. Ziele sind dabei eine nachhaltige Waldnutzung und praktisches Wissen über die Natur und ökologische Zusammenhänge. Es ist also eine Art der Wissensvermittlung, die Erkenntnisse über die Natur mit erlebnispädagogischen und praxisorientierten Elementen verbindet.

Wo Gott dabei aus einer pädagogischen und verkündigenden Perspektive einen Raum finden kann, haben wir Oliver Guthier und Helene Zickler gefragt. Oliver ist Dekanatsjugendreferent im Evangelischen Dekanat Odenwald und Natur- und Wildnispädagoge. Helene studiert Forstwirtschaft, streift mit ihrem Rauhaardackel Alberich durch die Wälder und absolviert ein Waldpädagogikzertifikat.

Oliver ist 29 Jahre alt und nicht nur hauptberuflich für 24 Kirchengemeinden in seinem Dekanat in der Hessen-Nassauischen Landeskirche verantwortlich, sondern auch ein Mensch, der sich schon immer für die Natur begeistert hat und deswegen seine Leidenschaft in seine Bildungsarbeit einfließen lässt. "Die Natur ist einer der schönsten Erfahrungsräume, den sehr viele Menschen in direkter Umgebung haben.", sagt er.

Oliver erzählt, wie christlicher Glaube sich nicht nur auf Kirchengebäude beziehen sollte. Gerade wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht, sieht er eine starke Verbindung von Glauben und Natur. Diese zu bewahren sei eine christliche Aufgabe, die nur bewältigt werden könne, wenn junge Menschen einen Bezug zu ihrer Umwelt haben. Naturpädagogik kann so christliche Angebote stärken: "Eine Bereicherung geschieht vor allem durch die direkte Auseinandersetzung mit der Natur. Die Erde greifen zu können, den Wind im Gesicht spüren, mit Werkzeugen Holz und andere Materialien bearbeiten. Die Sinne zu beanspruchen, zu schärfen und das in der Interaktion miteinander."

"Mit dem Wald lernen"

Auch Helene sieht in der Waldpädagogik die Stärke der Wissensvermittlung um den Wald. Für sie geht es darum, mit dem Wald zu lernen, Erlebnisse zu schaffen, Gefühle zu erleben und den Wald verstehen zu lernen. Den christlichen Bezug sieht die 24-Jährige an vielen unterschiedlichen Stellen. Sie sagt: "Unsere Natur und unsere Umwelt sind genauso ein Gegenüber, denen wir mit den gleichen christlichen Werten gegenübertreten müssen, wie jedem Menschen auch." Für sie ist klar: Natur- und Waldpädagogik machen Angebote spannender und prägender. Durch sie können christliche Werte vermittelt werden, die für viele Menschen sonst eher abstrakt bleiben. Dadurch könne auch die Verbindung innerhalb der Gemeinde gestärkt werden.

Der Wald sowie die gesamte Natur sind Schöpfung Gottes und somit von Gott unzertrennbar.

Oliver sieht dabei die Natur- und Wildnispädagogik nicht nur als Ansatz für Kinder und Jugendliche. Auch erwachsene Menschen können von einem stärkeren Bezug zur Natur profitieren. Dabei findet er es verblüffend, wie gering die Bindung zur Natur bei vielen Menschen ist. Trotzdem würden sie sich schnell auf ein Naturerlebnis einlassen. Oliver erinnert sich gerne an die Gesichter nach einem Wochenende im Wald: "Sich zu trauen das erste Mal im Wald zu übernachten, ohne Zelt und das weiche Bett. Dann die begeisterten Blicke der Teilnehmenden nach so einem Wochenende zu sehen, das begeistert mich!"

Auch Helene berichtet von ähnliches Erlebnissen: "Was mich jedes Mal berührt ist zu sehen, wie eine Gruppe über ein paar Stunden im Wald zusammenwächst und immer harmonischer und organisierter agiert, fast wie ein kleines Ökosystem selbst."

Oliver ist in seiner Heimatgemeinde mit Jungschar, Konfirmation und Jugendpolitik groß geworden und hat später sein Hobby zum Beruf gemacht. Er bietet jetzt unter anderem Erlebniswochenenden für Kinder und Freizeiten für Jugendliche an, in denen junge Menschen die Natur ganz intensiv erleben können und sich Wissen über Tiere, Pflanzen, Wetter und vieles mehr aneignen können. Wie nisten Adler in den Kronen von Schwedens Bäumen? Wie sieht ein Flusskrebs aus und kann man den essen? Oder wie mache ich ein Feuer?

Trifft man auch im Wald an: eine Blindschleiche.

Zum Schluss sagt Oliver Guthier: "Ich lege allen Menschen, egal ob mit oder ohne christlichen Bezug, ans Herz, raus in die Natur zu gehen. Sich vielleicht auch einfach mal im Wald für ein paar Minuten hinzusetzen, die Geräusche wahrzunehmen und runterzukommen. Die Natur bietet vieles, was wir im Alltag oft nicht wahrzunehmen. Und für die vielleicht etwas Unruhigeren: Einfach mal den Weg verlassen und in der Natur umherstreifen, dabei kann man wahre Schätze entdecken."