Unterhalb der sogenannten "Judensau" an einem der Strebepfeiler wird eine 125 Zentimeter hohe Stele aus zwei Teilen platziert, wie der Künstler Hans-Joachim Prager bei der Vorstellung seines Entwurfs in Zerbst erklärte. Die aus einem Granitsockel und einer aufgesetzten Bronzehaube bestehende Stele "Reflexion" wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 aufgestellt.
Pragers Entwurf ist der Gewinner eines Gestaltungswettbewerbs, der Anfang des Jahres von der Zerbster Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis ausgeschriebenen wurde. "Die Skulptur gehört mit ihrer menschenverachtenden Aussage zu unserem Erbe. Das müssen wir annehmen und damit angemessen umgehen", sagte Pfarrer Lutz-Michael Sylvester. Die Schmähplastik solle mithilfe des "Gegendenkmals" zu einer mahnenden Stätte werden und eine Anfang 2022 aufgehängte Informationstafel ergänzen.
Die Schmähkultur sei ein "verabscheuungswürdiges und nicht tolerierbares Zeugnis des Hasses". Der Gemeindekirchenrat wolle das Relief als Mahnung und Erinnerung an begangenes Unrecht aber erhalten, sagte der Ratsvorsitzende Mario Gabler.
Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinde, des Fördervereins St. Nicolai sowie der Evangelischen Landeskirche Anhalts und des Zerbster Stadtmuseums hatten den Angaben zufolge den Gewinnerentwurf ausgewählt. Insgesamt seien zehn Entwürfe für ein Gegendenkmal eingereicht worden.
Die Schmähplastik wurde um das Jahr 1450 in einen Pfeiler der Zerbster Kirche St. Nicolai eingearbeitet. Sie zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Menschen saugen, die Juden darstellen sollen.