Anglikanische Kirche offen für Trauernde

Pastorin Reverend Jules A. Barnes
© Mechthild Klein / evangelisch.de
Pastorin Reverend Jules A. Barnes hat das Kondolenz-Buch für Besucher in der anglikanischen Kirche in Hamburg ausgelegt. Viele empfinden den Tod der Queen so, als ob ein eigenes Familienmitglied gestorben wäre, sagt Barnes.
Kondolenzbücher für die Queen
Anglikanische Kirche offen für Trauernde
Während in England die Trauernden versuchen einen letzten Blick auf den Sarg der Queen zu werfen, liegen überall in deutschen Rathäusern Kondolenzbücher für Elisabeth II. aus. Auch Anglikanische Kirchen auf der ganzen Welt öffnen ihre Türen und feiern besondere Gottesdienste – so auch in Hamburg.

Die Queen war nicht nur Monarchin von Großbritannien, sondern auch Leiterin der "Church of England". Deshalb öffnen anglikanischen Kirchen weltweit ihre Pforten für Trauernde. In Hamburg beispielsweise macht das die kleine Anglikanische Kirche of St. Thomas à Becket gegenüber dem Michel. 

Unter dem trapezförmigen Giebel des klassistischen weißen Baus steht in goldenen Lettern "Englische Kirche". Die Tür ist geöffnet, davor ein Aufsteller mit einem Porträtbild der lächelnden Queen mit Hut. In taubenblau. Drinnen empfängt Reverend Jules A. Barnes die Besucher. Viele begrüßt sie namentlich.

Neben einem Kondolenzbuch steht ein Blumenstrauß mit weißen Blüten, daneben Fotos mit Porträts der Queen. Eine Kerze leuchtet. Eine Menge Leute haben sich bereits ins Kondolenz-Buch eingetragen. Ihre Zuneigung zeigt sich in sehr persönlichen Worten. Immer wieder heißt es: "Danke für ihren Humor! Für ihren Dienst" "Ich vermisse Sie!"- "Sie waren immer eine Institution für uns!" "…Ihre Menschlichkeit, Würde und Anmut waren mir ein Vorbild!" Und schließlich "God save the Queen!"  

In Hamburg öffnet die kleine Anglikanische Kirche of St. Thomas à Becket ihre Türen für Trauernde. Die Queen war auch das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche.

Die Pastorin Reverend Jules A. Barnes wartet bis sich die Besucher in das Kondolenz-Buch eingetragen haben. Wer möchte, kann dann einen englischen Tee bekommen. Die Pastorin sagt, wie sie es empfindet: "Die Menschen auf der ganzen Welt lieben die Queen, nicht nur Engländer." In ihrer anglikanischen Gemeinde seien viele mit afrikanischen Wurzeln aktiv, auch viele Deutsche. "Der Tod der Queen, das ist als wäre ein Familienmitglied gestorben", versucht sie zu erklären. Deshalb sei es wichtig, dass ihre Kirche etwas anbiete, einen Ort für die Stille oder für das Gebet. 

"... als wäre ein Familienmitglied gestorben"

Reverend Jules spricht Englisch und Deutsch. Mit ihrem Priesterkragen ist sie schnell als Pastorin zu erkennen. Schon am Sonntag und Dienstag hatte sie die Kirche für persönliche Andachten geöffnet. Jetzt am Donnerstag können weitere Menschen sich von 11 bis 15 Uhr in das Kondolenzbuch eintragen. In einer kurzer Eucharistie-Feier um 12 Uhr will die Gemeinde der verstorbenen Majestät denken, dem Oberhaupt ihrer Kirche. Dabei werden spezielle Gebet für die verstorbene Königin gesprochen. Weil die Gemeinde international ist, ist alles auf Englisch. Die Queen, sagt sie, sei für ihren starken Glauben bekannt gewesen. 

Die Anglikanische Kirche in Hamburg ist der älteste Ableger der Kirche von England in Deutschland. Im Jahr 1612 gründeten Anglikaner eine Gemeinde in der Hansestadt. In England hat die Anglikanische Kirche rund 25 Millionen  Mitglieder. Weltweit kommen noch ein paar Millionen dazu. Die große Beerdigungszeremonie am kommenden Montag in London will sich die Pastorin im Fernsehen anschauen. Ihre Hamburger Gemeinde lädt erst am 9. Oktober zu einem größeren Gedenktag ein. Allerdings nur mit Anmeldung. 

Übrigens online kann man sich auch im Kondolenzbuch der Kirche von England eintragen: Kondolenzbuch der Kirche von England

Auch am Donnerstag können sich Menschen in das Kondolenzbuch für die Queen eintragen. Die Anglikanische Kirche hat von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Um 12 Uhr feiert die Gemeinde einen Gottesdienst mit Gebeten für die verstorbene Majestät.

Der Nachfolger der Queen, König Charles III. ist nun neues Oberhaupt der Kirche. Er war schon mal in der Hamburger Anglikanischen Kirche zu Besuch, sagt Pastorin Jules. Das sei schon mehr als 30 Jahre her. Ein wenig stolz sei sie darauf schon, dass der König auch ihre Kirche in Hamburg kennt. Aber selbst, wenn man König Charles nicht persönlich begegnet ist, man kenne sein Wirken. Er sei ist ja schon viele Jahrzehnte an der Seite der Königin aktiv. Er werde die Umweltfrage in England weiter ins Zentrum rücken, sagt die Pastorin. Charles werde für Fortschritt sorgen.