Diese Folgen des Klimawandels waren eigentlich erst in zwanzig Jahren erwartet worden. Selbst in Deutschland mit seinen scheinbar unerschöpflichen Wasservorräten ist der Kartoffelanbau in einigen Regionen nur noch mit künstlicher Bewässerung möglich.
In ihrer facettenreichen und informativen Dokumentation gehen Jens Niehuss und Marcel Martschoke in verschiedenen Mitgliedsländern der Europäischen Union den Gründen für dieses Phänomen nach. Die Antwort ist wenig überraschend, der Titelzusatz verrät sie bereits: Die Katastrophe ist hausgemacht. Ein Hydrogeologe vergleicht den Klimawandel mit den Folgen, die der Einschlag eines Meteoriten vor 66 Millionen Jahren für die Dinosaurier hatte: "Jetzt sind wir der Meteorit." Eine der Hauptursachen ist die Landwirtschaft. In Rumänien beispielsweise bietet sich heute als Wüste dar, was einst ein blühendes Biotop war. Vor fünfzig Jahren ist hier ein großes Gewässer trockengelegt und in eine riesige Ackerlandschaft verwandelt worden.
In der DDR sind zugunsten von Ackerflächen ganze Wälder abgeholzt worden. Die Rodungen hatten zur Folge, dass der Wind ungehindert über die Felder fegen und den Humus forttragen konnte, bis irgendwann nur noch Sand übrig blieb. In Spanien zeigt das Autorenduo ein gigantisches Plastikmeer. Ausgerechnet hier, in einer der heißesten und trockensten Regionen Europas, wird in großem Stil Gemüse angebaut, aber nicht für den Eigenbedarf, sondern für den Export. Der Bewässerungsbedarf ist gigantisch; im Grunde exportieren die Spanier das Grundwasser der Gegend.
Selbstverständlich sind auch in Westdeutschland erhebliche Fehler gemacht worden: Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen ungeheuren Bedarf an Bauholz, also sind in großem Stil schnellwachsende Fichten angepflanzt worden. Das rächt sich nun: Die ursprünglich in höher gelegenen Lagen beheimateten Bäume sind buchstäblich ein gefundenes Fressen für Borkenkäfer. Aufgrund der Trockenheit können die Fichten nicht genug Harz produzieren, um die Bohrlöcher der Käfer zu verstopfen. Deprimierende Luftaufnahmen zeigen ganze Landstriche mit abgestorbenem Gehölz.
Wenig hilfreich ist auch die deutsche Entscheidung, EU-Subventionen nicht nach qualitativen, sondern nach rein quantitativen Gesichtspunkten, sprich: nach Größe der Anbaufläche zu verteilen. Mit anderen Worten: Wer hat, dem wird gegeben; im Landwirtschaftsministerium wurde traditionell Klientelpolitik betrieben. Auf dem weitaus größten Teil der hiesigen Äcker wächst Futtermittel. Die Subventionen fördern also nicht nur eine schädliche Monokultur, die auf Dauer die Böden auslaugt, weshalb immer mehr gedüngt werden muss, sondern unterstützt letztlich die Fleischindustrie, die wiederum viele Arbeitsplätze garantiert, denn das preiswerte deutsche Fleisch ist ein Exportschlager. Die Zerstörung der Böden hat einen Teufelskreis ausgelöst: Hitze führt zu Dürre, Dürre führt zu noch mehr Hitze. "Die Prognosen sind dramatisch", heißt es im Kommentar, und das scheint keineswegs übertrieben. Bislang galt der Wald als wichtiger Verbündeter im Kampf gegen das klimaschädliche Kohlendioxid, aber während einer Hitzewelle nehmen die Bäume kein CO2 auf, sondern setzen das schädliche Gas im Gegenteil frei.
Dankenswerterweise malen Niehuss und Martschoke nicht nur schwarz. Sie schließen sich einer Empfehlung von Umweltverbänden an, die dafür plädieren, mit den Subventionsgeldern im Sinne des Landschaftsschutzes jene Betriebe zu unterstützen, die besonders ökologisch arbeiten. Der Film stellt einen bayerischen Bauern vor, der sich uralter landwirtschaftlicher Erkenntnisse besonnen und unter anderem einen eigenen Wald angelegt hat, obwohl ihn das gleich doppelt teuer zu stehen gekommen ist: Nun fehlt ihm nicht nur Anbaufläche, er bekommt auch weniger Subventionen, denn Geld gibt’s nur für Ackerland. Die Natur hat’s ihm vergolten: Der Wald hält den Wind ab, weshalb die Böden die Feuchtigkeit viel besser halten können; dieser Bauer muss seine Felder im Sommer nicht bewässern. Versuchsflächen belegen zudem, dass es für Wälder am besten ist, wenn sie sich selbst überlassen bleiben. Ein weiterer Ausweg wäre ein kleiner genetischer Eingriff, der zu robusteren Pflanzen führen könnte, aber selbst der Zusatz "grün" ändert nichts daran, dass Gentechnik hierzulande verpönt ist.