TV-Tipp des Tages: "Lotta & die großen Erwartungen" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Lotta & die großen Erwartungen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Lotta & die großen Erwartungen", 10. Mai, 20.15 Uhr im Zweiten
Titelheldin Lotta arbeitet zwar als Altenpflegekraft, doch die Herrschaften sind derart munter und fidel, dass sie im Seniorenheim seltsam deplatziert wirken.
10.05.2012
evangelisch.de

So kann man den Themenkomplex demografischer Wandel und Pflegenotstand natürlich auch behandeln: in dem man ihn einfach ignoriert. Titelheldin Lotta arbeitet zwar als Altenpflegekraft, doch die Herrschaften sind derart munter und fidel, dass sie im Seniorenheim seltsam deplatziert wirken. Dement ist im Haus Abendrot keiner, Pflegefälle gibt es auch nicht, und aller Zeitnot und allem Stress zum Trotz verbringt Lotta auch mal eine ganze Nacht am Bett einer Sterbenden. Allerdings ist "Lotta & die großen Erwartungen" auch kein Drama über Alte, sondern eine Tragikomödie über eine junge Frau. Sie ist in "freudiger Erwartung", wie das zu Großmutters Zeiten hieß, aber die Zeiten haben sich geändert: Lotta möchte das alles andere als vorsätzlich gezeugte Leben in ihrem Bauch schleunigst wieder loswerden.

Leben vergeht, Leben entsteht

Das Drehbuch von Sebastian Orlac orientiert sich an dem Roman "Die letzten Dinge" von Annegret Held. Den hat das ZDF vor zwei Jahren schon einmal verfilmen lassen ("Lotta & die alten Eisen", Autor damals: Stefan Rogall), weshalb die zweite Version der ersten zwangsläufig recht ähnlich ist. Erneut beginnt die Geschichte damit, dass Lotta ihre Stelle im Altenheim antritt, wenn auch diesmal mit Diplom und Auszeichnung. Erneut gerät sie schon am ersten Tag mit der Chefin aneinander (damals Barbar Auer, diesmal Jule Ronstedt), zumal der Dame der Ruf anhängt, die Einrichtung abwickeln zu sollen. Und selbstredend sorgt Lotta mit ihren unkonventionellen Methoden für allerlei positiven Trubel in der beschaulichen Residenz. Ihre Schwangerschaft verbreitet sich wie ein Lauffeuer und ist auch dramaturgisch ein hübscher Komplementäreffekt: Leben vergeht, Leben entsteht.

Die ohnehin überschaubare Handlung ist deutlich episodischer erzählt als beim ersten Mal, aber das Vorzeichen ist das gleiche: Es mag die eine oder andere komische Situation geben, doch der Film ist weit davon entfernt, eine ausgelassene Komödie zu sein; das gilt angesichts des ernsten Themas erst für Lottas Wechselbäder der Gefühle.

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Regie führt wie im ersten Teil Edzard Onneken, wovon vor allem Josefine Preuß profitiert: Nicht nur die Hauptfigur hat sich weiterentwickelt, auch ihre mittlerweile 26 Jahre alte Darstellerin hat sich längst vom Klischee des ulkigen Teenagers emanzipiert. Entsprechend innig und schön sind die Szenen mit Lotta und dem alten Eisen, zumal Orlac gerade für Jockel Tschiersch und Irm Hermann einige wunderbare Szenen geschrieben hat.