Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat die Protestant:innen in der Pfalz und Saarpfalz trotz aller Probleme der Kirche zu Zuversicht aufgerufen. Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen werde auch in Zukunft gebraucht, sagte Wüst am Donnerstag zum Auftakt der ersten Tagung der neu gewählten pfälzischen Landessynode. Gerade in schwierigen Zeiten zeige sich, wie tragfähig diese Gemeinschaft, dieses "Bündnis fürs Leben", sei. Die Synodaltagung findet digital per Videokonferenz bis einschließlich Samstag statt und wird öffentlich über den landeskirchlichen Youtube-Kanal übertragen.
"Von Gott gestiftet, gewollt und begleitet, hat eine Kirche Zukunft", sagte Wüst. In ihrem Denken, Glauben und Handeln müsse dieser Optimismus deutlich werden. Vor allem aber müsse sich die Kirche vergewissern, "wer wir als Kirche sein wollen". Auf ihrem Weg in eine gute Zukunft müsse die Kirche Neues wagen und auch das Risiko des Irrtums und Scheiterns eingehen. Dabei müsse sie den "Weg vom Konjunktiv zum Indikativ" gehen: vom "man müsste, man könnte, man sollte" zum "wir können, wir wollen wir machen".
Stimme für Schwache erheben
Die Zukunft der Kirche beginne nicht irgendwann, sondern im Hier und Heute "mit offenem Herzen für Gott und einem mutigen Schritt nach vorn", machte Wüst deutlich. Gemeinsam mit der auf sechs Jahren gewählten Synode wolle sie den Prozess von Wandel und Veränderung gestalten. Vor allem müssten junge Menschen ihren Platz in der Kirche finden können. Stärker als bisher müsse die Kirche zudem ihre Stimme für Mitmenschlichkeit und die Schwachen in der Gesellschaft erheben, um besser wahrgenommen zu werden. Wichtig sei das Wort der Kirche etwa zu den Themen Klimaschutz, Geflüchtete, Kinderarmut und Bildungsgerechtigkeit, sagte die Kirchenpräsidentin.
In ihren Grußworten sprachen die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den derzeit 50 Vertreter:innen der neuen pfälzischen Synode Mut für ihre Arbeit zu. Für ihre Landesregierungen sagten Dreyer und Hans den Synodalen eine gute Zusammenarbeit zu und betonten, die Arbeit der Kirche und ihre gute Botschaft würden gerade in Corona-Zeiten dringend gebraucht. Das Entscheidende für die Zukunft der Kirche sei es, sich "von Gott berühren zu lassen, seine Liebe in unserem Herzen zu spüren und sie dann vielleicht auch selbst auszustrahlen", sagte Bedford-Strohm.
Synode wählt neues Präsidium
Die Landessynode wählte aus ihrer Mitte ein fünfköpfiges Präsidium, das ihre Sitzungen vorbereitet und leitet: Der bisherige Synodalpräsident, der ehemalige Kaiserslauterer Rechtsanwalt Hermann Lorenz (71) wurde in einem zweiten Wahlgang mit 25 Stimmen knapp wiedergewählt. Als erster Vizepräsident wurde der ehemalige Ministerialrat Joachim Schäfer (65) aus Carlsberg gewählt, der in der Vorgängersynode bereits zweiter Vizepräsident war. Zweite Vizepräsidentin wurde die Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Christine Schöps (59) aus Haßloch. Als Beisitzerinnen wurden die Lehrerin Daniela Freyer (46) aus dem saarpfälzischen Homburg sowie die Verwaltungswirtin Evelin Urban (56) aus Friedelsheim gewählt.
Kirchenpräsidentin Wüst hatte die Synodentagung am Donnerstagmorgen mit einem virtuellen Abendmahlsgottesdienst eröffnet. Am Freitag stehen unter anderem die Wahl von Synodalvertretern in die Kirchenregierung sowie die Berufung von Jugendvertretern auf dem Programm. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche.