TV-Tipp: "Mona & Marie"

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13. Dezember, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Mona & Marie"
Wenn ihre Mitmenschen sie mit Dingen konfrontieren, die sie für lästige Petitessen hält, pflegt Mona ungehalten zu werden: "Keine Details!" Um das Kleingedruckte des Alltagslebens hat sich stets der Gatte gekümmert, aber damit ist nun Schluss.

Gregor ist von einem Herzinfarkt dahingerafft worden. Der Tod hat ihn, wie Mona schockiert erfährt, auf dem Weg zu seiner Geliebten ereilt. Zu allem Überfluss ist auch das beträchtliche Vermögen des Ehepaars futsch: Gregor hat sich verspekuliert, die feudale Wohnung gehört längst der Bank, ab dem nächsten Ersten hat Mona keine Bleibe mehr; und all’ das widerfährt ihr kurz vor Weihnachten.

Christiane Hörbiger hat vor Jahren als Witwe, die unverschuldet in die Obdachlosigkeit gerät, eine ganz ähnliche Rolle gespielt, doch "Auf der Straße" war ein Drama; "Mona & Marie" ist eine Komödie. Natürlich sorgt es für eine gewisse Schadenfreude, dass die arrogante Düsseldorferin aus allen Wolken unsanft auf den Boden der Tatsachen plumpst, aber eigentlich erzählt Mathias Klaschka eine ganz andere Geschichte: Mona, von Maren Kroymann am Rand der Parodie verkörpert, hat eine Schwester, und die ist das exakte Gegenteil. Marie (Ulrike Kriener) führt eine Pension an der Nordsee und entspricht bis ins Detail dem Filmklischee des Späthippies: Sie beginnt den Tag mit meditativem Qui Gong und führt mit ihrem Lebensgefährten Harald eine Beziehung "ohne Zwänge", was in Monas Worten so viel heißt, dass sie sich jeden Kerl schnappt, der nicht bei drei auf dem Baum ist.

Zwischen den beiden Schwestern herrscht seit 15 Jahren Funkstille, weil sich Marie einst auch an Gregor vergriffen hat. Nun bittet Monas Sohn (Max Bretschneider) die Tante um Hilfe, aber diese Form des Beistands hat seiner Mutter selbstredend gerade noch gefehlt. Dass Marie, die vermeintliche Sympathieträgerin, im Grunde genauso selbstbezogen ist wie Mona, deutet Klaschka gleich bei ihrer Einführung an: Harald (Peter Prager) will ihr was Wichtiges mitteilen, kommt aber nicht dazu, weil sie keine Zeit für ihn hat; das wiederum hat zur Folge, dass in der Mitte des Films auch Marie von Wolke sieben purzelt.

Natürlich lebt "Mona & Marie" von der Konfrontation der unterschiedlichen Charaktere, und die beiden Hauptdarstellerinnen hatten sichtlich Freude an ihren Rollen. Leider haben entweder Klaschka oder Regisseur Marco Petry ("Mein Freund, das Ekel") der Geschichte offenbar nicht recht getraut, weshalb die Komödie des Öfteren übers Ziel hinausschießt. Wenn ein Althippie im Spiel ist, ist zum Beispiel stets ein Joint nicht weit. Wie immer in solchen Fällen hat der Konsum des Rauschmittels zur Folge, dass sich die beiden Damen in alberne Hühner verwandeln, die sich auf dem Weihnachtsmarkt mit Mayo und Ketchup bespritzen. Nur anfangs witzig und außerdem nur bedingt plausibel ist auch Monas Kriegsfuß mit Fremdwörtern; die Frau hat immerhin mal Jura studiert. Damit die Gags auf keinen Fall verloren gehen, findet sich zudem regelmäßig jemand, der Mona korrigiert; das klingt dann so, als müsse ein Witz erst erklärt werden, damit ihn auch alle verstehen.

Dabei sind die Übertreibungen gar nicht nötig. Die Klischees über die Düsseldorfer Schickeria (repräsentiert durch Ann-Kathrin Kramer) sind zwar auch nicht sonderlich originell, aber satirisch immerhin nur wenig auf die Spitze getrieben. Viel sympathischer ist der Film jedoch, wenn er die konträren Persönlichkeiten der beiden Schwestern eher beiläufig verdeutlicht, wobei Maries Helfersyndrom letztlich ähnlich diskriminierend ist wie Monas Standesdünkel: Zu Beginn echauffiert sich Mona über den Weihnachtsschmuck, den Hausmeister Ahmet (Aykut Kayacik) am Haus angebracht hat; dabei kennt sie nicht mal seinen Namen. Marie dagegen schließt gleich Freundschaft mit dem Mann, hält ihn allerdings für einen Geflüchteten und reagiert entsprechend verblüfft, als sie erfährt, dass er gebürtiger Düsseldorfer ist. "Mona & Marie" ist den Einwänden zum Trotz ohnehin sehr vergnüglich: dank der Spielfreude von Kroymann & Kriener, dank bissiger Dialoge, bei denen Mona politisch höchst inkorrekte Entgleisungen unterlaufen, sowie dank gelegentlicher Kleinodien am Rande. Klaschka ("Kommissarin Heller") hat sowieso einige Meriten in diesem Genre: Vom ihm waren auch die Drehbücher für "Tief durchatmen, die Familie kommt" und "Von Erholung war nie die Rede" (2015/16), die ersten und mit Abstand besten "Familie Bundschuh"-Komödien nach den Romanen von Andrea Sawatzki.