Der Titel verdankt seine Existenz dem Beruf der Hauptfigur: Holly (Nadine Warmuth), Ende dreißig, ist die Wetterfee eines regionalen Fernsehsenders. Holly lebt seit zehn glücklich mit Gärtner Julien (Mathias Harrebye-Brandt) zusammen. Auch wenn sie ihn nicht "Dad" nennen: Die beiden 16 Jahre alten Zwillinge Leo und Lisa, die Holly mit in die Beziehung gebracht hat, betrachten ihn als Vater. Die Idylle gerät in erhebliche Gefahr, als eines Tages der Erzeuger der beiden Geschwister auftaucht: Vince (Gabriel Merz) war einst Hollys spanischer Sommerflirt. Er hatte damals zwar keine Ahnung von seiner Vaterschaft, aber unmissverständlich klargemacht, dass Kinder in seinem Leben keinen Platz haben. Nun findet er jedoch Gefallen an der Vorstellung, gemeinsam mit Holly und den Kindern die letzten 16 Jahre nachzuholen. Verbittert muss Julien mitansehen, wie seine Zukunft zusammenbricht wie ein Kartenhaus: Gerade noch wollte er Holly heiraten, ein Kind zeugen und die Teenager (Noah Kraus, Johanna Hens) adoptieren, da droht er nun alles zu verlieren. Zu allem Überfluss findet sein Vater Richard (Frieder Venus) durch Zufall heraus, dass er nicht Juliens leiblicher Vater ist. Der Sohn will die gemeinsame Gärtnerei modernisieren und in einen nachhaltigen Betrieb umwandeln; als ein Streit darüber eskaliert, verliert er auch noch seine Arbeit.
Die Sonntagsfilme im "Zweiten" beeindrucken regelmäßig durch unerwartete erzählerische Vielschichtigkeit. Das gilt auch für "Morgens stürmisch, abends Liebe". Nebenfiguren wie Lisa und Richard bekommen ihre eigene Geschichten, die mal im Guten, mal im Schlechten Einfluss auf die eigentliche Handlung haben: Als Julien mitten in der Beziehungskrise einen positiven Schwangerschaftstest im Müll findet, ist er prompt überzeugt, Holly wolle ihm ein Kind vorenthalten. Sein verwitweter Vater verliebt sich in eine gleichfalls alleinstehende Ärztin (Michaela Rosen), die ihm klar macht, dass wirkliche Vaterschaft keine Frage von genetischer Verwandtschaft sei, denn darauf läuft die Botschaft des Films selbstverständlich hinaus. Das erfahrene Autorenduo Martin Wilke und Jochen S. Franken hat diverse Drehbücher für Reihen wie "Rosamunde Pilcher", "Traumschiff" und "Kreuzfahrt ins Glück" geschrieben und weiß natürlich, welche Zutaten ein Sonntags-Cocktail braucht, weshalb es auch ein paar komische Momente gibt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Regie führte Stefan Bartmann. Er hat bereits ein gutes Dutzend Drehbücher umgesetzt, die Wilke allein verfasst hat, und auch einige der gemeinsamen Arbeiten von Wilke und Franken verfilmt. Bartmann dreht seit gut zehn Jahren praktisch ausschließlich fürs "Herzkino" im ZDF; über dreißig Arbeiten sind in dieser Zeit entstanden, und das bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Inhaltlich mag "Morgens stürmisch, abends Liebe" für die eine oder andere Überraschung sorgen, optisch ist das Drama ein Film von der Stange. Das liegt in erster Linie an der Bildgestaltung und der Musik. Kameramann Marc Prill ist ähnlich routiniert wie der Regisseur und an dessen Arbeiten in der Regel beteiligt; auch Komponist Andreas Weidinger ist ein alter Sonntagshase. Die jüngste Zusammenarbeit des Trios zeigt mag den Ansprüchen von Sender und Produktionsfirma genügen, aber sie zeigt überdeutlich, dass Routine nicht nur für Professionalität steht. Von offenkundiger Einfallslosigkeit sind beispielsweise die Szenenwechsel, die Bartmann und Prill immer wieder auf gleiche Weise einführen: Entweder fliegt die Kamera auf die Küste zu oder sie schwenkt in der Längsachse vertikal vom Himmel herab. Weidinger wiederum, der schon in einigen Krimis gezeigt hat, dass er auch ganz anders kann, nutzt jede Gelegenheit für musikalische Höhenflüge. Wenn Ärztin Lauren andeutet, dass sie einer Romanze nicht abgeneigt sei, sorgen entsprechende Klänge dafür, dass die Situation nicht misszuverstehen ist; dabei lässt auch Bartmanns Inszenierung keinerlei Fragen offen.
Interessant ist dagegen die Besetzung der ausnahmslos überzeugenden Schauspieler. Gerade Gabriel Merz, seltsamerweise nicht viel öfter zu sehen, ist eine ausgezeichnete Wahl für die Rolle des Antagonisten: Vince ist ein charismatischer Typ, der Leo und Juliens Vater umgehend für sich einnimmt, zumal er seit der Affäre mit Holly als Koch in der ganzen Welt rumgekommen ist und entsprechend viel zu erzählen hat. Allerdings arbeitet er auch mit fiesen Tricks, um Julien auszustechen; Lisa hält ihn ohnehin für einen Blender. Als viriler Typ ist Merz, der schon in der Degeto-Komödie "Leichtmatrosen" (2017) einen guten Eindruck hinterlassen hat, ohnehin der perfekte Gegensatz zu Mathias Harrebye-Brandt; Julien fällt eher in die Kategorie Vaterfigur mit Bart und Bauch. Anders als sonst in den "Pilcher"-Filmen ist der Nebenbuhler diesmal also nicht von vornherein chancenlos, selbst wenn Holly bei seinen Avancen nicht schwach wird. Nadine Warmuth wird der Zielgruppe am ehesten aus "Sturm der Liebe" bekannt sein, wo sie ein typisches Soap-Biest gespielt hat (2013 bis 2015). Gut besetzt sind auch die beiden Jugendlichen; vor allem Johanna Hens macht ihre Sache ziemlich gut und ist nach der Erstausstrahlung des Films (2019) beim ZDF bestimmt auf der Liste mit vielversprechenden Nachwuchsdarstellern notiert worden.