Würzburg (epd). Trauer, Appelle zum Zusammenhalt und noch viele offene Fragen: Nach der Messerattacke von Würzburg, bei der drei Frauen ums Leben gekommen sind, sitzt der Täter in Untersuchungshaft. Was den 24 Jahre alten Somalier zu den Morden antrieb, blieb am Wochenende indes weitgehend unklar. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer „entsetzlichen Gewalttat“. Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) warnte angesichts der Herkunft des Täters vor Pauschalurteilen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Sonntagnachmittag bei einer ökumenischen Trauerfeier im Kiliansdom, die Nachricht von den Morden habe „die Angehörigen, die ganze Stadt und alle ins Herz“ getroffen. Er warnte davor, diese „hasserfüllte Tat“ mit Hass oder Rache zu beantworten. Klischees und Vorverurteilungen würden den Opfern und Angehörigen nicht helfen, sondern nur noch weitere Wunden reißen. Der Täter habe zwar einen Migrationshintergrund, aber es hätten eben „auch Bürger mit Migrationshintergrund geholfen“, den Täter aufzuhalten: „Gut und Böse sind keine Frage von Religion oder Nationalität, sondern sie sind häufig nicht zu erklären.“
Wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag in Würzburg vor Journalisten sagte, sehen die Ermittler den Mann als Einzeltäter. Noch sei nicht bekannt, welche Bedeutung die Psyche des Mannes hatte und ob es ein islamistisches Motiv gab.
Die Tatwaffe hatte er am Freitagnachmittag in einem Kaufhaus an sich genommen und dort zunächst eine Verkäuferin sowie zwei weitere Frauen erstochen. Im Anschluss attackierte er weitere Menschen in der Innenstadt. Drei Frauen, ein elf Jahre altes Mädchen und ein 16 Jahre alter Jugendlicher wurden schwer, eine weitere Frau und ein Mann leicht verletzt. Gegen den Festgenommenen wurde am Samstag Haftbefehl unter anderem wegen dreifachen Mordes erlassen. Laut Zeugenaussagen soll er während der Tat „Allahu Akbar“ („Gott ist am größten“) gerufen haben.
Der Mann sei in der jüngsten Vergangenheit bereits wegen eines Angriffs auf Mitbewohner aufgefallen und vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden, sagte der Bamberger Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler. Der Somalier lebe seit 2015 in Deutschland, genieße subsidiären Schutz im Rahmen eines Asylverfahrens und halte sich somit legal im Land auf.
Bundespräsident Steinmeier sagte am Samstag in Berlin, der Täter habe äußerst brutal gehandelt. Dafür werde er durch den Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen. „Ich bin in Gedanken bei denen, die ihre Nächsten verloren haben“, sagte er.
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, schrieb bei Twitter, die Ermittlungen würden ergeben, was den Täter antrieb. „Sicher ist: Seine entsetzliche Tat richtet sich gegen jede Menschlichkeit und jede Religion“, fügt er hinzu.
Oberbürgermeister Schuchardt warnte in einem offenen Brief davor, die ausländische Bevölkerung nach der Messerattacke nun unter Generalverdacht zu stellen. Die Verbrechen Einzelner seien niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen oder Staatsangehörigkeiten zurückzuführen. „Auch wir Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht pauschal verurteilt. Genauso wenig gilt dies jetzt für Somalier oder generell Geflüchtete. Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben“, forderte der CDU-Politiker.
Thorsten Frei (CDU), stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, warnte vor voreiligen Schlüssen. „Es ist noch zu früh, um politische oder rechtliche Schlussfolgerungen aus dem Fall zu ziehen“, sagte der der Tageszeitung „Welt“ (Montag). Zu viele Umstände seien bislang noch unklar, gerade auch hinsichtlich des Motivs.