Die Bundesregierung will das vor drei Jahren in Kooperation mit Kirchen und Wohlfahrtsverbänden als Pilotprojekt gestartete Aufnahmeprogramm für Flüchtlinge auf Dauer fortführen. Nach der erfolgreichen Pilotphase solle es Anfang 2023 verstetigt werden, kündigte die Beauftragte der Bundesregierung für Flüchtlinge, Reem Alabali-Radovan (SPD) an.
Das Programm beziehe die Zivilgesellschaft aktiv mit ein, sagte Alabali-Radovan beim Berliner Symposium zum Flüchtlingsschutz. "Damit können wir auch jenseits von Asylverfahren mehr Flüchtlingsschutz realisieren", ergänzte die Beauftragte.
Der Bund hatte das Programm "Neustart im Team" (NesT) 2019 gestartet. Dabei sorgen Mentorengruppen dafür, dass die Flüchtlinge, die über das Programm nach Deutschland kommen, eine Wohnung haben. Die Gruppen finanzieren beispielsweise für zwei Jahre die Kaltmiete und unterstützen bei Behördengängen und der Stellensuche.
Kooperationspartner sind das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, die Evangelische Kirche von Westfalen, die Stiftung Mercator und die Bertelsmann Stiftung. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR wählt wie beim regulären Resettlement-Verfahren die Flüchtlinge aus, die dann gezielt nach Deutschland geholt werden.
Plätze nicht ausgeschöpft
Das Pilotprojekt umfasste 500 Plätze. Ab 2023 sollen jährlich bis zu 200 Plätze zur Verfügung stehen, später auch mehr, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums auf Anfrage mitteilte. Schon zum Juli soll nach seinen Angaben die Hürde für Freiwillige gesenkt werden. Die Verpflichtung, eine Wohnung bereitzustellen oder die Nettokaltmiete zu bezahlen, gilt dann nur noch für zwölf statt bislang 24 Monate.
Die 500 zur Verfügung stehenden Plätze wurden in der Pilotphase nicht ausgeschöpft. Wie der Ministeriumssprecher mitteilte, wurden bislang 139 Menschen über "NesT" aufgenommen. 31 Mentorengruppen unterstützten die Flüchtlinge.
Alabali-Radovan würdigte beim Flüchtlingsschutzsymposium die Hilfe aus der Zivilgesellschaft auch bei der Aufnahme von Ukraine-Flüchtlinge. "Die vielen Helfenden und auch die Kirchen sind in diesen Wochen ein wahrer Hoffnungsanker, mit offenen Türen, Spenden und Trost", sagte sie.