Die Frotzeleien zwischen den besten Freunden Eberhofer und Birkenberger, die Auseinandersetzungen des Dorfpolizisten mit dem Vater, die Diskussionen mit Freundin Susi, aus denen ihn regelmäßig ein Anruf des Chefs rettet, die bösen Scherze über die Saufkumpane; und natürlich der unvermeidliche Kreisverkehr, in dem Eberhofer stets mindestens eine Ehrenrunde dreht. Es wäre also ein Leichtes, dem Reihenregisseur Ed Herzog sowie seinem seit "Schweinskopf al dente" (2016) regelmäßigen Koautor Stefan Betz vorzuhalten, sie machten es sich einfach. Tatsächlich ist Herzog mit "Kaiserschmarrndrama" schon zum siebten Mal das Kunststück gelungen, die bekannten Puzzleteile zu einem neuen Bild zusammenzusetzen.
Natürlich trägt auch der jeweilige Kriminalfall seinen Teil dazu bei, aber die Ermittlungen sind letztlich bloß Mittel zum Zweck. Das entscheidende Qualitätsmerkmal ist sowieso ein anderes. Genau genommen sind es zwei, aber sie bedingen einander: Das gesamte Ensemble zeichnet sich jedes Mal durch große Spielfreude aus und sorgt auf diese Weise dauernd für Überraschungen.
Dass die Figuren nicht aus ihrer Haut dürfen, ist Teil des Konzepts: Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) bleibt der ewige Schluffi, der seine polizeilichen Pflichten mit einem gewissen Widerwillen erfüllt und ohne die kriminalistischen Fähigkeiten seiner eigentlichen besseren Hälfte Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) aufgeschmissen wäre. Susi (Lisa Maria Potthoff) ist überzeugt, dass sie eigentlich was Besseres verdient hätte, mag ihn aber doch zu sehr, um das Weite zu suchen. Diesmal dreht sich die familiäre Ebene um einen Hausbau: Nichts läge Franz ferner, als sein geliebtes Zimmer im Elternhaus zu verlassen, aber Susi hat ihn genötigt, gemeinsam mit seinem Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) ein Doppelhaus zu bauen. Papa Eberhofer (Eisi Gulp), der ewige Revoluzzer, findet das "bourgeois" und sabotiert die Bauarbeiten mit einer Kranbesetzung.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Zum Rebellen wird auch Eberhofers Trinkfreund Flötzinger (Daniel Christensen), allerdings wieder Willen: Der Rockerclub "Born Rebels" hat ihn zum Ehrenmitglied erklärt, und es ist ziemlich verblüffend, dass ein schlichter Scherz wie der Schreibfehler in der großformatigen Tätowierung auf Flötzis Rücken ("Rebles") zu einem derart lustigen "Running Gag" werden kann. Die Krimiebene dient letztlich ebenfalls nur dazu, weitere skurrile Figuren einzuführen: Die erschlagene Joggerin Simone hat sich als Webcam-Girl Mona, Markenzeichen "Mollig und rollig", was dazu verdient. Eberhofer kürt ihren frommen Bruder zum Mordverdächtigen Nummer eins, womit er gar nicht mal so falsch liegt. Zwei Tote machen zwar noch keine Serie, aber als kurz drauf an derselben Stelle ein weiteres weibliches Opfer (Christine Neubauer in ungewohnter Rolle) liegt, taucht prompt Kommissarin Elisabeth Mayerhofen (Nora Waldstätten) auf und erklärt den Fall zur Chefsache.
Witziger als die ewige Widersacherin sind allerdings die Kabbeleien zwischen den Freunden. Mit der Kombination der beiden Hauptdarsteller ist den Verantwortlichen zum Start der Reihe (Dampfnudelblues", 2013) ein echter Glücksgriff gelungen. Sebastian Bezzel war damals längst als "Tatort"-Kommissar vom Bodensee etabliert, aber der als Wiener "Inkasso-Heinzi" ebenfalls "Tatort"-erfahrene Simon Schwarz ist hierzulande im Grunde erst durch die Eberhofer-Krimis bekannt geworden. Auch diesmal hat der Österreicher wieder die facettenreichere Rolle: Birkenberger hat sich bei einem Autounfall mehrere Knochen gebrochen, sitzt nun im Rollstuhl, wird Eberhofers Protesten zum Trotz ("Wir sind doch kein Gnadenhof") auf dem Bauernhof einquartiert und ist auf die Hilfe des Freundes angewiesen; das entsprechende Heiterkeitspotenzial wird selbstredend angemessen ausgeschöpft. Es geht ohnehin einige Male recht krachledern zu, auch die Dialoge sind mitunter recht deftig. Darüber kann, wer will, die Nase rümpfen; lustig ist es trotzdem. Traurig wird es allerdings auch: Der treue Vierbeiner Ludwig segnet das Zeitliche. Die mit Marihuana versetzten Fleischpflanzerl von Papa Eberhofer bescheren ihm allerdings einen beneidenswert entspannten Abgang und haben außerdem zur Folge, dass sich Birkenberger beim durchaus brenzligen Finale vor Lachen nicht mehr einkriegt.