TV-Tipp: "Der Kommissar und das Meer: Woher wir kommen, wohin wir gehen"

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18. Dezember, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Der Kommissar und das Meer: Woher wir kommen, wohin wir gehen"
Viel zu oft verschwinden Reihen und damit auch beliebte Hauptfiguren sang- und klanglos aus dem Programm. Zum Glück hat das ZDF für Robert Anders eine gleich in mehrfacher Hinsicht gute Lösung gefunden.

Walter Sittler wird im nächsten Jahr siebzig, deshalb wird es höchste Zeit für den deutschen Gotland-Kommissar, in Pension zu gehen. Aber nicht ganz: Er kehrt in seine Heimat an den Bodensee zurück, wo er das Ermitteln natürlich nicht lassen kann; aus "Der Kommissar und das Meer" wird "Der Kommissar und der See", der erste Film ist bereits abgedreht. Zunächst muss Anders jedoch seinen schwierigsten Fall lösen: In "Woher wir kommen, wohin wir gehen", der 29. Episode, steht er selbst unter Mordverdacht.

Regie führte Thomas Roth, der diesmal auch das Drehbuch geschrieben hat. Der Österreicher hat die Reihe mit elf Filmen so stark geprägt wie neben ihm nur Miguel Alexandre (acht). Seine Geschichte bildet einen würdigen Abschluss, zumal die Handlung einige Gelegenheiten für wehmütige Rückblicke bietet: In einer Augustnacht wartet der Kommissar auf eine Verabredung, die jedoch nicht kommt. Zwei Monate später wird im Gestrüpp eine bereits stark verweste weibliche Leiche entdeckt. Die Frau hatte einen Schalenkoffer dabei, dessen Inhalt unversehrt ist. Er enthält zwar keinen Ausweis, aber einen Kalender mit handschriftlichen Notizen. Der letzte Eintrag lautet "Robert": Die Tote ist Anders’ Ex-Gattin Line, die ihn vor gut zehn Jahren verlassen hat, um als Hebamme in Afrika zu arbeiten.

Er weiht seinen langjährigen Mitarbeiter Wittberg (Andy Gätjen) und Rechtsmedizinerin Ewa (Inger Nilsson) ein und bittet sie um Stillschweigen, weil er als persönlich Betroffener eigentlich nicht ermitteln dürfte. Tatsächlich scheint seine designierte Nachfolgerin, Hauptkommissarin Haglund (Maria Alm Norell), nur darauf zu warten, endlich seine Stelle einnehmen zu können. Natürlich bleibt ihr nicht lange verborgen, wer die Tote ist, und weil die Funkzellenauswertung ergibt, dass sich Anders an jenem Abend in der Nähe des Tatorts aufgehalten hat, erklärt sie ihn zum Hauptverdächtigen. Ein Motiv hätte der Kollege ihrer Ansicht nach auch: Line Anders brauchte Geld und wollte das gemeinsame Haus verkaufen, es gab Streit, da hat er sie erschlagen.

Krimis, in denen der Sympathieträger eines Mordes bezichtigt wird, sind naturgemäß immer reizvoll, auch wenn der Prolog nahelegt, dass Anders unschuldig ist. Die Rolle der ehrgeizigen neuen Kommissarin ist allerdings etwas einseitig geraten: Haglund ist nicht nur unsympathisch, sie sucht gar nicht erst nach alternativen Erklärungen für den Tod von Line und bedient sich zudem unerlaubter Methoden, um Anders zu überführen. Entsprechend groß ist das Loyalitätsdilemma, in das Robert seinen Kollegen stürzt: Im Unterschied zum Vorgesetzten wird Wittberg auch weiterhin mit dessen Nachfolgerin zusammenarbeiten müssen.

Der Rest ist übliche Krimi-Routine: Anders stößt bei seinen Ermittlungen auf zwei Männer, die in Lines Leben eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Mit dem einen, Geburtshelfer Henning (Fredrik Wagner), hat sie in Tansania zusammengearbeitet, wobei es offenbar zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist. Der andere ist aus Sicht des Kommissars der interessantere Verdächtige: Segellehrer Karlström (Magnus Krepper) hatte vor ihrer Zeit in Afrika ein Verhältnis mit Line, das die beiden zwischendurch offenbar wieder aufgefrischt haben, aber der Mann ist verheiratet; und seine junge Frau hat keine Ahnung von der Affäre.

Natürlich ergeben sich einige moderat spannende Situationen, weil Anders von der Polizei gesucht wird und sich mehrfach nur um Haaresbreite der Verhaftung entziehen kann. Einmal hechtet er sogar von der Fähre ins Meer, dabei kann er Wasser nicht ausstehen. Diese tiefe Abneigung, der die Reihe auch ihren Titel verdankt, ist im Lauf der Jahre etwas in Vergessenheit geraten, wird nun jedoch wieder zum Thema: Roberts Sohn Niklas (Sven Gielnik) erinnert sich daran, wie sie einst gemeinsam ins Wasser gesprungen sind, damit er seine Angst überwindet; er hatte keine Ahnung, dass es dem Vater genauso ergeht. Entsprechende Ausschnitte aus früheren Filmen lassen die Vater/Sohn-Momente noch berührender werden. Amüsanter Kontrapunkt sind die Szenen mit Niklas’ Freundin (Fanny Klefelt), die ihrem zukünftigen Schwiegervater mehrfach mit großer Begeisterung dabei hilft, der Polizei zu entkommen. Die einheimischen Mitwirkenden sind ohnehin gut ausgewählt und synchronisiert. Nicolay Gutscher hat Roths Drehbuch mit angenehm fließenden Kamerabewegungen umgesetzt; auch die Musik (Johannes Brandt) hat hohes Niveau.