Berlin (epd). Alle zweieinhalb Tage wird in Deutschland laut Statistik eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. In nur einer Stunde erfuhren im vergangenen Jahr durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in Partnerschaften, sagte die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) unter Berufung auf die am Dienstag in Berlin veröffentlichte Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2020. Während der Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr gab es den Angaben nach keinen eindeutigen Anstieg der polizeilich erfassten Fälle. Es wird aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Der Erhebung zufolge wurden 2020 insgesamt 139 Frauen und 30 Männer Opfer von tödlicher Partnerschaftsgewalt. Ein Jahr zuvor waren es 117 Frauen und 32 Männer. Lambrecht kritisierte, dass in dem Zusammenhang manchmal von einer „Familientragödie“ gesprochen werde. Es handele sich um nichts anderes als um ein Gewaltdelikt, betonte sie. Von einer Familientragödie spreche sie dann, wenn zum Beispiel eine Mutter von drei Kindern an Krebs versterbe.
Die Zahl der Fälle von Gewalt in bestehenden und ehemaligen Partnerschaften sei im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent auf 146.655 gestiegen, hieß es. Von mehr als 122.000 Tatverdächtigen waren den Angaben nach rund 80 Prozent männlich und etwa 20 Prozent weiblich. Am häufigsten seien Menschen zwischen 30 und 40 Jahren betroffen gewesen.
Die Partnerschaftsgewalt umfasst laut Bundeskriminalamtspräsident Holger Münch verschiedene Straftaten vom Stalking über Freiheitsberaubung, Vergewaltigung, Körperverletzung bis hin zum Mord. Er betonte, die präsentierten Zahlen seien nur das Hellfeld. Es gebe auch ein sehr erhebliches Dunkelfeld.