Soll man missionieren oder nicht?

Frauenre den gemeinsam
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Mit Leidenschaft über etwas sprechen und so Gesprächspartner:innen einen Anstoß zum Nachdenken geben. Dies kann auch der eigene Glaube sein, findet Anette Makus vom Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen.
Glaubensvermittlung
Soll man missionieren oder nicht?
Dass ein Mensch eine Mission hat oder ein Unternehmen ein Mission-Statement formuliert, daran stoßen sich wenige. Doch wenn im kirchlichen Kontext der Begriff "Mission" fällt, sträuben sich bei vielen die Nackenhaare. Für Anette Makus gehört es zu einem authentischen Glauben dazu, davon zu erzählen und mit anderen zu teilen, was einen begeistert und erfüllt. Davon erzählt sie hier.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über – Dieses sprichwörtlich gewordene Bibelzitat charakterisiert gut, finde ich, was Mission ist. Wovon ich begeistert bin und was mich erfüllt, möchte ich anderen Menschen mitteilen. Am schönsten ist es, wenn sie meine Begeisterung nicht nur nachvollziehen, sondern auch teilen können.

Ich male zum Beispiel sehr gern. Wenn ich ein Bild gemalt habe, das mir gefällt, zeige ich es meinem Mann und meiner Freundin, die auch malt. Mit ihnen spreche ich auch über den Prozess des Malens: wie sich das Bild entwickelt hat, wie oft und wo ich etwas übermalt habe, welche Entscheidungen ich während des Malens getroffen habe. Oft erzähle ich auch über die Verzweiflung und die Selbstzweifel, die es im Prozess auch immer wieder gibt, aber vor allem auch über das große Glücksgefühl, dass das Malen mir vermittelt.

Wenn Bekannte mich fragen, was ich am Wochenende gemacht habe, spreche ich vom Malen (wenn ich es denn getan habe). Und ich merke relativ schnell, ob sie das Thema interessiert oder ob es ihnen herzlich egal ist. Wenn es sie interessiert, rede ich weiter und motiviere dazu, es selbst mal zu probieren. Die Materialkunde wird gleich mitgeliefert: für den Anfang Acrylfarben, weil die sich übermalen lassen und preiswerte Pinsel, beides aus den Restpostenmärkten, die es ja fast überall gibt.

Viele Menschen haben eine Leidenschaft, über die sie selbstverständlich auch sprechen und so zumindest den Zuhörer*innen den Anstoß geben, darüber nachzudenken, ob das vielleicht auch etwas für sie selbst sein könnte – sei es das Training für den Marathon-Lauf, Vogelbeobachtung, Yoga oder Lesen.

Begriff "Mission": im kirchlichen Kontext umstritten

Nur beim Glauben ist alles anders: Das Sprechen über das, woran wir glauben, ist merkwürdig tabuisiert. Als hätten wir Angst davor, dass jede und jeder sofort denkt: "Oh Gott, jetzt soll ich bekehrt werden". Und tatsächlich reicht ja oft allein der Begriff "Mission" im kirchlichen Kontext, dass sich den Menschen die Nackenhaare sträuben.

Dabei formuliert jedes Unternehmen, das auf sich hält, mit großer Selbstverständlichkeit seine Mission. Und das geschieht aus gutem Grund. Die Mission beschreibt den Sinn des Unternehmens: Wozu ist das Unternehmen da? Warum möchten Menschen dort arbeiten? Wofür engagiert sich das Unternehmen? Was treibt das Unternehmen an?

In einer Zeit, in der viele Menschen sich mit Fragen des Sinns beschäftigen, ist es gut, eine Antwort geben zu können auf Fragen wie: Warum sollen Menschen bei uns arbeiten? Warum sollen sie uns unterstützen?

Das gilt, denke ich, auch für authentischen Glauben. Wir sollten auskunftsfähig und auskunftsfreudig sein, wenn es darum geht, zu beschreiben, was, wie und an wen ich glaube, warum ich glaube, wofür ich eintrete und was mich antreibt. Und wir sollten anderen Menschen davon erzählen, dass es der Glaube an Gott ist, von dem wir begeistert sind und der uns erfüllt. Nebenbei ist das ja sogar ein Auftrag, den Christ*innen aus der Bibel bekommen.

Glaubenserfahrungen werden nicht mehr thematisiert

Ich halte die Gefahr, dass der Mund so überläuft, dass niemand mehr zu Wort kommt, oder dass Menschen sich bedrängt fühlen, für gering. Die Tendenz ist doch eher, dass eigene Glaubenserfahrungen gar nicht mehr thematisiert werden. Eher noch spricht man über Sexualität und Geld, die beiden anderen großen Tabubereiche.

Ich jedenfalls freue mich, wenn meine Freundin Monika mir begeistert erzählt, dass ihr beim Lesen einer Bibelstelle ein Licht aufgegangen ist oder sie im Gebet zu einer Lösung gefunden hat, die sie so gar nicht erwartet hätte. Und es regt mich an, auch mal wieder in der Bibel zu lesen oder zu versuchen, zu beten. Und ob man das jetzt Mission nennt oder nicht, ist vielleicht bei der Benennung eines Missionswerks wichtig, für den Vorgang, vom Glauben zu erzählen, ist es unerheblich.

evangelisch.de dankt mission.de und der Evangelischen Mission Weltweit für die inhaltliche Kooperation.